Donnerstag, 15. Juni 2017

Schöner schleimen


Es gibt ja gute Gründe, über den gespenstischen Auftritt von Donald Trumps Kabinett irritiert bis belustigt zu sein. Wie da eine Horde offenbar um den Brown Nose Award wetteifernder Hofschranzen ihrem Herrn und Meister huldigte und sich in Liebedienereien gegenseitig überbot, dergleichen bekommt man sonst nur aus Nordkorea und in alten Römerfilmen zu sehen. Zumal die Betreffenden auf ihre Posten und damit auf die Speichelleckerei keineswegs existenziell angewiesen sind, da es sich fast ausschließlich um Leute handelt, die man höflich als finanziell unabhängig bezeichnen könnte. Keine Regierung der jüngeren Zeit hat je eine höhere Dichte an Multimillionären aufgewiesen als die Trumpsche.

Dies Schauspiel ist in der Tat bizarr. Und es lässt erahnen, wie The Donald ein Kabinett, ein Land zu führen gedenkt. Dem Augenschein nach wie eine Mischung aus Mafiaboss und Ölscheich. Die römischen Kaiser hatten bei ihren Triumphzügen wenigstens noch einen Sklaven hinter sich, der ihnen fortwährend flüsterte, dass sie sterblich seien. Beunruhigend auch, wie sich einmal mehr die völlige Charakterlosigkeit dieses Mannes manifestiert, das komplett fehlende Gespür für menschliche Kommunikation und Bullshit. Pflegen andere Chefs sich allzu offenkundige Elogen irgendwann zu verbitten, scheint Trump die byzantinische Stiefelleckerei ernsthaft zu genießen und für angemessen zu halten. Auch scheint es ihm zu entgehen, wie sehr man sich mit so was überall zum Obst macht.

So verständlich es, wie gesagt, ist, das amüsant zu finden, finde ich jedoch die Selbstzufriedenheit einiger hiesiger Kommentatoren ein wenig verdächtig. Haha, die Amis mal wieder! Wie gut, dass wir da ganz anders sind, nicht wahr?

Ich meine, bei uns käme schließlich niemand auf die Idee, sich für einen neuen Job oder überhaupt einen Job bis zum Anschlag und eventuell darüber hinaus zu verbiegen, oder? Sich vor dem Vorstellungsgespräch überleben, wie man den künftigen Arbeitgeber am schönsten rühmen und lobpreisen könnte ("Erklären Sie uns bitte, warum Sie ausgerechnet bei uns arbeiten wollen!")? Wo gibt’s denn sowas? Das wäre ja fast so absurd wie Eltern, die sich bei Schulen und Kitas irgendwie lieb Kind machen, um die Chancen ihrer Sprösslinge zu verbessern, in dieser Kita/auf dieser Schule zu landen. Lachhaft, so was! Oder, Gipfel der Absurdität, als ob hierzulande irgendjemand versuchen würde, sich für das eigene berufliche Vorkommen bei irgendwem einzuschmeicheln. Zeitschriften, die kaum etwas anderes zu enthalten scheinen, als Tipps für die Generation Schleim und Verbieg, wie man sich im Beruf unentbehrlich macht und Chefi um den Bart geht? Absurd!

Und immer wenn du denkst, dümmer geht’s nicht mehr, dann kommt von irgendwo einer herangeglitscht, der über Karriere schreibt:

"In jedem steckt ein kleiner Donald Trump: Menschen finden es schön, wenn ihnen geschmeichelt wird. Für ein bisschen Zuneigung sehen sie auch darüber hinweg, dass der Schmeichler ein egoistisches Ziel verfolgen könnte. Wer Karriere machen will, kann sich deshalb ein Beispiel an Trumps Ministerrunde nehmen. [...] Wer nach oben strebt, sollte seinem Chef so viel Anerkennung geben, wie es diesem angenehm ist und die Vorstellung von seiner eigenen Rolle verlangt - wahrscheinlich entspricht sie nicht der eines amerikanischen Superpräsidenten. [...]"In der Regel dürfte Einschleimen im Beruf nur dann etwas bringen, wenn derjenige, bei dem man sich einschleimt, den 'Manipulationsversuch' nicht als solchen bemerkt", sagt [Wirtschaftspsychologe] Kanning - das kann neben dem Vorgesetzten natürlich auch ein Geschäftspartner sein. Das Schleimen müsse also subtil geschehen." (Larissa Holzki)

Verzeihung, ich muss mal eben... Mein Frühstück, es... Ganz subtil... Würg!



4 Kommentare :

  1. Siehe dazu auch: "Unterwerfungsrituale bei Neuweltaffen" (Andy Bonetti et al., Duncker & Humblot 2002).

    AntwortenLöschen
  2. Fluchtwagenfahrer16. Juni 2017 um 09:13

    Moin Stefan,
    lass es raus, alles jetzt. Die gute Larissa, die Waldfee, wahrscheinlich die einzige die auf der Waldoofschule ihren Namen rückwärts tanzen konnte. Suppi. Auch klasse wie sie für dich und mich spricht:"In jedem steckt ein kleiner Donald Trump: Menschen finden es schön, wenn ihnen geschmeichelt wird.....
    Gaaaanztolle Abschüsse hat die Studierte auch, oder?
    Na ja, da kann ich mit meinen Studiengängen in Poppologie & Lochkunde,Wirtschaftsstudium (frag meinen Kneipenwirt) nicht gegen anstinken, obwohl ich einer der wenigen bin der in der Schwebebahn rückwärts fahren/schweben kann. Kein Applaus jetzt,ja ich weiß, man tut was man kann.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich glaube schon, dass sie mit dem ersten Satz gar nicht mal unrecht hat - so ziemlich jeder dürfte für irgendeine mehr oder minder subtile Form der Schleimerei empfänglich sein. Etwas anderes ist es halt, eine Maxime daraus stricken zu wollen

      Löschen
  3. Stalin hat seine Boys samt Familien ins Gulag gesteckt,da ist Herr Trump harmlos.Ausserdem setzt

    AntwortenLöschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.