Sonntag, 10. April 2016

Vor Verehrern wird gewarnt


Als Harald Schmidt seine besten Zeiten hatte, war ich zwischen 20 und 30 und fand ihn genial. Ältere Generationen schüttelten nur verständnislos den Kopf. Wie man einen solchen Zyniker nur gut finden könnte, hieß es ein ums andere Mal. Für mich damals klarer Fall von Vergreisung, nix verstanden. 20 Jahre später geht es mir jetzt ähnlich mit Jan Böhmermann. Vor allem Zwanzig- bis Dreißigjährige finden ihn großartig. Ich habe ein, zwei mal versucht, seine Sendung bis zum Ende anzuschauen und fand es vor allem anstrengend. Klarer Fall von Vergreisung. Man tut aber gut daran, das nicht für den Untergang der Zivilisation as we know it zu halten, sondern für ziemlich normal. Das Alter.

Freitag, 8. April 2016

Großes Kino


Mo Asumang war mir vor Ewigkeiten einmal aufgefallen als Moderatorin der Sendung 'Liebe Sünde'. Eines dieser Formate aus der Frühzeit des Privatfernsehbooms über allerlei Sexuelles, das zumeist eine penetrante "Hach, was sind wir doch alle abgeklärt, urban und so erwaaachsen!"-Attitüde verströmte. Dann begegnete mir ihr Name letztens in einem Prospekt. Im örtlichen Multiplex wurde auf Einladung der Ortsgruppe der Linken ihr preisgekrönter Dokumentarfilm 'Die Arier' gezeigt, danach sollte es eine Diskussion mit ihr geben. Den Termin hatte ich mir - hihi! - rot im Kalender markiert, doch leider hatte mich kurz zuvor ein infamer Infekt auf die Couch gezwungen.

Dienstag, 5. April 2016

Peinliche Papiere


Den Journalisten, die jetzt die Panama Papers an die Öffentlichkeit gebracht haben, kann man handwerklich keinen Vorwurf machen. Sie haben offenbar einen Scoop im klassischsten Sinne des Wortes gelandet und scheinen dabei vielleicht nicht alles, aber doch wohl etliches richtig gemacht. Und machen gleich schon wieder alles falsch, indem sie diese Enthüllungen einseitig vor den Anti-Putin-Karren spannen. Es liegt mir fern, den Mann gegen irgendwas bzw. vor irgendwem in Schutz zu nehmen, aber die Vorstellung, dass Putin der finstere Mastermind der internationalen Finanzkriminalität sein soll, der bei weitem schlimmste Finger des 'guten' Westens hingegen der Fußballer Lionel Messi, ist schlicht grotesk.

Sonntag, 3. April 2016

Drama im Schwimmbad


Warum links zu sein manchmal wirklich nicht schön ist

Ähnlich öffentlichen Verkehrsmitteln, scheinen Schwimmbäder eine Art Mikrokosmos zu sein, in dem gesellschaftliche Entwicklungen sehr zugespitzt sichtbar werden. Schenkt man der taz Glauben, dann wird ein an sich simples Vorhaben wie das, schnöde eine Runde schwimmen zu gehen, mehr und mehr zur echten Herausforderung. So gab es Ende letzten Jahres kurzzeitig Unruhe, weil eine schwarze Trans* Person, äußerlich ein Mann, jedoch als Frau empfindend, von Angestellten aufgefordert wurde, die Damenumkleide zu verlassen. Das Personal, durchaus nicht völlig unsensibel oder unkooperativ, bot der Person an, ihre Garderobe in der Behindertenumkleide zu richten, dort sei Platz und niemand anders habe Zutritt. Woraufhin erst richtig Zoff war in der Bude, denn eine Trans* Person zu behandeln wie eine Behinderte, das geht nun wirklich gar nicht.

Mittwoch, 30. März 2016

Hüben und drüben


Für die britische Medienlandschaft gilt im Besonderen die alte Weisheit, dass wo viel Licht ist, auch viel Schatten ist. Die Tabloid- und Klatschpresse dort lässt nicht wenige der hiesigen Druckerzeugnisse aus diesem Sektor aussehen wie kritische Intellektuellenblätter. Dafür existiert dort andererseits eine Qualitätspresse, die diese Bezeichnung in Teilen durchaus verdient. Das liegt vor allem daran, dass es in Großbritannien ein Königshaus gibt. Das ist am ehesten das, was wir Obrigkeit nennen. Alle anderen, Abgeordnete, Minister, Polizisten, Bürgermeister etc., sind lediglich Angestellte der Bevölkerung, die vom Volk bezahlt werden, die auf Zeit gewisse Befugnisse verliehen bekommen und sich deswegen jederzeit und ohne zu murren kritischen Fragen zu stellen haben.

Sonntag, 27. März 2016

Ostereier


Ostern - Zeit für Fundstücke.

Kennen Sie dieses vage, aber doch irgendwie sichere Gefühl, wenn Dinge langsam ihren Zenit überschritten haben und es immer nur noch peinlicher wird? Zum Beispiel die Mode, Friseurgeschäften krampfhaft originelle Namen aus dem siebten Kreis der Wortspielhölle zu verpassen...

Donnerstag, 24. März 2016

Högschd intransparent


Eine Quizfrage, mit der man auch Fußballexperten in Verlegenheit bringen kann, lautet: Welche drei Nationalspieler wurden bislang von einer Fußball-WM wegen unangemessenen Verhaltens vorzeitig nach Hause geschickt? Zwei Namen sind zumindest den Älteren meist noch geläufig: Da war einmal Uli Stein, der 1986 wegen Benutzung des Wortes "Suppenkasper" die frühe Heimreise antreten musste. Dann war da noch Stefan Effenberg, der 1994 den Stinkefinger zeigte, und dem der Nachfolger des Suppenkaspers darob das gleiche Schicksal angedeihen ließ. Der dritte? Da herrscht meist Ratlosigkeit. Ist auch kein Wunder, denn man muss ganz weit zurückgehen. Bis zur Weltmeisterschaft 1934 in Italien, um genau zu sein.

Dienstag, 22. März 2016

Je suis was auch immer


Über 30 Tote, über 230 Verletzte. Das ist furchtbar. Der einzige Fehler, den diese Menschen gemacht haben, war, zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Die Politik reagiert inzwischen routiniert. Angriff auf uns alle. Auf unsere Werte. Unsere Art zu leben. Die Einschläge kommen also näher. Die Anschläge auch. Jetzt sind wir nicht mehr nur Charlie, sondern auch Brüssel. Komisch, die Aufrufe, gefälligst Ankara zu sein, fand ich letztens deutlich verhaltener. Wir bombardieren den IS, der IS bombt zurück. Nur eben nicht mit Flugzeugen. So einfach und so grausam ist es. Man legt uns Bomben unter den Arsch und wir reagieren teils genau so, wie die, die das getan haben, es wollen: Wir haben Panik, wir plustern die Backen auf, wir machen mit bei der Eskalation. Hasso, Fass! Braaav, Pawlow lässt grüßen.