Sonntag, 23. Februar 2014

Parfum und Pahfühm


Bei Männern gibt es zwei Arten von Duftwässerchen, beziehungsweise zwei Arten, welches zu tragen: Einmal Parfum, vornehm französisch ausgesprochen, und dann noch die breitdeutsch gesprochene Variante, das Pahfühm. Obwohl ich mir selbst nicht viel daraus mache, weiß ich ein gutes, im richtigen Maße appliziertes Parfum an einer Frau durchaus zu schätzen. Auch gegen ein dezent riechendes After Shave beim Manne ist nichts zu sagen. Die Betonung aber liegt auf: Dezent. Eine Pest ist es nämlich, wenn Männer sich Pahfühm draufklatschen wie nicht gescheit. Wo immer so eine lebende Stinkbombe aufkreuzt, werden im Umkreis von zehn Metern umgehend alle Nasenschleimhäute zu Hornhaut, trüben sich die Linsen im Auge und die Milch wird sauer. Schwer geschlagen all jene, denen ein ungnädiges Schicksal einen reservierten Platz im vollbesetzten Zug oder Flugzeug neben so einem Stinkmorchel beschert. Ein verstorbener Verwandter von mir, der sein Berufsleben im Bergbau zugebracht hatte, pflegte immer zu sagen: "Weißte Junge, der Gestank iss ja nich dat Schlimme. Dat Schlimme iss dat Brennen inne Augen."

Samstag, 22. Februar 2014

Endlich! Deutsche nicht mehr sauber


Aus. Vorbei. Endlich. Die deutschen Sportler sind nicht mehr per se sauber. Die positive Dopingprobe der Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle - selbstverständlich nur ein Einzelfall, wie hektisch betont wird - sollte das meist unterschwellig verbreitete, patriotische Journalistenmärchen beendet haben, nach dem 'unsere' Jungs und Mädels bei Olympia und anderen Großereignissen andauernd gegen eine Welt aus pharmakologisch optimierten Cyborgs antreten müssten. Alles Schlampen außer der deutschen Mutti. Auch so kann man sich Niederlagen schön reden.

Zu Zeiten des Kalten Krieges wurde im Westen eifrig an der Legende gestrickt, im Leistungssport träten saubere, rotwangige, bundesrepublikanische Vereinsamateure gegen staatlich aufgespritzte Profisportroboter aus der DDR an und konnten daher eigentlich nur verlieren. So wurde jede Goldmedaille, die man dem bösen östlichen Sportimperium abtrotzte, als kleiner Sieg Davids gegen Goliath befeiert. Das war schon damals so falsch wie verlogen. Dass auch in Westdeutschland systematisch gedopt wurde, ist mittlerweile gut dokumentiert. Die gesamtdeutsche Sportberichterstattung indes hat dieses alte Narrativ einfach übernommen und auf das Muster Deutschland gegen die gedopte Welt übertragen. Was nur wenige bemerkt zu haben scheinen: Ob gedopt wird, hängt nicht von der Nationalität ab, sondern allein davon, wie spektakulär und vor allem wie lukrativ eine Sportart ist.

Sonntag, 26. Januar 2014

Alle Jahre wieder


Die belagerte Hofburg

Es gibt Dinge, für die mir jegliches Verständnis abgeht. Karneval zum Beispiel. Oder die Wiener Ballsaison. Mag daran liegen, dass ich eh ein ausgemachter Tanzmuffel bin, aber öffentlich inszenierte, prunkvolle Bälle, auf denen man bis in den frühen Morgen steife Kleidung tragen und noch steifere Etikette einhalten muss, sind nicht meine Welt. Auch werde ich den Eindruck nicht los, dass viele dergestalt Feiernde ihr Gewalze nicht etwa diskret im Stillen zelebrieren (was ja noch ginge), sondern sich an so einem Abend für was ganz Besonderes zu halten scheinen und daher Bewunderung und Bestauntwerden für sich reklamieren von den nicht eingeladenen Zaungästen. Wenn das so sein sollte, liegt das vermutlich an der höfischen Tradition solcher Veranstaltungen. Ich will das natürlich nicht verbieten oder so was, Blödsinn. Nur fehlt mir eben jeglicher Sinn dafür. Kann sein, dass ich ein kompletter Ignorant bin. Oder es liegt daran, dass ich kein Wiener bin.

Sonntag, 19. Januar 2014

Gedanken zu einem überbewerteten Kraut


Glaubt man Fallbeispielen, wie sie früher immer in Drogenaufklärungs-Traktätchen oder in alten Politik- oder Sowi-Schulbüchern zu lesen waren, dann ist der eine, leichtfertige Zug an der Haschischzigarette auf der Party das Tor zur Hölle. Wer da nicht standhaft nein sage, der verfiele ratzfatz auch Sister Morphine und hinge hastdunichtgesehen an der Nadel, so wurde gedroht. Wer einmal neugierig am hingehaltenen Joint nuckele, der würde bald schon gezwungen sein, bei rapide fortschreitendem körperlichem Verfall seine Brötchen mit dem Ausrauben alter Damen oder dem Verhökern geklauter Autoradios zu verdienen, hieß es. Oder gar damit, gewisse Teile seines Körpers in übel beleumundeten Gegenden feilzubieten, bevor ihm lang vor der Zeit Freund Hein auf einer Bahnhofstoilette die Eieruhr um die Ohren hauen würde.

Sonntag, 12. Januar 2014

Wenn Toleranz verdächtig wird


Was den Umgang mit Minderheiten aller Art angeht, waren es vor allem zwei, drei Maximen, die mir in den letzten Jahrzehnten dabei geholfen haben, halbwegs entspannt durchs Leben zu gehen. Erstens: Es ist reichlich zweitrangig, welchen Geschlechts, welcher Hautfarbe und Herkunft ein Mensch ist oder welche sexuelle Orientierung er hat. Viel wichtiger ist die Frage, ob jemand ein Schwachkopf ist oder nicht. Zweitens: Die allermeisten Angehörigen gesellschaftlicher Minderheiten wollen mitnichten das christliche Abendland mit einer klandestinen Agenda unterwandern und erwarten weder Bewunderung noch gesonderte Aufmerksamkeit, erst recht keine roten Teppiche oder Extrawürste, sondern eigentlich nur, dass man sie möglichst unbehelligt und ohne großes Bohei ihr Leben leben lässt. Und drittens: Mein Horizont, meine Wertvorstellungen sind nicht absolut und haben daher nicht für alle zu gelten.

Sonntag, 5. Januar 2014

Hast du Sorgen, hau den Migranten!


Wie gut, dass wir Horst Seehofer haben. Als einziger der etablierten Politiker traut er sich, mahnende Worte zu sprechen, angesichts der osteuropäischen Apokalypse, die uns ins Haus steht. Heerscharen von rumänischen und bulgarischen Migranten werden nach der Öffnung der Grenzen in unsere Städte einfallen. Sie werden um unsere Häuser streifen, unsere Mülltonnen durchwühlen, uns das Essen vom Tisch klauen und sich in ihrem heimtückischerweise fremden Idiom in einer Tour über nichts anderes austauschen als darüber, wie sich hier am leichtesten Sozialleistungen abgreifen lassen.

Mittwoch, 18. Dezember 2013

Der große Coup der Angela M.


Kulturpessimisten klagen ja gern über die Verlotterung der Sprache und haben dabei meist die üblichen Verdächtigen im Blick: Jugendliche, Unterschichtler und andere Minderbemittelte verhunzen das schöne Kulturgut deutsche Sprache durch den falschen Gebrauch des Plusquamperfekts, mit ihren Angliszismen, ihrem "LOL!!!", "fett krass ey!" und anderen Modeerscheinungen. Leicht geht dabei unter, dass, wenn man schon über den ständigen Sprachverfall klagen muss, auch die, deren professionelles Handwerkszeug die Sprache ist bzw. sein sollte, eifrig daran mitstricken. "Ist es nicht immer wieder erstaunlich, mit welchem Weihrauch im Ton Journalisten das Ausfüllenkönnen von Bewirtungsquittungen schon für Schreiben ausgeben?", fragte Wiglaf Droste letztes Jahr rhetorisch. Um zu ermessen, wie recht er damit hat, braucht man sich nur die mediale Begleitung einer Personalie im Rahmen der jüngsten Regierungsbildung näher anzusehen.

Dienstag, 19. November 2013

Willkommen im Neandertal


"Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, / das müssen Männer mit Bärten sein [...] / Jan und Hein und Claas und Pit, / die haben Bärte, die fahren mit" (Gottfried Wolters)
Kein Zweifel, Bart tragen ist wieder in. Nach Jahrzehnten, in denen nur als gepflegter Mann galt, der einen glatt rasierten Babypopo um die kantige Macherfresse hatte, scheint so eine Gesichtsmatratze vor allem für Großstädter seit einiger Zeit das Mittel der Wahl zu sein, der Welt zu zeigen, dass ihnen mehr Testosteron als Östrogen durch die Arterien schwappt. Mir ist übrigens ziemlich egal, ob das gerade in ist oder nicht. Ich trage seit zirka 20 Jahren einen Bart, den ich alle paar Tage stutze. Das maskuline Morgenritual des Nassrasierens, so erfrischend es sein mag, war mir damals doch recht bald lästig geworden. Vor allem, weil ich als ausgemachter Morgenmuffel dazu neigte, mich andauernd zu schneiden. Nicht schön, die nächsten paar Stunden rumlaufen zu müssen, als sei man in eine Messerstecherei geraten. Dass es sich im übrigen tatsächlich um einen echten Trend handelt, lässt sich daran erkennen, dass inzwischen sogar Weichmacher feilgeboten werden, damit die Wolle nicht gar so kratzt beim Knutschen.

Dienstag, 5. November 2013

Kann das gehen?


Der erste 'Asterix' neuer Zeitrechnung - das Verdikt

Mit 'Asterix' ist das Medium Comic in Europa erwachsen geworden und hat es speziell in Deutschland, wo Comics lange als amerikanischer Schund galten, sogar geschafft, vom Bildungsbürgertum ernst genommen, teilweise geliebt zu werden. Viele, die irgendwann mit den Abenteuern der Gallier in Berührung gekommen sind, können noch Jahrzehnte später ihre Lieblingsstellen auswendig. Als alter Fan, dem die letzten Versuche beinahe körperliche Schmerzen bereiteten, habe ich das neue Album mit ein wenig gemischten Gefühlen gekauft. 'Asterix bei den Pikten', erschienen am 24. Oktober, ist das 35. Heft der Reihe und das erste, das nicht von Albert Uderzo gezeichnet wurde. Als Zeichner wurde der erfahrene Didier Conrad verpflichtet, als Texter der preisgekrönte Jean-Yves Ferri. Beides Vollprofis, die nicht nur ihr Handwerk verstehen, sondern auch gewusst haben mussten, worauf sie sich da einlassen. Es gibt schlechtere Voraussetzungen.

Wie 'Tim und Struppi' mit Hergé, schien Asterix immer untrennbar verbunden mit René Goscinny und Albert Uderzo. Die Reihe mit einem neuen Team wieder aufleben zu lassen, ist natürlich ein Risiko, aber machbar. Denn das Potenzial ist nach wie vor groß, außerdem gibt es durchaus Beispiele, bei denen so etwas gelungen ist. Die von André Franquin ('Gaston') begründete Reihe 'Spirou und Fantasio' wird inzwischen vom sechsten Autoren-/Zeichner-Team betreut und es scheint so weit zu funktionieren. Es spricht für den 86jährigen Lordsiegelbewahrer Uderzo, dass es über sich gebracht hat, das Ruder an ein jüngeres Team zu übergeben, anstatt Asterix vermutlich mit noch einem Album, einer weiteren Neuauflage oder zusammengestückelten Geschichtchen aus dem Archiv endgültig zu Grabe zu tragen.

Diesmal verschlägt es die Gallier nach Kaledonien, also ins heutige Schottland, wo die Pikten leben. Streng genommen, ist das historisch nicht ganz korrekt. Die Pikten waren ein Stamm in der Gegend des heutigen Schottland, der aber erst zum Ende der Römerzeit anfing, eine Rolle zu spielen. Streng genommen, müsste der Band daher 'Asterix in Kaledonien' bzw. 'bei den Kaledoniern' heißen, aber dann wäre der Gag mit der Vorliebe der Pikten für Piktogramme perdu gewesen. Außerdem ist auch René Goscinny immer großzügig mit so was umgegangen, wenn sich gute Gags daraus stricken ließen. Die Deutschen waren auch nicht deckungsgleich mit den Goten, hätten aber sonst nicht gotische Fraktur geredet. Man sollte da also nicht zu kleinlich sein. Beruhigend aber, dass die Neuen gleich an die Phase anknüpfen, in denen Asterix und Obelix in fremde Länder aufbrachen und die Konfrontation mit den diversen Spleens der Bewohner einen Großteil des Spaßes ausmachte.

Also, wie ist das neue Heft nach einer ersten Durchsicht? Worum geht es? Was ist gut, was weniger und was geht gar nicht? Wer eh wild entschlossen ist, sich das Album noch zu kaufen und sich selbst ein Bild machen möchte, sollte - Spoiler voraus!!! - jetzt tunlichst nicht weiter lesen.

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Neues vom Protestantismus


Vermischte Nachrichten von der schmuckloseren Seite des Christentums

Der Waliser Karl Jenkins ist den meisten, wenn auch vielleicht nicht namentlich, bekannt als Initiator, Komponist und Kopf des Fahrstuhlmusik-Projekts Adiemus. Mit diesem bombastisch-süßlichen Gesäusel, die Älteren werden sich schmerzvoll erinnern, wurden in den 1990ern viele öffentliche und private Räume akustisch zugekleistert. Weniger bekannt ist, dass er früher Keyboarder der Jazzrock-Band Soft Machine war und dass er eine Messe für den Frieden mit Namen The Armed Man komponiert hat, die er den Opfern des Kosovo-Krieges widmete. Das im Jahr 2000 uraufgeführte und durchaus beliebte Stück folgt formell dem Aufbau der katholischen Messe, verknüpft sie aber im Sinne eines völkerverbindenden, pazifistischen Grundgedankens mit musikalischen und textlichen Elementen aus verschiedenen anderen Kulturen und Religionen.