Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
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Sonntag, 22. Dezember 2019
Grenzerfahrungen in der Konsumgesellschaft (20)
Keine Ahnung, wann ich zuletzt Playmobil gekauft habe. Ich glaube, das letzte Mal bekam ich noch Taschengeld und war elf oder so. (Hier wäre ich ja fast mal schwach geworden, aber das war nur Spaß.) Als an Spielkram weitestgehend uninteressierter Kinderloser ist man ja normalerweise irgendwann raus. So war es für mich sehr überraschend zu erfahren, dass, seit dem Ablaufen diverser Patente vermutlich, Lego-kompatible Systeme erhältlich sind, die sich allein um das Thema Militär drehen, komplett mit Ardennenoffensive und Schlachtschiffen. Gibt es alles beim Helden der Steine zu lernen. Auch, dass es für den Zusammenbau spezieller Lego-Modelle, dem Umfang der Aufbauanleitung nach zu urteilen, vermutlich eines Bachelor-Abschlusses bedarf.
Da nun Cousin Ch. und Gattin vor ein paar Jahren das Hobby des Kinderkriegens und -aufziehens für sich entdeckt haben, stehe ich zu Weihnachten als Großonkel in der Pflicht, nicht mit ganz leeren Händen dazustehen und zumindest eine Kleinigkeit zum Auspacken für die Kurzen parat zu haben. Nichts leichter als das, dachte ich. Gibt es doch im hiesigen Monstereinkaufstempel ein eigenes, als Funstore bezeichnetes Spezialgeschäft für die kleinen Plastikfreunde aller Kinder. Meine Güte, war das früher auch schon so kompliziert? Früher gab es Western, Ritterburg, Stadt, später noch Piraten und Weltraum und gut. Heute ist alles gegendert und Fantasy. Überall Drachen, Einhörner, Zauberkräfte, Flitter. Hilfe!
Und dass dem anglophonen Ausland phonetisch auf die Sprünge geholfen wird, hat es früher auch nicht gegeben. Nicht auszudenken, was alles passieren kann, wenn so ein doofer Ami noch auf die Idee kommt, einfach so, mir nichts, dir nichts 'play-moo-beil' zu sagen.
Die haben da ja keine Hemmungen.
Immerhin, so was ist mir zum Glück erspart geblieben:
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3 Kommentare:
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Als die Generation Greta in meiner Familie noch im Spielzeugalter war, fand ich es immer großartig, in den Spielzeugladen oder ins KaDeWe zu gehen. Endlich hast du das Geld, um alles zu kaufen, was du toll findest. Am liebsten habe ich Stofftiere gekauft und mir immer überlegt, was ich gewollt hätte. Hat dann im Regelfall auch gepasst. Heute sind Nichte und Neffe 24 bzw. 22 Jahre alt und akzeptieren Bargeld. Meinem Vater bestelle ich ein Buch bei Amazon und so ist der jährliche Geschenkestress in zehn Minuten abgehakt.
AntwortenLöschenDa kann ich auch etwas Originelles zu beitragen. Mein Bruder hat nocj zwei Jungen (6 und 8) in die Welt gesetzt. Auf dem mit übermittelten Wunschzettel des 8-Jährigen fand ich unter anderem: PM SEK Team, PM SEK Schlauchboot, PM SEK Action, PM SEK Truck. Die Akronyme haben mich irritiert und Böses erahnen lassen. Und richtig. Mein Bruder ereläuterte mir tatsächlich, dass PM für Playmobil und SEK für die Truppe steht, die so gerne Nazisdemos schützt und Altautonome verprügelt. Ich so: "Da hat wohl die Erziehung versagt." Zum Trost gab noch Alternativen.
AntwortenLöschenHeiligabend finden immer bei der Familie meines Sohnes (2 Töchter 12 und 18) statt. Meine erste Frage bei der Begrüßung ist seit Jahren: "Wo ist die Geschenkeabwurfstelle?"
Ups, auch das ist mir neu. Zwar war Playmobil nie eine pazifistische Firma, aber m.W.n. war es immer offizielle Firmenpolitik, kein Militär nach 1900 anzubieten. Gang im Gegensatz zum kurzlebigen, ebenfalls bei Nürnberg ansässigen Konkurrenzprojekt Play-BIG. Da gab es von Beginn an Bundeswehr-Sets.
Löschen@Eberling: Tja, das Altersfenster habe ich irgendwie übersprungen - mal sehen, zu was die erwähnten Lüdden mich in Zukunft so motivieren...