Sonntag, 6. November 2011

Ein bescheidener Vorschlag


Tja, wie können wir der griechischen Wirtschaft unter die Arme greifen? Mir ist da letztens etwas Großartiges eingefallen (ich gebe zu, die Idee ist nicht wirklich von mir, Wilfried Schmickler hat vor ein paar Jahren bereits etwas ähnliches vorgeschlagen): Wenn man bedenkt, dass Griechenland außer Olivenöl noch sonniges Wetter und Inseln im Überfluss hat, wäre es da nicht ein Gedanke, ein paar dieser Inseln zu einen angemessenen Preis zu pachten und als Deppeninseln zu benutzen? So als eine Art nettes Guantanamo? Wenn ich was zu sagen hätte in diesem Land, dann würden dort alle zwangsweise hingebracht, die den Alltag unnötig stressig machen.

Es würde übrigens an nichts fehlen, na ja, an fast nichts: Komfortable Unterkünfte mit Satellitenfernsehen, kostenlose Verpflegung wie auf Kreuzfahrt, gratis Mietwagen und Getränke nach Wunsch. Internet und Telefon gibt es allerdings nur einmal die Woche für eine Stunde unter strenger Aufsicht. Apropos Aufsicht: Natürlich wird es Leute geben müssen, die die Inselbewohner freundlich aber bestimmt davon abhalten, ihren neuen Wohnort wieder zu verlassen. Die würde ich aus den Reihen der Athener Demonstranten rekrutieren und ihr Gehalt möge fürstlich sein. Nicht nur, weil sie täglich die schlimmsten Kackbratzen um sich hätten, die sich denken lassen, sondern auch als kleine Geste der Entschuldigung für das arrogante deutsche Überlegenheitsgehabe, das sie über Monate zu erdulden hatten.

Sollte trotzdem jemand diesen hoch motivierten Leuten durch die Lappen gehen, dann würde das nichts nützen, denn alle würden bei ihrer Ankunft neue Ausweise bekommen, in denen als Nationalität 'Deppeninsel' steht, nebst dem Vermerk: "Achtung, auf keinen Fall einreisen lassen!"

Wer soll nun zum Nutzen aller auf diese Inseln verbracht werden? Für den Anfang schlage ich all jene vor, die...
  • … Statements beginnen mit: "Ich als Leistungsträger arbeite so hart und zahle so viel Steuern, da werde ich doch wohl noch...",
  • … erzählen, sie würden "gern auch einmal ein kühles Bierchen zischen.",
  • … sich köstlich über Mario Barth amüsieren,
  • … Bücher von Hans-Olaf Henkel und Thilo Sarrazin verschenken ("Hier, solltest du unbedingt lesen. Da redet endlich mal jemand Klartext!"),
  • … 'shoppen' für ein Hobby halten,
  • … bei jeder Gelegenheit erzählen, die BILD sei ein Schmierblatt, sie aber seit Jahren jeden Tag kaufen,
  • … SUVs fahren und sich über Spritpreise sowie zu schmale Fahrspuren beklagen,
  • … ihre Umwelt mit tiefschürfenden Erkenntnissen nerven, wie: "Eigentlich gibt es in den China-Restaurants bei uns ja gar kein richtiges chinesisches Essen.",
  • … auf Konzerten oder beim Musikhören sagen: "Ich kannte die schon, da kannte die ja noch keiner!",
  • … glauben, die Todesstrafe sei eine wirksame Abschreckung und würde die Verbrechensrate senken,
  • ... im Auto mit offenen Fenstern hirnlose Bummsmusik bei 120 Dezibel laufen haben,
  • … als Arbeitnehmer immer noch die FDP wählen würden,
  • … sich regelmäßig Müll wie das Dschungelcamp oder Bauer sucht Frau anschauen, aber nur, "um auf der Arbeit mitreden zu können", 
  • … ihre Mitmenschen davon zu überzeugen versuchen, dass Gangsta-Rapper, Mickie Krause und Michael Wendler große Künstler seien,
  • … folgende Wörter im aktiven Wortschatz haben: Gutmensch, linkslink, linksgrünversifft, politisch korrekt bzw. Political Correctness,
  • ... Sätze beginnen mit: "Ich bin ja kein Nazi, aber...",
  • … einem anbieten, ein persönliches Horoskop zu erstellen,
  • … immer montags und nach jedem Urlaub mit ihren Sexgeschichten herumprahlen, 
  • … älter als zehn Jahre alt sind und Diddlmaus-Sachen sammeln,
  • … meinen, Unternehmensberater sei ein seriöser, erstrebenswerter Beruf,
  • … die Comic-Sans-Schrifttype "voll witzig" finden,
  • … überhaupt Dinge "voll witzig" finden, wie Kringel statt I-Punkte, T-Shirts mit Sprüchen wie "Bier formte diesen wunderschönen Körper" oder rülpsen und furzen in der Öffentlichkeit,
  • … satirisch gemeinte Texte mit der Überschrift "Achtung, Satire!", bzw. "Vorsicht, Satire!" versehen,
  • … sich bei Facebook anmelden und ein paar Wochen später über fehlenden Datenschutz jammern, wenn der Personalchef ihre Partyfotos gefunden hat,
  • … im Restaurant oder Café das Personal anschnauzen, grundsätzlich weder „bitte“ noch „danke“ sagen und Mitmenschen nerven mit der Frage: „Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?“...
  • … und natürlich Blogger, die ihre Intoleranz und ihre unterdrückten Aggressionen in Form von kryptofaschistischen Allmachtsphantasien ausleben und das auch noch lustig finden, weil... Nein, haltstopp! Das ist was ganz anderes.
Gut, Zwangsdeportationen sind nie schön, auch verfassungsrechtlich wäre das heikel. Aber nach Abwägung aller Faktoren würde der Nutzen deutlich überwiegen, denn es käme niemand zu Schaden und allen wäre geholfen. Eine 'Win-Win-Stuation', wie die zukünftigen Inselbewohner sagen würden: Die Insulaner könnten den ganzen Tag lang ihre Marotten pflegen und sich gegenseitig auf die Nerven gehen, während wir hier in aller Ruhe unserem Tagwerk nachgehen könnten. Gesünder wäre es auch: Alkoholismus und Bluthochdruck würden der Vergangenheit angehören, denn wir müssten nicht mehr andauernd gegen das Verlangen ankämpfen, Ohrfeigen zu verteilen. Allein mit den eingesparten Gesundheitskosten ließe sich das Projekt locker finanzieren.



2 Kommentare :

  1. Aus aktuellem Anlaß bitte ich noch um eine dringende nachträgliche Aufnahme in die Liste:
    Leute, die einen BMW fahren, der zu breit ist um an einem im beladen werden begriffenen Umzugswagen vorbei zu kommen, aber lieber die Polizei rufen als einen 200m-Umweg durch die Parallelstraße zu fahren, denn: "wir haben ein Recht darauf, jetzt hier durch diese Straße zu fahren, also schafft den halb beladenen Umzugswagen aus dem Weg!"
    Und wenn die dann auch gut weg sind, dann kann ich erst mal in Ruhe ein kühles Bierchen zischen...! ;)

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  2. Das klingt in der Tat nach einem heißen Kandidaten.
    Vorschläge werden natürlich jederzeit gern entgegen genommen - auch als Großer Gnatz kann man schließlich nicht an alles denken, nicht wahr?

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