Mittwoch, 21. Februar 2018

Wenn Blicke...


Das Düsseldorfer Original Manes Meckenstock meinte einmal, der Lieblingssport nicht weniger Düsseldorfer sei 400 Meter blöd gucken - auf der Kö. Der Mann muss es wissen, der ist von da. Zumal ein Bummel über die teure Meile einem zu verraten vermag, dass er damit nicht völlig unrecht hat. Was ich nicht wusste, ist, dass blöd schauen auch ein echtes Geschäftsmodell sein kann. Und damit herzlich Willkommen zu einem unserer viel zu seltenen Ausflüge in die faszinierende Welt der Esoterik. Dieses Mal geht es nicht um heilende Steine, Channeling, Lichtnahrung oder Flache Erde, sondern um einen Mann, der allein kraft seines Blickes wahre Wunder bewirken kann.

Josip Grbavac aus Zagreb alias Braco sagt sich einen "gebenden Blick" nach (wissenschaftlicher Beweis: ein befreundeter, inzwischen verstorbener 'Professor für Parapsychologie' tat das auch). Natürlich weist der kuckende Kroate pfichtschuldigst jegliche heilende Wirkung seines Tuns weit von sich (sonst könnte man ihn ja verklagen), aber zahllose Testimonials auf seiner Webseite legen nahe, dass der Blick des spinxenden Strizzis imstande ist, so ziemlich alle Zipperlein zu kurieren, von A wie Arschkrebs bis Z wie Zehennagel, eingewachsener. Weil der Vokuhila-Voyeur regelmäßig mit der Nummer auf Tour ist kann sich, wer mag, The Look auch live und in Farbe reintun. Dazu stellt er sich von Zeit zu Zeit auf eine Bühne und guckt ins Publikum. Mit durchschlagender Wirkung, wie zu hören ist.


Selbstauskünften des glotzenden Gurus zufolge, berichten zufriedene Kunden von einem "Gefühl des Ganzseins, der Selbsterkenntnis und größerer innerer Sicherheit. Manche Besucher sprechen von warmen Gefühlen und körperlichen Empfindungen während einer Begegnung mit Braco's [sic] Blick: tiefer innerer Friede, ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit und ein Bewusstsein von Ruhe, Glück und Liebe." Dabei ist ja unstrittig, dass Blicke vielleicht nicht töten, definitiv aber Gefühle auslösen können. Wenn ich zum Beispiel im Bus eine Frau anstieren würde wie der gaffende Götterliebling, bekäme ich - #metoo! - vermutlich Ärger wegen Belästigung und sollte vielleicht lieber nicht auf die Idee kommen, dafür auch noch Geld zu verlangen.

"Kroatische Zeitungen berichten, dass Braco längst Millionär ist, seinen Firmensitz auf Hawaii angemeldet hat und Medien bestochen haben soll, damit sie positiv über ihn berichten". (Eva Lindner)

Braco hat nämlich nicht nur einen 'gebenden Blick', sondern offenbar auch eine nehmende Hand. Zirka 250.000 Menschen sollen sich jedes Jahr seinem segensreichen Starren aussetzen. Dass der dafür fällige Obolus in etwa dem einer Kinokarte entsprechen soll, klingt nach Schnäppchen. Bedenkt man aber, dass so eine gebende Glupschtherapie für einen ganzen Saal, wie gesagt, nur wenige Minuten in Anspruch nimmt und bedenkt man ferner, dass der stierende Scharlatan noch einen Webshop betreibt, darüber hinaus bei seinen Veranstaltungen Bücher, CDs/DVDs und anderen Tinnef vertreibt, dürfte man auch nach Abzug diverser Aufwändungen und Steuern auf Stundensätze kommen, bei denen jeder Mafioso vor Neid den Geigenkasten in die Ecke feuert. Das wäre dann ein echter Beitrag zur Verbrechensbekämpfung.

Apropos Verbrechen: Man sagt, "an jenem Tag im November 2012, an dem Braco in New York wirkte, soll in der Stadt kein einziges Gewaltverbrechen geschehen sein." (Christian Kreil) – Halleluja, in your face, Zweifler!





10 Kommentare:

  1. Welch stressiger Job.
    Durchweg auf Opioids+, immer betont schwebend gehen ohne das Gleichgewicht zu verlieren, stumm und die Gesichtslaehmung hindert ihn staendig am $feisten Abgrinsen durch die muehsamen 7Sekunden Gigs.

    Ich nehm ihm da gar nix uebel. Geniales Geschaeftsmodel in einer, alleine in Deutschland, milliardenschweren Industrie.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Habe ich auch ungefähr wie mit Menschen, die sich Himalayasalz für 50 Euros das Kilo andrehen lassen - wie heißt es so schön: A fool and his money are soon parted...

      Löschen
  2. Zum Star und seiner Fangemeinde habe ich nur meine Standard(fern)diagnose: "Morbus Bahlsen! Schwer was an der Waffel.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Fluchtwagenfahrer22. Februar 2018 um 09:17

      Moin Altauto,
      da tust du dem stierenden Starer unrecht, ich wette der kloppt sich hinter der Bühne die Schenkel blutig vor lauter Lachen über seine solvente Fangemeinde.

      Löschen
    2. @altautonomer: Möglich wäre auch PKS (Psychokeramisches Syndrom), a.k.a. Sprung in der Schüssel...

      Löschen
  3. Stefan: Ich beuge mich dem Urteil des Chefarztes.

    AntwortenLöschen
  4. Den Star muss man anhand seines genialen Werdegang von der Waffel/Schuessel ausschliessen.
    Unter jenen, welche fuer Nichts fett absahnen, muessen wohl nahezu Alle wesentlich mehr Aktion bringen'muessen denn Braco.
    Ich bin zu dieserlei Scharlatanen schon seit langem abgestumpft und hatte somit Braco&Co nicht mehr auf dem Radar.
    Alleine das 14jaehrige Grundprinzip -Wer nichts sagt, sagt schonmal nix falsches- ist in seiner eintraeglich unantastbaren Konsequenz hartnaeckig brilliant. blabla etc.

    Seine Juenger koennen mir natuerlich nicht leid tun, da ich ansonsten auch mit Milliarden an Religioten fuehlen muesste.

    Was mich zum Thema zum kommentieren animierte? ... Der Ford Bronco2 war mein erstes Auto in den Staaten ....

    AntwortenLöschen
  5. Besteht hier wirklich jemand darauf, dass nur die kapitalistische Verarsche, eine systemadäquate sein darf.

    Und der ganze Rest in dem irrationalen Geschmeisse, noch den Beweis einer ordentlichen kapitalistischen Geschäftstätigkeit vorlegen muss?

    Ware gegen Geld! Warum nicht gleich direkt abzocken ohne den Umweg über eine materielle, handfest greifbare Produktion.

    Und anscheinend gibt es da eine Lücke, ein grosses Bedürfnis nach irgendeiner Form von Sinnhaftigkeit, welche sich als notwendige Ergänzung zum Marktradikalismus begreifen liesse.

    Manchmal kommen mir solche Diskussionen so vor, als wenn eine alteingesessene Mafia davor warnt, sich mit einer anderen einzulassen.

    Und da bin ich unbedingt bei Jakebaby: Ich sehe keinen Grund, warum ich mich mit diesem ganzen esoterischen Müll näher beschäftigen soll.

    Der gehört doch zum Kapitalismus dazu und müsste auch dementsprechend so eingebunden und diskutiert werden.

    Na Ja! Für mich zumindest.

    AntwortenLöschen
  6. Troptard,

    Das passt schon, aber " Ich sehe keinen Grund, warum ich mich mit diesem ganzen esoterischen Müll näher beschäftigen soll." widerlegst du mit deinen zutreffenden Ausfuehrungen, dass dies schlichtweg equal mit dem ganzen Rest in dem irrationalen Geschmeisse ist.

    "Warum nicht gleich direkt abzocken ohne den Umweg über eine materielle, handfest greifbare Produktion." Genau damit ist Braco ein absoluter Spitzenreiter in seiner Branche auf seinem Level.
    Wesentlich unproduktiver/massivprovitabler gehts kaum im Preis/Leistungsverhaeltnis und Braco wird im Gegensatz zu ungerechten zB. Zinsen/Steuern/und sonstig asozialem Profit/Ausbeutung aus Nix... ganz freiwillig als nahezu goettlich verehrt und geliebt. .... :-( ... gefickt eingeschaedelt ...

    Gruss
    Jake

    AntwortenLöschen
  7. No na, für das, was z.B. eine Fam. Quandt so per annum für welche 'Leistung' so einsackt, muss auch ein Braco lange stricken. Das Problem an dem (und anderen seines Schlages ist ja), dass es tatsächlich Menschen gibt, und die nicht zu knapp, die das, was der da 'tut', für eine honorierenswerte Leistung halten.
    @Troptard: Ja, müsste er, sicherlich. Tu dir keinen Zwang an. Mir ist nur nicht immer danach. Ich nehme auch Gastbeiträge.

    AntwortenLöschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.