Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
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Sonntag, 24. Februar 2019
Jenseits der Blogroll - 02/2019
Die letzte Woche des Monats ist wieder einmal angebrochen und damit auch die Zeit für die Netzfundstücke. Für alle, die nicht vor haben, sich in der nächsten Woche im Karneval die Kante zu geben, sondern lieber Lesestoff konsumieren wollen. Aber nicht nur für die, versteht sich.
Politik. Haben Sie auch das Gefühl, in einer Meinungsdiktatur zu leben, in der keine echte Meinungsfreiheit herrscht? In der man nicht mehr sagen darf, was man wirklich denkt? Tilman Raether hat da eine Idee: Vielleicht sind Sie gar nicht so belastbar, cool und abgeklärt, wie Sie glauben und können einfach nur nicht mit abweichenden Meinungen und Widerspruch umgehen.
"Alle sind für Meinungsfreiheit. Es vergeht kein Tag, an dem sie nicht gepriesen wird. Die Vorstellung einiger Leute jedoch ist, dass sie frei sagen können, was sie wollen, aber sobald jemand ihnen widerspricht, ist das eine Ungeheuerlichkeit." (Winston Churchill)
Krisitina Stoeckl und Julia Mourão Permoser über Antiliberalismus.
Alexander Karschnia über die Gilets jaunes, politische Farbenlehre und echte Solidarität. Zu den Gilets Jaunes habe mich bislang nicht geäußert. Nicht mangels Interesse, sondern weil ich sie nicht recht einordnen kann. Ich kann die Begeisterung vieler Linker für die Westenträger nicht recht nachvollziehen, weil es sich meiner Wahrnehmung nach um eine kleinbürgerliche Unzufriedenenbewegung handelt, die am System nicht wirklich rütteln, geschweige denn, den Kapitalismus überwinden will, sondern vor allem mal mehr Netto vom Brutto. Vermutlich hat das erfahrene, frankreichaffine Schlachtross Dany Cohn-Bendit recht mit der Bemerkung, deutsche Linke neigten dazu, Bewegungen, die ihr Herz wärmten, fälschlicherweise gleich für emanzipatorisch zu halten. Keine Ahnung, inwieweit die Gilets inzwischen von Rechten und Antisemiten unterwandert sind, beunruhigend finde ich das allemal. Ach ja, und kuschelige, in LCR* verzapfte Gute-Laune-Artikel, von wegen, was für nette, normale, komplett harmlose Leute sich dort ausschließlich tummelten, habe ich seinerzeit auch zu Hauf über Pegida gelesen.
* Lingua Clasi Relotii
Wolfgang Thielmann mit einer Rezension über Frédéric Martels Buch über Homosexuelle im Vatikan. Unter anderem heißt es: "Von [Papst Franziskus], der von allen Seiten bedroht und attackiert und grundsätzlich kritisiert wird, sagt man, er sei »unter die Wölfe geraten«. Stimmt nicht ganz: Er ist unter die Tunten geraten." Huiii...
Maxim Biller fragt: Sind Sie auch ein Linksrechtsdeutscher? Unbequeme Frage. Ich fürchte manchmal, mehr als mir lieb ist.
Tolles Interview mit Virginie Despentes ('Vernon Subutex' - lesen!).
Kultur. Peter Rutkowski zum 3000. 'Perry Rhodan'-Band - An 'Perry Rhodan' habe ich mich vor langer Zeit mal versucht. Bin 1982 mit der fünften Auflage bei Band 1 eingestiegen und habe bis irgendwas um Band 50 durchgehalten. Trotz aller technikbesoffener Weltraumutopie ging es in der Serie doch recht deutsch zu. Bei Band 100 wollte ich noch einmal mit dem Zyklus 'Die Posbis' einsteigen, aber der Versuch endete nach etwa zehn Heften. Als Kenner der Serie mir sagten, ich dürfte auf keinen Fall den Zyklus 'Die Meister der Insel' ab Band 200 versäumen, denn da ginge es eigentlich erst so richtig los, hörte ich schon gar nicht mehr hin und hatte wichtigeres vor. Ich und Perry, das notorisch in kosmische Fernen glotzende Nappaface mit Helm, das wird nichts mehr, fürchte ich. Er wird’s überleben. Trotzdem: Glückwunsch! Übrigens: Die einst von Matthias Horx verfasste Satirenummer 'Parody R. Hodan - Die galaktische Gurke' habe ich immer noch und hüte sie wie einen Schatz.
Anlässlich des Jahrestages liefert Waldemar Pabst bei den 'Ruhrbaronen' eine fundierte Einordnung der Luftangriffe auf Dresden. Wichtigste Lektion: Du sollst ein historisches Ereignis nicht aus seinem Kontext reißen. Genau das streben aber gewisse Leute an.
Bei den Salonkolumnisten bekabbeln sich gerade die Generationen. Der sich zu den 'Babyboomern' zählende Andreas Öhler macht den 'Millenials' die üblichen Vorwürfe (nur an Selbstverwirklichung interessiert, nicht lebenstüchtig, sollen erstmal…), woraufhin Millenial Judith Sevinç Basad gut zurückgibt. Jetzt meint der bei der 'Generation X' sich verortende Hannes Stein, die Babyboomer seien schlechter als ihr Ruf bzw. ihr Selbstbild, sollten daher endlich abtreten mit ihren Lebenslügen und den Ruhestand antreten. 2 : 1 gegen die Babyboomer bis hierher. Man stelle die Getränke warm und das Popcorn kalt.
Bei der taz erinnern sie daran, was man alles nicht mehr darf in dieser linksgrünversifften Gesinnungsdiktatur.
Martin Reichert über Marie Kondo. Der bislang beste, da tiefschürfendste Versuch, dem grassierenden Phänomen der televisionären Aufräumerei irgendwie gerecht zu werden.
Karl Herrmann Leukert über den von ihm nur 'Stinkhöfel' genannten Joachim Nikolaus Steinhöfel. Ein Veteran jener Technik des Aufmerksamkeitsgenerierens, alles und jeden aufs Übelste zu beleidigen und sich dafür dann als irre mutig abzufeiern.
Sport fällt dieses Mal aus, daher gleich zum Essbaren. Sie wissen nicht, wie man ein Ei kocht? Dann lassen Sie sich‘s halt von Jamie Oliver, Nigella Lawson, Gordon Ramsay, Delia Smith und Heston Blumenthal erklären.
Bevor die postkarnevaleske Fastenzeit anbricht, wenden wir uns beim Kochen noch einmal dem Fleisch zu. Dass vor allem Rindfleisch oft mariniert bzw. gebeizt wird, hat damit zu tun, dass Rinder in früheren Zeiten viel zu wertvoll und zu wichtig als Arbeitstiere und Milchlieferanten waren, um sie im besten Jugendalter zu schlachten und zu verspeisen. Wenn so ein Tier dann nach einem Leben voller Arbeit unters Beil kam, war das Fleisch oft so zäh, dass es kaum essbar war. Also legte man es mehrere Tage in eine säuerliche Marinade ein, um es zarter zu machen. Wie etwa beim allseits bekannten Sauerbraten, dem bayerischen Böfflamott oder dem pietmontesischen Brasato al Barolo.
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