Mittwoch, 5. Juli 2017

Provinzpossen voraus!


Nachdem 1992 Willy Brandt verstorben war, hub überall im Lande ein Umbenennen an, dass es nur so eine Art war. Neben Straßen und Plätzen wurden vor allem Schulen nach dem Friedensnobelpreisträger benannt. Hier im Kreis mögen es wohl drei bis vier sein. Netterweise alles unterschiedliche Schulformen, die sich bei der Umbenennung nur leider auch gleich der Bezeichnung ihrer jeweiligen Schulform entledigt haben. Damit es wenigstens ein bisschen kompliziert wird. Und weil man’s damals gern so machte. Daher gibt es eines Wissens nach im Umkreis von ca. 15 km je eine nach Brandt benannte Gesamt-, Haupt- und Realschule sowie ein Gymnasium (letzteres nennt sich übrigens als einziges auch so - honi soit qui mal y pense).

Mit dem Ableben des Größten Wiedervereinigungskanzlers und Ehrenwortgebers aller Zeiten steht nun zu erwarten, dass man in näherer Zukunft diversen Stadtraum und allerlei öffentliche Einrichtungen auch nach ihm benennen wird. Der hessische Ableger des stromlinienförmigen Karrieristen-Vereins Junge Union ist gleich mal mit dem Hirnfurz vorgeprescht, den Frankfurter Flughafen nach Kohl zu benennen. Netter Move für den Anfang. Warum nicht gleich den Hamburger Hafen? Dass der Münchner Flughafen nach Franz Josef Strauß benannt ist, lässt sich leicht mit dessen Verdiensten für die hiesige Luftfahrtindustrie erklären. Dass der Flughafen Berlin-Brandenburg dermaleinst auf Brandts Namen getauft werden soll, zählt nicht, denn dazu wird es eh nicht kommen, weil das Teil niemals fertig werden wird.

Hängen wir das ganze also wieder ein wenig tiefer. Auf lokale Ebene, wie eingangs. Weil ja heutzutage per Netz jeder immer und überall mitreden kann, versprechen die zu erwartenden hitzigen Leserbriefdebatten über Umbenennungsvorschläge in den Lokalzeitungen besonderen Drive. Dünkt mir die dortige, immergleiche Handvoll Stammkommentatoren doch meist noch besser in den Disziplinen Moppern und Rechthaben als bei überregionalen Postillen. So war es schon recht lustig, dass gerade die CDU-Fraktion im Stadtrat meiner (CDU-geführten!) Heimatstadt auf die Idee verfiel, ausgerechnet eine der definitiv hässlichsten und unattraktivsten Brachflächen der an sich recht schmucken Innenstadt nach ihrem ehemaligen Ehrenvorsitzenden benennen zu wollen. Auch nicht schlecht für den Anfang. Wir dürfen uns also in nächster Zeit auf etliche Provinzpossen freuen.

(Haben die nichts wichtiges zu tun??????!!1!elf!!)

Übrigens: Eine Idee für einen Straßennamen, der alle glücklich machen dürfte, habe ich schon mal. 'Kohlweg' hätte ein gewisses sprachspielerisches Etwas, das auch den erbittertsten politischen Gegner erfreuen würde.




11 Kommentare :

  1. Vielleicht könnte man eine Birnensorte nach ihm benennen. Oder ein deftiges Gericht der ländlichen Küche, die Kohl-Roulade etwa...

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  2. Wieso nicht Margaret Sanger Strasse/Marie Stopes Strasse.Beide hervorragende Frauen in Sachen Familienplanung.

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  3. Nach dem fürchterlichen Zirkus in Straßburg musste ja so was kommen.

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  4. Kohlateralschäden...

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    2. Mit Bezugnahme auf seine Aussprache des Deutschen verständlicher Vorschlag; jedoch verbietet legt sein Erscheinungsbild alles nicht-essbare. Ich bleibe bei Kohlsuppe.

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  5. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  6. Es war übrigens nicht der Politiker Brandt, sondern der Zwieback Brandt, der die Schulen zur Umbenennung nötigt. Man wollte schon mal testen. inwieweit Sponsoring Schulkosten sparen hilft.

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  7. Wie wärs mit "Julius Fromm Act" Strasse. (Fromm, grösster Kondomefabrikant während der Weimarerzeit.

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