Sonntag, 26. August 2018

Lenny@100


Mir ging's vermutlich wie vielen Heranwachsenden: So genannte 'Klassische' Musik fand ich totenöde. Hintergrundbeschallung für Oma-Kaffeekränzchen. Staubige Sterbebegleitmusik für scheintote, schickgemachte Rentner. In den Konzerten war stundenlanges Stillsitzen Pflicht, wer hustete oder mit dem Stuhl knarzte, musste befürchten, auf der Stelle gelyncht zu werden. Oder vom damals allgegenwärtigen, stets hohepriesterlich einherschwebenden Herbert von Karajan mit einem gruseligen Bannfluch belegt zu werden. Schlimmer als in jeder Kirche. Dann aber sah ich eines Sonntagmorgens im TV zufällig das hier:

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Zwar verstand ich höchstens die Hälfte, war aber sofort gefangen vom Witz, von der Herzlichkeit und vom immensen Wissen dieses alten, aber keineswegs senilen Mannes und dachte: Schau an, das ist ja richtig spannend! Ich lernte: 'Klassische' Musik ist weder langweilig noch krampfig, sie ist auch nicht öde, ganz im Gegenteil. Sie ist bloß in die falschen Hände geraten. Das war die Initialzündung dafür, mich näher mit dieser Musik zu befassen. Eine Welt tat sich auf. Der große Lenny Bernstein war nicht nur Dirigent und Komponist, sondern auch, vielleicht vor allem, ein begnadeter Lehrer (einem kompletten Banausen, wie ich damals einer war, als erstes Schostakowitsch schmackhaft zu machen, muss man erst mal hinbekommen). Gestern wäre er 100 geworden.



5 Kommentare:

  1. Du hast also gestern auch die West Side Story geguckt?

    Andy von den Sharks

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    1. Nope, Riff von den Jets hatte anderes vor. Aber es gibt ja Mediatheken.

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  2. Ich gebe, dass ich erst Lemmy gelesen habe und dann sehr irritiert war als es um klassische Musik ging und kein Schlenker in Richtung Hardrock folgte. Ich sollte mal eine neue Brille kaufen.

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    1. Kein Problem. Hey, Lenny war fast so Rock'n Roll wie Lemmy.

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  3. "Sie ist bloß in die falschen Hände geraten." Genau!
    https://www.youtube.com/watch?time_continue=4&v=LQqNJwa5lig

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