Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
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Freitag, 8. Juni 2018
Unser Mann im All
Und, sind Sie auch so im Alexander-Gerst-Fieber? Haben Sie auch so gebannt den Start der Rakete verfolgt und sich die Nägel abgekaut? Haben mitgelitten mit ihm, weil er so lang nicht hat austreten dürfen? Haben Sie sich auch so gefreut für ihn, dass der höchst fliegende Schwabe des bekannten Universums auch dort nicht auf Maultaschen und Käsespätzle wird verzichten müssen? Fragen Sie sich auch in einer Tour, ob es ihm auch sonst an nichts fehlen wird, droben im lebensfeindlichen All? Ob er sein Schnuffeltuch mitbringen durfte? Wo sind die Berichte, ob und wie seine Familie, Freunde und Angehörigen mit der Geschäftsreise emotional klarkommen? Los, Medien, wir, die Bevölkerung, haben ein Recht, das zu erfahren!
Jetzt mal nichts gegen Alexander Gerst. Der Mann ist sicherlich ein umgänglicher Mensch, dazu ein hochqualifizierter Physiker, und so einen Astronautenschein macht man ja auch nicht so nebenbei auf der Rolltreppe. Erst recht wird er sich den medialen Rummel, der um seine Person veranstaltet wird, nicht ausgesucht haben. (Dass der Wikipedia-Artikel über ihn rein nichts über sein Privatleben enthält, ist nicht nur sympathisch, sondern legt auch den Verdacht nahe, dass er so was eigentlich nicht schätzt.) Ferner kann und will ich den Nutzen jener Forschungsarbeit, die er da auf der ISS mitbetreiben wird, nicht in Zweifel ziehen. Kann ich eh nicht beurteilen, und wer Forschung allein nach Maßgabe des eigenen Horizonts imaginierter Nützlichkeit beurteilt, ist eh ein Ignorant.
Wiewohl so ein Flug zur ISS natürlich eine andere Hausnummer ist als einer nach Malle, man Gersts Astronautenjob nicht kleinreden und ihm meinethalben auch den gebührenden Respekt nicht versagen sollte (Respektlosigkeit kann ich nicht ab), sollte man aber schon daran erinnern, dass er kein Juri Gagarin ist und kein Neil Armstrong. Wenn man denn unbedingt die deutsche Brille tragen muss, auch kein Siegmund Jähn oder Ulf Merbold. Bedaure, aber dafür waren inzwischen einfach zu viele andere droben. Kann er nix für, nicht sein Fehler, aber isso.
Selbstverständlich soll berichtet werden. Wenn aber Medien voll sind mit nationalistisch-glitschiger Berichterstattung über ihn, wie sie eingangs nur leicht überspitzt wiedergegeben wurde, dann stellt sich die Frage: Was soll das? Will man mir Stolz einreden darüber, dass nunmehr erstmals ein Deutscher das Kommando über die ISS übernehmen wird? Wenn ja, wieso? Der Mann macht da seinen Job. Den er sicher gewuppt kriegen wird, so wie alle anderen Kommandanten vor ihm auch. Fällt zwischendurch jemandem auf, wie schlecht ein Projekt wie die ISS, das mit Abstand internationalste, das diese verfluchte Menschheit bislang auf die Kette bekommen hat, sich verträgt mit so was?
Ist das am Ende gar eine Metapher? Deutschland ganz oben? Der Sonne so nahe? Wenn ja, wen wollen die allen Ernstes mit so was begeistern? Bedaure, aber wer sich auf die bloße Tatsache, dass da gerade ein Deutscher ins All geschossen wurde, patriotisch einen runterholt, dem kann man nun wirklich nicht mehr helfen.
Was noch? Um junge Menschen für MINT-Berufe zu begeistern? So nach dem Motto: Studier' Physik und eines Tages wirst auch du ein gefeierter, sexy Astronautensuperstar, um den die Medien sich reißen und bei dem die Mädels auch ganz ohne #Metoo-Praktiken Schlange stehen? Verzeihung, aber wer MINT-affin ist, hat normalerweise schon mal was von Wahrscheinlichkeitsrechnung gehört und kann sich selbst zusammenklabustern, dass es eventuell sinnvoll sein könnte, neben der Karriereplanung 'Astronaut und künftiger ISS-Capitano' noch einen Plan B und C zu haben.
Oder will man uns einfach nur einstimmen auf den scheißrotgoldenen Partypatriotismus, der bald wieder für einige Wochen mit der Sicherheit des alljährlichen Pollenflugs über uns kommen wird? Also Hyposensibilisierung quasi, wie bei Heuschnupfen. Das wäre eigentlich ein schönes Bild. Allein: Bei mir schlägt's nicht recht an, die allergische Reaktion wird eher stärker. Völlig unabhängig davon wünsche ich Alexander Gerst natürlich gutes Gelingen, einen angenehmen Aufenthalt und sichere Heimkehr.
4 Kommentare:
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Ein Deutscher ist Herrscher über den bekannten Weltraum. In Zeiten, in denen die Führerreserve in Badehosen gezeigt wird, sicher eine gute Nachricht. Jetzt nicht nachdenken, sondern einen Mercedes kaufen. Der Stern (Weltraum-Symbol) ist übrigens auch auf dem Nationaltrikot der DFB-Auswahl - hier endet die Macht des Söder-Kreuzes.
AntwortenLöschenUnser Mann im All
AntwortenLöschen…...oder mal anders betrachtet, sagen wir existentiell-philosophisch-astrologisch - den Sternen so nah....
dann heißt das was für Deutschland?
Im Rahmen der „deutschen Kommandantur“ für die Weltraummission, wird über die deutsche Verantwortlichkeit, für dieses Europa und die Menschheit : via der Rakete, der Uranus/Wassermann, da wird die Dualität aufgehoben, man begibt sich über die Grenzen der Gestalt der Welt und des Menschseins in ihr, hinauf in ein ALL wo die Lebensbedingungen absolut menschenfeindlich sind. Man wird vom lebenden Menschen zum gerätehaften Dasein umfunktioniert. Recycelt Pisse zu Wasser, recycelte Abluft zur Atemluft, Fertigessen, Aufgehobene Himmelsrichtungen oben unten links rechts alles Einerlei, Schweben wie dazumal regressiv Abhängig über die Nabelschnur der Technik wie in den Uterus zurückgekehrt, technisch aufgemotzt infantil. Das passt auch das Deutschland ohne Grenzen als EU Mittelland bereits einleitend für alle Untergänge, seien sie monetär, bevölkerungsausgetauscht, über produktiv ….verantwortlich gemacht wird. Und wenn es an der Ostgrenze zu kriegerischen Konflikten kommt, werden wir auch da mit Sicherheit irgendwie zur Verantwortung gezogen, im Sinne des schuldigen Sündenbocks.
Die Wahrheit liegt hinter den Plausibilitäten – „ach was sind wir doch stolz auf UNSERN Mann im ALL“, „die ISS ist wichtig für die wissenschaftliche Entwicklung“ und wie die Ausreden alle heißen. Nein dieses Raumfahrt ist das Bild und Gleichnis, das Zeichen der Zerstörung und des Unterganges von dem was an wahrhaftigem Leben in Resten noch übrig ist. Und Deutschland fühlt sich über seinen Schuldkomplex unendlich und ALL-zuständig, gutmenschlich verbrämt, verantwortlich oder wird verantwortlich gemacht.
Wenn Sie freundlicherweise grob umreißen würden, was in etwa unter einem 'wahrhaftigen Leben' zu verstehen ist, dann ließen sich Ihrem bräunlich-esoterischen Geschwurbel eventuell Ansätze von Sinn entnehmen. Vielen Dank.
LöschenGeldverschwendung.Haben wir keine Probleme(Ueberbevölkerung,Klimawandel,Kriege etc)auf der Erde?
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