"Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren, / das müssen Männer mit Bärten sein [...] / Jan und Hein und Claas und Pit, / die haben Bärte, die fahren mit" (Gottfried Wolters)Kein Zweifel, Bart tragen ist wieder in. Nach Jahrzehnten, in denen nur als gepflegter Mann galt, der einen glatt rasierten Babypopo um die kantige Macherfresse hatte, scheint so eine Gesichtsmatratze vor allem für Großstädter seit einiger Zeit das Mittel der Wahl zu sein, der Welt zu zeigen, dass ihnen mehr Testosteron als Östrogen durch die Arterien schwappt. Mir ist übrigens ziemlich egal, ob das gerade in ist oder nicht. Ich trage seit zirka 20 Jahren einen Bart, den ich alle paar Tage stutze. Das maskuline Morgenritual des Nassrasierens, so erfrischend es sein mag, war mir damals doch recht bald lästig geworden. Vor allem, weil ich als ausgemachter Morgenmuffel dazu neigte, mich andauernd zu schneiden. Nicht schön, die nächsten paar Stunden rumlaufen zu müssen, als sei man in eine Messerstecherei geraten. Dass es sich im übrigen tatsächlich um einen echten Trend handelt, lässt sich daran erkennen, dass inzwischen sogar Weichmacher feilgeboten werden, damit die Wolle nicht gar so kratzt beim Knutschen.
Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
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Dienstag, 19. November 2013
Willkommen im Neandertal
Dienstag, 5. November 2013
Kann das gehen?
Der erste 'Asterix' neuer Zeitrechnung - das Verdikt
Mit 'Asterix' ist das Medium Comic in Europa erwachsen geworden und hat es speziell in Deutschland, wo Comics lange als amerikanischer Schund galten, sogar geschafft, vom Bildungsbürgertum ernst genommen, teilweise geliebt zu werden. Viele, die irgendwann mit den Abenteuern der Gallier in Berührung gekommen sind, können noch Jahrzehnte später ihre Lieblingsstellen auswendig. Als alter Fan, dem die letzten Versuche beinahe körperliche Schmerzen bereiteten, habe ich das neue Album mit ein wenig gemischten Gefühlen gekauft. 'Asterix bei den Pikten', erschienen am 24. Oktober, ist das 35. Heft der Reihe und das erste, das nicht von Albert Uderzo gezeichnet wurde. Als Zeichner wurde der erfahrene Didier Conrad verpflichtet, als Texter der preisgekrönte Jean-Yves Ferri. Beides Vollprofis, die nicht nur ihr Handwerk verstehen, sondern auch gewusst haben mussten, worauf sie sich da einlassen. Es gibt schlechtere Voraussetzungen.
Wie 'Tim und Struppi' mit Hergé, schien Asterix immer untrennbar verbunden mit René Goscinny und Albert Uderzo. Die Reihe mit einem neuen Team wieder aufleben zu lassen, ist natürlich ein Risiko, aber machbar. Denn das Potenzial ist nach wie vor groß, außerdem gibt es durchaus Beispiele, bei denen so etwas gelungen ist. Die von André Franquin ('Gaston') begründete Reihe 'Spirou und Fantasio' wird inzwischen vom sechsten Autoren-/Zeichner-Team betreut und es scheint so weit zu funktionieren. Es spricht für den 86jährigen Lordsiegelbewahrer Uderzo, dass es über sich gebracht hat, das Ruder an ein jüngeres Team zu übergeben, anstatt Asterix vermutlich mit noch einem Album, einer weiteren Neuauflage oder zusammengestückelten Geschichtchen aus dem Archiv endgültig zu Grabe zu tragen.
Diesmal verschlägt es die Gallier nach Kaledonien, also ins heutige Schottland, wo die Pikten leben. Streng genommen, ist das historisch nicht ganz korrekt. Die Pikten waren ein Stamm in der Gegend des heutigen Schottland, der aber erst zum Ende der Römerzeit anfing, eine Rolle zu spielen. Streng genommen, müsste der Band daher 'Asterix in Kaledonien' bzw. 'bei den Kaledoniern' heißen, aber dann wäre der Gag mit der Vorliebe der Pikten für Piktogramme perdu gewesen. Außerdem ist auch René Goscinny immer großzügig mit so was umgegangen, wenn sich gute Gags daraus stricken ließen. Die Deutschen waren auch nicht deckungsgleich mit den Goten, hätten aber sonst nicht gotische Fraktur geredet. Man sollte da also nicht zu kleinlich sein. Beruhigend aber, dass die Neuen gleich an die Phase anknüpfen, in denen Asterix und Obelix in fremde Länder aufbrachen und die Konfrontation mit den diversen Spleens der Bewohner einen Großteil des Spaßes ausmachte.
Also, wie ist das neue Heft nach einer ersten Durchsicht? Worum geht es? Was ist gut, was weniger und was geht gar nicht? Wer eh wild entschlossen ist, sich das Album noch zu kaufen und sich selbst ein Bild machen möchte, sollte - Spoiler voraus!!! - jetzt tunlichst nicht weiter lesen.