Freitag, 27. April 2012

Niemand ist völlig unschuldig

Hervorragendes Feature von Ken Jebsen zu Anders Breivik, Medien und vielem mehr aus dem letzten Jahr. Vor ein paar Tagen bereits bei Paulinchen ist allein zu Haus, aber so hörenswert, dass ich mir erlaube, es hier noch einmal einzustellen:



Übrigens, liebe Norweger: Danke, danke, danke!


Sonntag, 1. April 2012

Mein Leben als Eindringling


Interessant, was man als kinderloser Mittvierziger, der normalerweise tagsüber arbeiten muss, auf seine alten Tage noch so alles lernen kann. Mir war klar, dass Frauen sich in den vergangenen Jahrzehnten ihre Freiräume erkämpft haben, teils gegen erheblichen Widerstand: Es gibt Frauenhäuser, Frauenparkplätze, Frauenbeauftragte, Frauensaunen, Frauenschwimmen im Hallenbad und so weiter. Einzig Frauenbuchläden scheinen mir in letzter Zeit ein wenig auf dem absteigenden Ast zu sein. Nicht klar jedoch war mir, dass es, abhängig von der Tageszeit, noch eine ganze Reihe weiterer Frauenrefugien gibt, in die man als Mann besser nicht seinen Fuß setzt, will man nicht von akuten Kastrationsängsten befallen werden.

Dienstag, 6. März 2012

Das psychopathische Manifest


Ayn Rands Ideen sind zum Marxismus der neuen Rechten geworden

George Monbiot

Man kann mit einigem Recht sagen, dass es so ziemlich die widerwärtigste Philosophie ist, die die Nachkriegswelt bislang hervorgebracht hat. Selbstsucht, heißt es, ist gut, Altruismus böse, Mitgefühl irrational und zerstörerisch. Die Armen sind selbst schuld, wenn sie sterben, die Reichen hingegen verdienen uneingeschränkte Macht. Wo immer das bisher ausprobiert wurde, ist es katastrophal und mit Pauken und Trompeten daneben gegangen. Trotzdem waren die Thesen der vor dreißig Jahren verstorbenen Ayn Rand noch nie so einflussreich wie heute.

Montag, 12. Dezember 2011

Die zunehmende Verlärmung der Welt


Was für ein Herdentier der moderne Mensch ist, lässt sich sehr schön an Dingen sehen von denen, niemand je geglaubt hat, dass sie jemals in Mode kommen würden. Zum Beispiel Biathlon. Früher war das eine Veranstaltung, die fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, abgesehen von ein paar angeglühten Einheimischen, die ihren Kater vom Vorabend auslüfteten. Aktiv wurde das betrieben von knorzigen Naturburschen mit seltsamen Namen wie Peter Angerer und Eirik Kvalfoss, die, wenn sie denn redeten, unverständliches Idiom sprachen und auf Langlaufskiern einsam durch verschneite Wälder ächzten. Alle paar Kilometer wurde angehalten, der auf dem Rücken mitgeführte Schießprügel zur Hand genommen und auf schwarze Scheiben geschossen, die bei dichtem Schneetreiben in der Ferne kaum auszumachen waren. Es wirkte alles so skurril und auf so rührende Weise altmodisch, dass es mich nicht überrascht hätte, wenn da mit Vorderladermusketen rumgeballert worden wäre.

Ein kurzes sonntägliches Zappen durch die Kanäle offenbarte es mal wieder: Gegen das, was heutzutage beim Biathlon abgeht, ist das Dortmunder Westfalenstadion an einem Heimspieltag geradezu eine Oase der Ruhe. Biathlon ist offenbar hip bzw. angesagt. Das bedeutet, es zieht ein junges, erlebnishungriges Publikum der werberelevanten Zielgruppe an. Das wiederum bedeutet, dass eben dieses Publikum es zu einer Jubel-, Kreisch- und Brüllhölle degeneriert hat. Und wenn mal zwischendurch zwei Sekunden Ruhe herrscht, dann bölkt ein eigens angemieteter Anheizer mit Mikrofon die Menge an, gefälligst mal etwas lauter zu sein.

Dieses Schicksal teilt Biathlon mit anderen Sportarten, wie etwa dem Skispringen. Dort stürzten sich bis in die Achtziger leichtgewichtige Bubis, von denen die meisten aussahen, als dürften sie noch nicht Auto fahren und die von dem, was sie da taten, nicht leben konnten, unter höflichem Applaus des Publikums halsbrecherisch steile Hänge hinunter. Bei der Vierschanzentournee wurde es mal lauter, weil zur Anfeuerung traditionell die landestypischen Kuhglocken geschwungen wurden. Die Sieger kamen normalerweise entweder aus der DDR und redeten Sächsisch oder aus Finnland und hatten ein Alkoholproblem. In den späten Neunzigern kamen auf einmal ein paar Deutsche zu Erfolgen und plötzlich erkannte werbetreibende Industrie und Veranstalterbranche, welches Vermarktungspotenzial dort begraben lag. Dann kam RTL und kaufte die Übertragungsrechte, was alles noch schlimmer machte. Das Neujahrsskispringen in Garmisch, einstmals ein hervorragendes, auf der Couch liegend einzunehmendes Sedativum gegen den Neujahrskater, war zum Event hochgejazzt worden. Was so viel heißt wie: lang, laut, bunt und rummtata. Das Volk will schließlich was erleben. Mit einem schnöden Sportereignis ganz ohne Showblöcke, Feuerwerk und dicken Lautsprechern ist heute niemand mehr vom Sofa zu bewegen.

Etwas erleben, das heißt in diesen Zeiten: Krach schlagen und die Umwelt behelligen. Im Rudel, noch lieber in Massen. Denn der moderne Mensch hält es nicht aus mit sich selbst und leise kann er auch nicht. Sie nennen es: Party machen und Spaß haben. In der Praxis bedeutet das: Die Bierpulle im Anschlag irgendwas vollgrölen. Wenn kein Rudel da ist und die Lärmbolzen tatsächlich einmal allein sein müssen, zum Beispiel im Auto, dann ballern sie sich die Birnen mit dämlicher Bummsmusik voll. Noch nicht einmal Kinos sind vor ihnen sicher. Musste man sich früher nur mit Quasselstrippen und Chipstütenraschlern herumärgern, hat man es jetzt auch noch mit Hunderten im Dunkeln aufleuchtenden Smartphone-Bildschirmen zu tun. Deren Besitzer, die zudem nicht in der Lage zu sein scheinen, die Teile wenigstens auf lautlos zu stellen, müssen schließlich ihre komplette Facebook-Knalldeppenliste über das weltbewegende Ereignis, gerade in einem Kino zu sitzen, auf dem Laufenden halten.

Auch den stillen November, den Monat des Totengedenkens, halten sie nicht aus. Das ist ihnen nicht zuzumuten. Allerheiligen ist bei vielen abgeschafft und durch Helloween ersetzt, einen weiteren Vorwand, geräuschvoll die Sau rauszulassen. Vielerorts haben die Kirchen ihren Widerstand, gegen die Eröffnung der Weihnachtsmärkte vor dem letzten Sonntag des Novembers, älteren Generationen als Totensonntag bekannt, resigniert aufgegeben. Weil auch Gastronomie und Einzelhandel hervorragend an den konsumfreudigen Partymachern verdienen, ließ sich eine so wenig gewinnbringende Tradition kaum noch halten.

Zurück zum Sport: Tennis zum Beispiel war mir immer unsympathisch. Nicht der Sport selbst - eigentlich habe ich eine Schwäche für Sportarten, bei denen es gilt, einen Ball möglichst kunstvoll über ein Netz zu befördern - sondern wegen der Leute, die es spielten. Tennis war zu meiner Jugend etwas für bornierte Oberschichtbälger und die Mitgliedschaft im Tennisclub hatte für deren Familien oft weniger was mit Sport zu tun, sondern es war in erster Linie ein Mittel, dem normal verdienenden Pöbel unmissverständlich klarzumachen, dass man es geschafft hatte. Ab den Neunzigern begann das Profitennis den Tatbestand der Kindesmisshandlung zu streifen: Raffgierige Elternmonster drillten nach dem Vorbild osteuropäischer Kunstturn- und Eiskunstlauftrainer ihren Nachwuchs im Akkord zu hochgezüchteten, willenlosen Balldreschmaschinen, von denen die viele inzwischen verständlicherweise schwer einen an der Waffel haben. Eines aber ist mir beim Tennis immer sympathisch gewesen: Dass der Schiedsrichter ein zu ungebührlich sich benehmendes Publikum von Zeit zu Zeit zum Fressehalten auffordert.



Montag, 28. November 2011

Lasst mich mit meinen Finanzen in Ruhe!


Was Geld angeht, bin ich ein ziemlich hoffnungsloser Fall. Es interessiert mich nicht und alle Versuche von entsprechend qualifizierten Leuten, mich dafür zu interessieren, sind bislang gescheitert. Mein Verhältnis zu meinem Bankkonto ist wie das eines Jugendlichen zum elterlichen Taschengeld: Noch was da? Cool! Nix mehr da? Mist! Ich zahle Rechnungen meist auf den letzten Drücker und ziehe auch viel zu selten Kontoauszüge. Überhaupt ist mir mein Kontostand nur so lange nicht gleichgültig, solange er sich, egal ob Soll oder Haben, in einem halbwegs erträglichen Bereich bewegt.

Sonntag, 6. November 2011

Ein bescheidener Vorschlag


Tja, wie können wir der griechischen Wirtschaft unter die Arme greifen? Mir ist da letztens etwas Großartiges eingefallen (ich gebe zu, die Idee ist nicht wirklich von mir, Wilfried Schmickler hat vor ein paar Jahren bereits etwas ähnliches vorgeschlagen): Wenn man bedenkt, dass Griechenland außer Olivenöl noch sonniges Wetter und Inseln im Überfluss hat, wäre es da nicht ein Gedanke, ein paar dieser Inseln zu einen angemessenen Preis zu pachten und als Deppeninseln zu benutzen? So als eine Art nettes Guantanamo? Wenn ich was zu sagen hätte in diesem Land, dann würden dort alle zwangsweise hingebracht, die den Alltag unnötig stressig machen.

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Ausgekultet


Wann der Kult in mein Leben trat, weiß ich nicht mehr genau. Es muss irgendwann in den Achtzigern gewesen sein. Der ältere Bruder eines Schulfreundes erzählte etwas von Rocky Horror Picture Show und Blues Brothers. Der Mann studierte in Münster, und das provinzielle Münster war damals für das heranwachsende Kind einer randständigen, mittelgroßen Ruhrgebietsstadt die große weite Welt. Dort organisierte der AStA immer zum Semesterabschluss so genannte Kultfilm-Happenings: In einem extra gemieteten Programmkino wurde einer dieser Filme als Sondervorstellung gezeigt und alle erschienen in entsprechender Kostümierung. Bei Blues Brothers waren das natürlich Sonnenbrillen und schwarze Anzüge. Bei Rocky Horror Picture Show ging es bunter zu: Ein, zwei ganz mutige Herren sollen gar in Korsage und Strapsen aufgelaufen sein. Viel mehr können es aber auf keinen Fall gewesen sein. Wer Münster kennt, weiß warum.

Mittwoch, 7. September 2011

Freibadsaison 2011. Ein Rückblick


Abgesehen von einigen unangenehm sonnigen Tagen im Frühjahr bzw. Frühsommer kann die diesjährige Freibadsaison nur als großer Erfolg bezeichnet werden. Die angenehmen Lufttemperaturen (15-22°C) der letzten Monate zauberten dem ambitionierten Schwimmer manches Mal ein Lächeln aufs Gesicht, blieb er doch von lästigen Begleiterscheinungen wie tobenden, planschenden Kindern und Heranwachsenden, Querschwimmern, knutschenden Pärchen im Wasser sowie Zumutungen wie Frittenfett- und Sonnencremegestank weitgehend verschont. Zudem sorgte die optimale Auslastung der Sportbecken (pro Bahn höchstens eine Person) dafür, dass es nicht nur problemlos möglich war, ungestört seine Bahnen zu ziehen, sondern auch Gedanken an den eventuell drohenden Verlust persönlicher Gegenstände durch Diebstahl ignorieren zu können. Nächstes Jahr gerne wieder!
SO sieht ein anständiges Freibad im Sommer aus!


Dienstag, 6. September 2011

Über die 'Fliegenden Bretter'

Liebe Leserinnen und Leser,

hier sollen in Zukunft Beiträge zu verschiedenen Themen erscheinen. Vor allem zu den oben genannten. Weil ich berufstätig bin und ich nicht zu viel versprechen will, bemühe ich mich zunächst, jede Woche etwas Neues zu veröffentlichen. Vielleicht auch öfter. Schauen Sie einfach vorbei.

Ich freue mich selbstverständlich über Kommentare, behalte mir aber vor, sie vor der Veröffentlichung zu sichten.

Und jetzt viel Vergnügen beim Lesen.

Stefan Rose