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Samstag, 6. Januar 2024

Schätzelein

 
In Essen habe ich von 1990 bis 1996 studiert. Wiewohl die Stadt mit nie Heimat geworden ist, hängen doch einige Erinnerungen dort. Außerdem fiel mir ein, dass ich den zu recht berühmten Domschatz bloß ein Mal und sehr flüchtig in Augenschein genommen habe. Da ich ein paar Tage frei hatte, und es am Freitag zur Abwechslung mal nicht pausenlos schüttete wie aus Eimern, bot sich eine kleine Reise in die Vergangenheit an. Drei liebe Menschen, mit denen ich schon lange zu tun habe, wollten sich anschließen. Die Vorzeichen für einen netten, anregenden Tag standen also gut.

Montag, 27. November 2023

Mehrwertsteuer-Terror

 
Immer wenn Kapital sein Herz für die Nöte von Geringverdienern entdeckt, kann man sicher davon ausgehen, es mit Propaganda zu tun zu haben. Jetzt droht der nächste Ampel-Hammer: Ab Januar wird die Mehrwertsteuer in der Gastronomie von 7 wieder auf 19 Prozent angehoben. Es handelte sich dabei um eine Subvention: Der Staat verzichtete auf Steuereinnahmen, um den durch Corona-Einschränkungen, Energiekosten und Inflation gebeutelten Gastronomen Einnahmen zu verschaffen. Damit ist jetzt Schluss und das findet die Branche naturgemäß nicht nett. Herr Ivecen aus Mainz etwa:

Freitag, 19. Mai 2023

Dolce vita alla scatola


"Dosenravioli verfeinert man am besten, indem man sie ungeöffnet in den Müll schmeißt." (Kommentar auf chefkoch.de)

Zwei Dinge sollte man tunlichst nicht in einem Topf verrühren: Das, was man essen würde, wenn es sonst keine Alternative gibt zum Hungertod (das ist eine Frage des nackten Überlebens), und das, was man essen würde, wenn man mehr oder minder die Wahl hat (das ist eine Frage von Geschmack, Esskultur und meinetwegen auch von Gesundheitsbewusstsein; neuerdings immer öfter auch eine Frage der Moral).

Sonntag, 18. September 2022

Vermischtes und Zeugs (XXXI)

 
In Puncto Doofheit nehmen identitäre Canceler und rechte Recken sich in der Tat nur wenig. Dennoch erscheinen letztere mir meist noch einen Tick mehr drüber. Momentan wird sich über die Disney-Neuverfilmung des Trickfilms 'Arielle' aufgekröppt, in dem die schwarze Schauspielerin Halle Bailey die Titelrolle spielt. Mein Lieblingsargument: Eine schwarze Arielle sei voll unrealistisch, denn unter Wasser käme gar nicht genug UV-Licht an, um so braun zu werden. Jetzt bin ich weder Film- noch Pigmentexperte, aber für einen Film, dessen Hauptfigur ein Fabelwesen ist, eine Meerjungfrau nämlich, und in dem Meerestiere sprechen, singen und tanzen können, ist 'realistisch' eventuell nicht sooo die Kategorie der Wahl, will mir scheinen.

Montag, 27. Juni 2022

Separatoren-Sauerei

 
Mein längst verstorbener bayerischer Urgroßonkel verdiente seine Semmeln einst als Viehhändler. Einmal nahm er meinen Vater, der gerade zu Besuch war, mit in die Schlachthofkantine. Da gab es für kleines Geld ein Stammessen. Lüngerl mit Knödeln, Bruckfleisch, Herzragout oder saure Nierndl. Mitunter auch Stierbeutel. Oder man bediente sich für ein paar Groschen aus dem riesigen Schlachtkessel, der in der Ecke vor sich hin simmerte. Darin schwammen neben Innereien wie Lebern auch Rüssel, Pfötchen, Schwänzchen und Ohren. Vatern wandte sich mit Grausen, die versammelten Fleischer- und Viecherer-Gesellen lachten sich eins über den Saupreiß', den damischen, und hatten eine klare Meinung: Da hat einer absolut keine Ahnung, was für Leckerbissen so a Schweinderl, a Kaibi, a Kuah oder a Ochs’ so alles bereithält.

Samstag, 11. Juni 2022

Teurer Königsweg

 
Der Imperativ, sich bittesehr gesund, ausgewogen, aus frischen Zutaten zu ernähren und, wenn überhaupt mal, dann bitte nur ganz selten mal ganz hochwertiges Fleisch zu essen, mag aus ökologischer und physiologischer Sicht vernünftig sein. Nur haftet dem unter kapitalistischen Rahmenbedingungen auch immer ein unangenehmer Klassenaspekt an. Das empörte Fingerzeigen auf billiges Grillfleisch im Discount erinnert durchaus nicht zufällig an die empörte bildungsbürgerliche Frage, ob denn jetzt wirklich jeder Abitur machen und studieren müsse (will heißen: Die Welt war doch völlig in Ordnung, so lange im wesentlichen nur unsere Kinder diese Privilegien hatten und wir bestimmten, wer aus den niederen Ständen 'es schaffte').

Donnerstag, 17. März 2022

Vermischtes und Zeugs (XVI)


Eines hatte Wladi Wahnwitz wohl nicht auf der Rechnung: Dass der Krieg die Spritpreise steigen lässt und dass nichts den Wehrwillen der deutschen Bevölkerung derart anstachelt wie teures Tanken. Merke: Über "Benzin-Wut!" können hier Regierungen stürzen. Wenn Leute sich teure Mieten nicht mehr leisten können -- nun ja, da wird schon auch berichtet. Aber mehr so mit dem Unterton: Können sich ja eine billigere Wohnung suchen. Oder aufs Land ziehen. Wenn aber der Liter Super irgendeine magische Grenze reißt, sind die Medien voll mit O-Tönen empörter und verzweifelter Tankstellenkunden.

Samstag, 29. Januar 2022

Vermischtes und Zeugs (XIV)

 
Es gibt Länder, in denen sind Staatsgeheimnisse die Abschusscodes von Atomraketen. Oder die Baupläne streng geheimer Atom- und Brennstoffzellen-U-Boote. Aufmarschpläne. Neue Panzer. Irgendwas mit Militär und Krieg halt. In Österreich ist es die Faltung der Kaiserserviette. Jenes "Geheimnis [...], wie aus einem etwa einen Quadratmeter großen Stück Stoff ein kunstvoll gefaltetes Gebilde wird, in dem zwei Stück frisches Jourgebäck (ein Semmerl links, ein Salzstangerl rechts) Platz haben, das einer liegenden Lilie nachempfunden ist - und nur ganz kindische Menschen ein bisserl an ein männliches Gemächt erinnert." Felix Austria!  

Dienstag, 28. Dezember 2021

Deutsche Billigesser, revisited


Es grüßt mal wieder von fern ein Murmeltier. Mit der Zuverlässigkeit eines alten Kübelwagens oder VW Käfer wird alle paar Jahre die Sau durchs Dorf getrieben, in Deutschland seien Lebensmittel zu billig, die Deutschen in toto ein Volk von Sparfüchsen und Billigfraßfressern. (Moment mal! Sau durchs Dorf treiben? Denkt denn keiner an das Tierwohl???!) Das war Quatsch und ist Quatsch. Die relativen Ausgaben der deutschen Privathaushalte für Lebensmittel bewegten sich 2014 im soliden europäischen Mittelfeld und unterschieden sich nur marginal von denen in Frankreich und Italien.

Donnerstag, 29. Juli 2021

Sommerloch: Mittags. Pause am Rande des Ruhrpotts

 
Mein Problem mit Kantinen (Wdh.)

Ein Mittagesser bin ich schon lange nicht mehr. Zwar esse ich gern gut, aber dummerweise pflege ich nach einer ordentlichen Mahlzeit für längere Zeit in eine Art Fresskoma zu fallen. Muss ich nicht haben. Kann daran liegen, dass mein Organismus eher auf Nachteule gepolt ist. Wenn es im Sommer heiß ist, käme ich erst recht nicht auf die Idee, mir in der Mittagshitze noch etwas Warmes einzupfeifen. Normalerweise frühstücke ich solide, esse abends in aller Ruhe warm und rette mich mittags mit etwas Mitgebrachtem über den Tag. Mögen Ernährungsexperten meinetwegen rummoppern, aber so funktioniert's für mich nun einmal am besten.

Montag, 17. Mai 2021

Felix Austria

 
"Wenn die Welt untergeht, dann gehe ich nach Wien. Dort passiert alles zehn Jahre später." (u.a. Gustav Mahler und Karl Kraus zugeschrieben)

Dass Österreich gerade besonders von Arbeitslosigkeit betroffen ist, dürfte unter anderem daran liegen, dass ganze Teile des Landes vom Tourismus abhängen. Und der liegt nun einmal größtenteils darnieder. Nun hat der ÖVP-Wirtschaftsbund kürzlich ein Positionspapier vorgelegt, in dem gefordert wird, den Druck auf Arbeitslose zu erhöhen. Konkret, das Arbeitslosengeld, das in etwa mit dem hiesigen ALG I vergleichbar ist, zu kappen. Weiterhin soll die Höhe des Arbeitslosengeldes mit Dauer des Bezuges sinken. Auch sollen Zumutbarkeitsgrenzen für Fahrzeiten abgesenkt werden.

Dienstag, 13. April 2021

Die Zerstörung des Spargels

 
Endlich! Endlich beginnt das, was ich hier seit Jahren immer wieder schreibe (etwa hier, hier und hier), im Mainstream anzukommen: Das Tamtam um das glipschige, geschmacksarme, Böden auslaugende Liliengewächs ist reichlich sinnfrei. Und anderen ungefragt mit seiner saisonalen Spargelfresserei auf den Dömmel zu gehen, nervt erst recht. Spargelkritik scheint nunmehr die Mitte der Gesellschaft zu erreichen. Zeit war's. Nimm dies, Spachgel!

Dienstag, 16. Februar 2021

The Fleischsalat Years

 
Aschermittwoch special: Carne, vale!
 
Erinnert sich noch wer an Stulli, das Pausenbrot? Das war die Hauptfigur eines Comics von Rattelschneck, der bis 2012 in der 'Titanic' erschien. Stulli war eine humanoide Klappstulle und von dem Wunsch beseelt, endlich genüsslich von jemandem verputzt zu werden. Das scheiterte regelmäßig daran, dass alle sich sofort reihernd übergaben, sobald sie erfuhren, dass Stulli "schön mit Margarine beschmiert und dick mit Fleischsalat belegt" sei.

Dienstag, 24. November 2020

Abgänge (2)

 
Früher war das so, dass ich jeden Tag in der Frittenbude Currywurstpommesmayo hätte essen können (was ich zum Glück nicht getan habe). Die Begeisterung hat sich inzwischen ziemlich gelegt. Hin und wieder mal, aber man bekommt auch im Ruhrpott immer seltener eine wirklich gute Currywurst. Eine sensationelle gibt es bei Döveling an der Bochumer Straße. Die Sauce kommt aus dem Topf, in der die Schaschlicks über Stunden butterweich dünsten. Die andere Spezialität sind Hähnchen. Die entseelten Flattermänner werden vorgegart, kommen kurz vor dem Verkauf noch mal in die Fritteuse ('letzte Ölung' genannt) und werden dann großzügig mit einer selbstgemixten Gewürzmischung eingestäubt.

Mittwoch, 24. Juni 2020

Not a bug


Der 'Skandal' um Großabstecher und -zersäbler Tönnies ist nicht Ursache, sondern bloß Symptom

Wie Globalisierung funktioniert, wurde mir mal während der Neunziger klar, als ich als Student in einer Druckerei jobbte. Jeden Mittwochabend, kurz vor Feierabend, kam ein Vierzigtonner auf den Hof mit den Werbebeilagen eines großen Verbrauchermarktes. Jedes Mal 11 bis 13 Paletten, vor Weihnachten schon mal bis zu 15. Die wurden immer dem Gratis-Anzeigenblatt beigelegt, das freitagnachts gedruckt wurde. Zwar ist Abladen Aufgabe des Fahrers, doch die Paletten mussten noch in den Korridor gefummelt werden. Dort wurden sie zwischengelagert, damit man sie nicht extra aus dem Lager holen musste. Eine lästige Arbeit, denn eigentlich war man im Geiste schon zu Hause. Manchmal verspätete sich die Lieferung, dann hieß es warten.

Samstag, 13. Juni 2020

Gegenaufklärung im Biomarkt


Gegen ökologischen Landbau und dessen Erzeugnisse ist nichts zu sagen. Auch ich konsumiere zum Teil bio, wenngleich nicht aus ethischen, denn aus pragmatischen und kulinarischen Gründen. Mich interessiert vor allem, ob es besser schmeckt, und das tut es oft. Ist pure Physik. Ein Koch verriet mir mal den Trick, bei Gemüse immer nach möglichst kleinen Exemplaren Ausschau zu halten, denn die schmeckten konzentrierter. Bei ertragsoptimierten, gedopten Großgemüse bestünde das zusätzliche Volumen nur aus Wasser. Ein Prinzip, das auch jeder Winzer kennt, der aus Qualitätsgründen seine Reben zurückschneidet. Dass die sprichwörtliche schrumpelige Bio-Möhre oder der deutlich kleinere Bio-Apfel besser schmecken, ist also keine Esoterik.

Dienstag, 2. Juni 2020

Bye bye, Bufett!


"Das Frühstücksbufett ist tot", meint Gastronomieberater Jörg Reuter. "Und das ist auch gut so!", möchte man da ergänzen. Und zwar nicht nur Frühstücksbuffetts. All you can eat-Bufetts sind eine Entwicklung der letzten 20 Jahre. Sie basieren auf der Rechnung, dass es billiger ist, ein Überangebot vorzuhalten, dessen Reste vernichtet werden, als ausreichend Servicepersonal. Sparen am Service, gib ihnen zu fressen, lautet die Devise. Bufett sieht aus wie das Versprechen eines Schlaraffenlandes, ist aber letztlich bloß in Vitrinen gekübelter Wareneinsatz, "ein Symptom für Serviceunlust und Personalabbau" (Buggisch). An dem Elend ändern auch einzelne rühmliche Ausnahmen wie das inzwischen geschlossene Café Seitenblick in Bochum und Essen nichts.

Sonntag, 31. Mai 2020

Normalität, eingeschränkte


Re: voriger Post, letzter Absatz

Fürs Schwimmen muss man sich anmelden, in Kneipen und Restaurants Namen und Adresse hinterlassen. Lästig. Und nicht immer datenschutzkonform (beim Verlassen eines Ladens konnte ich der am Eingang offen ausliegenden Liste problemlos Namen, Adresse und Telefonnummer der attraktiven jungen Dame, die nach mir den Laden betreten hat, entnehmen - üben wir noch). Aber trotzdem...

Freitag, 22. Mai 2020

Hungernde Kinder


Leider ist ein wenig untergegangen, dass der zu recht heftig kritisierte Tübinger OB Palmer in einem SAT 1-Interview nicht nur meinte, man solle sich überlegen, ob es sich wirklich lohne, Menschen zu behandeln, die ein halbes Jahr später sowieso tot seien. Palmer verwies weiters darauf, dass die weltweiten Zerstörungen der Weltwirtschaft nach Einschätzung der Vereinten Nationen allein dieses Jahr zusätzlich eine Million Kinder das Leben kosteten. Woher er diese Zahl genau nahm bzw. wie sie zustande gekommen ist, ließ er offen. Ist aber nicht wichtig, denn wer die Karte mit den hungernden Kindern ins Spiel bringt, hat den Moral high ground inne.

Dienstag, 12. Mai 2020

Systemrelevante Wurst


Was anstelle von Fleisch verzehrt zu werden pflegt, umwehte und umweht teilweise immer noch etwas mumpfig Freudloses. Grünkernbratlinge, mit denen sich auch Eishockey spielen ließ. Weitgehend geschmacksfreier Tofu. Gummiartiges Wurstimitat. Yuck. Wenn das so war, dann hatte das nicht nur mit mangelndem Knowhow zu tun, sondern auch damit, dass die Entscheidung, solche Produkte zu essen, nicht aus Gründen des guten Geschmacks erfolgte, sondern oft aus ethischen. Lecker war da erst mal nicht so wichtig. Nun bin ich zwar weder Vegetarier noch Veganer, dafür aber geradezu manisch neugierig. Und so geriet ich letztens an dieses Produkt und griff zu. Im Dienste der Wissenschaft, versteht sich.