Dienstag, 11. November 2014

Da geht was!


Kartoffelchips meide ich normalerweise. Nicht, weil ich sie nicht mag, sondern weil ich sie zu sehr mag. Einmal angefangen, kann ich meist nicht aufhören und schwuppdiwupp ist die ganze Tüte leer. Ich bin weiß Gott kein manischer Kalorienzähler, aber so eine große Tüte Chips hat leider nun einmal einen Energiegehalt wie ein frischer Uranstab und man muss ja nicht alles übertreiben. So habe ich nur welche im Haus, wenn ich mal ein paar Leute einlade. Eine Ausnahme von der Regel gibt es: Wenn ich in einer Stadt bin, in der englische Lebensmittel zu haben sind, sehe ich zu, dass ich einen großen Sack Walker's bekomme. Am liebsten die heilige Dreieinigkeit der Klassiker: Salted, Cheese & Onion, Salt & Vinegar.

Der Vorteil ist, dass diese knusprigen Köstlichkeiten in praktischen 25-Gramm-Tütchen abgepackt sind. Zugegeben, das macht eine Menge Verpackungsmüll, hilft aber sehr, beizeiten mit dem Knabbern aufzuhören. Letzte Woche war es wieder so weit: Ein lieber Freund war zu einer Fortbildung in Münster, wo es einen entsprechenden Laden gibt, und frug an, ob er auf dem Rückweg vielleicht Chips mitbringen sollte. Sollte er. Colman's Mustard, das andere unverzichtbare Lebenselixier von der Insel, hatte ich zum Glück noch in ausreichender Menge vorrätig (wer den nicht kennt, weiß nicht, was für eine Aromagranate ein simpler Sempf sein kann - doch Obacht, das Zeug ist für ungeübte Gaumen rattenscharf).

Seit längerem veranstaltet die Firma Walker's immer zum Jahresende einen in England sehr beliebten Wettbewerb: Sie denken sich neue Geschmacksrichtungen aus, bringen die in begrenzter Menge auf den Markt und die Kunden sollen dann per SMS abstimmen, welche die Beste ist. Ich hatte davon zwar mal gehört, doch war mir nie klar, um welche Geschmäcker es sich dabei eigentlich handelt. Jetzt weiß ich es, weil auf der Rückseite meines Multipacks entsprechend geworben wird:


Schlecht ausgeleuchtetes Handyfoto, ich weiß. Daher noch einmal im Klartext und auf deutsch: Gebackene Bohnen auf Toast mit Käse, Hähnchencurry, Hot Dog mit Tomatenketchup, Pulled Pork in klebriger Barbecuesauce, Waschbär (!) auf Rancher-Art, Steak Fajita. Puh.

Es heißt, Joanne K. Rowling habe sich davon zu Bertie Bott's Every Flavour Beans in ihren Harry-Potter-Romanen inspirieren lassen. Glaube ich unbesehen. Und ich hatte immer gedacht, die diversen, teils gendermäßigen Experimente deutscher Chipshersteller und Energydrink-Giftmischer seien abgefahren!

Also, liebe deutsche Lebensmittelindustrie, warum immer nur die ewige Currywurst? Da tun sich doch noch ganz andere Möglichkeiten auf, den hiesigen Knabberbacken auch regionale Genüsse wieder näher zu bringen. Macht euch doch mal Gedanken. Ich hätte da schon ein paar Ideen. Wie wäre es zum Beispiel mit Jägerschnitzel mit Pommes, Erbsensuppe mit Einlage, Labskaus mit Spiegelei, Wirsingeintopf mit Frikadellen, Brathering, Leberwurstbrot, Matjesbrötchen, Schweinsbraten mit Semmelknödeln und Rotkohl, Bockwurst mit Katoffelsalat, Gulasch mit Nudeln, Käsebrötchen, Rollmops. So für's erste. Also, da geht doch was. Nur Mut!



3 Kommentare :

  1. Chips mit Kartoffelgeschmack wäre doch mal was!

    Aber das wäre dann wohl doch zu abgefahren... :-P

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    1. Gibt' bestimmt. Im Bioladen. Kartoffeln von Hand ausgebuddelt, von Oma schonend im Tragetuch zur Manufaktur geliefert, dort von Hand geschält und im offenen Kessel frittiert und vom Chef persönlich liebevoll mit Fleur de Sel veredelt - leider für Klein- und Normalverdiener nur an Weihnachten leistbar, wenn überhaupt...

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    2. Stimmt auffallend, Herr Rose ;).

      Und um solch ein hochwertig designtes Luxus-Gut in konstanter Qualität herstellen zu können, muss jeder potentielle Mitarbeiter zunächst ein mehrtägiges Produktschulungsprogramm durchlaufen:
      http://www.youtube.com/watch?v=GVe_LoJboPI

      Ein solcher Aufwand hat natürlich seinen Preis, versteht sich ;)

      Gruss
      Rosi

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