Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
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Samstag, 2. März 2019
Unverhofftes Wiedersehen
Bis vor etwa zehn Jahren gab es in der von mir bewohnten Randständigen Mittelgroßen Ruhrgebietsstadt eine wunderbare Gaststätte, deren Inhaber einige Jahre lang das Kunststück hinbekommen hat, auf dem schmalen Grat zwischen Kneipe und Bar entlangzubalancieren. Vorne eine Kneipe mit einem Publikum, das nicht wirklich meins war. Zu alt, zu viele Goldknöpfe auf den Navyblazern. Hinten aber gab es ein Kaminzimmer. Klimatisiert. Dort saß man in tiefen englischen Ledersofas und ließ sichs gutgehen. Kein Laden, in den man ein Date ausführt, wie die jungen Leute das heute sagen, sondern einer, in dem man im Kreise guter Freunde die Woche Revue passieren lässt und das Weltgeschehen verhandelt. Gratis Salzstangen waren übrigens inbegriffen.
Da Ernest Hemingway der Namenspatron des Etablissements war, führten sie auch Cocktails. Die waren aus guten Rohstoffen gemixt, und daher leider so teuer, dass sie unsere Budgets meist überstiegen. Es blieb daher oft beim Bier. Aber das ging auch in Ordnung. Das Ding hatte einfach Stil, ohne irgendwie chichi zu sein. 'Hemingway' war ein gut gewählter Name. Ein Anklang an Zeiten, in denen es für einen Mann, der auf sich hielt, selbstverständlich dazugehörte (oder zumindest eine akzeptierte Option war), als dauerbetüterter Spiegeltrinker durchs Leben zu gehen. Ernest Hemingway war übrigens Frühaufsteher. Er stand jedem Morgen um sechs auf, um zeitig mit dem Trinken anfangen zu können. "Done by noon, drunk by three.", so lautete sein Lebensmotto.
Als der Inhaber damals aufhörte, war das ein trauriger Tag. Der Nachfolger hat den Laden dann in eine Partybutze umgebaut für Jungvolk, das entschlossen ist, sich möglichst schnell und effizient maximal zu alkoholisieren. Reden würde da nur aufhalten, deswegen ist die Umz!-Umz!-Umz!-Musik auch so laut. Cocktails gibt es immer noch. Spottbillig und pappsüß und auf Wunsch auch im Maßkrug kredenzt. Ein "ordinärer Sauftrog", wie Droste so was einst nannte. Nicht meine Welt, das. Die Fototapete haben sie auch rausgerissen. Eine Wand des erwähnten Kaminzimmers, in dem ich zahlreiche schöne Abende verbracht habe, zierte nämlich das berühmte Bild, auf dem Ingrid Bergman, Gary Cooper und Ernest Hemingway im Gespräch vertieft sind. Das habe ich jetzt wiedergefunden. Es zierte letztes Jahr die Rückseite einer der Glühweinbuden auf dem Weihnachtsmarkt. Daher die Deko.
Sic transit gloria mundi oder: Hach, schön, jemand hat es gerettet – ich konnte mich nicht recht entscheiden.
4 Kommentare:
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Tolles Bild. Ich hab auch so eins: http://rundumdiewelt.chris-kurbjuhn.de/wp-content/uploads/2010/06/beldelmar.jpg
AntwortenLöschenAuch ein nettes Trio Infernal.
Löschen... Vielen Dank dafür!
LöschenHabe versucht ein Bild des Etablissements samt besagter Wand zu googeln. Bin dann schliesslich bei den Ruhrbaronen gelandet. Habe mir den ausführlichen Bericht über das Bermuda3Eck und Leo Bauer durchgelesen und mir unmittelbar danach ein neues Logo (Club) Poster besorgt. Das alte Poster habe ich damals an meiner WG-Zimmertür hängen gelassen ... Für den Laden sind wir ein paar Jahre lang jeden Samstag gegen 23:00 aus Solingen nach BO gefahren ...
Gruß
Jens
Danke für den Tipp mit der Bermuda3Eck-Story - sehr interessant & informativ. Ich muss dringend mal wieder nach BO.
LöschenIch meinte aber nicht das Bochumer Hemingway's (m.W.n. das heutige 'Treibhaus'), sondern das in meiner Heimatstadt, von dem sonst keine Spuren mehr zu finden sind, leider...