Haptik & Statistik

Endlich mal den Keller ausgemistet. Da lagerten noch jede Menge Computerspiele aus den Neunzigern. Gezockt wie blöd damals. Wing Commander. Panzer General. (Für Panzer General IIID habe ich damals eine Weihnachtsgratifikation vom Nebenjob auf den Kopp gehauen, heute gibt es das als Browserspiel.) Grand Prix. Secret Weapons Of The Luftwaffe. Falcon 2.0. UFO: Enemy Unknown. Steel Panthers. Civilization. Caesar. Great Naval Battles. Seit 20, 25 Jahren nicht mehr angefasst, den Kram. Also weg damit.

Faszinierend aber, wie unfassbar haptisch das damals alles war. Wie aufwändig die Boxen gestaltet waren. Die dicken Spielhandbücher, die beiliegenden Landkarten und Lagepläne. Bei einigen Firmen wie SSI (Strategic Simulations Inc.) oder MicroProse gab es zusätzlich oft noch ein Buch von über 100 Seiten mit historischem Hintergrund. Kann man den jungen Leuten kaum noch vermitteln heute, da Games nur mehr in Form von Downloads existieren. Sic transit gloria mundi.

Das ist übrigens eine Decodierscheibe für den Kopierschutz.

Mal was anderes. Letzte Woche gab es beim ZDF-Politbarometer eine interessante Umfrage:

Maßnahmen sind übertrieben: 17%
Maßnahmen sind zu schwach: 15%
Praktisch gleichauf. Habt Ihr von den 15% schonmal was mitbekommen? Also ich nicht, und in den Medien eh nicht. https://t.co/15qDyqQwlp

— systemrelevanter Schlottertänzer 🕺 (@mtwirth) May 16, 2020

66 Prozent der Befragten finden die Covid-19-Maßnahmen der Bundesregierung angemessen, 17 Prozent übertrieben und - Überraschung! - immerhin 15 Prozent für zu schwach. Ist das sonst irgendwo aufgetaucht? Ich habe in den letzten Tagen immer nur diese Hygiene-Demos gesehen, wo ein gar buntes Völkchen gegen den größtenteils zusammenphantasierten Entzug von Grundrechten demonstrierte und sich dabei nicht entblödete, sich ob der Tatsache, beim Einkaufen eine Maske tragen zu müssen, allen Ernstes in einer Diktatur zu wähnen und sich zu Widerstandskämpfern aufzuplustern.

Davon war überall die Rede in den Medien. Nicht immer nett, ja, aber an Berichterstattung war kein Mangel. Was aber sind das für Leute, die die Maßnahmen für nicht ausreichend halten? Werden die auch irgendwo gefragt? Kommen die irgendwo mal zu Wort? Obwohl sie zahlenmäßig ungefähr gleich stark sind? Es sollen doch immer alle Seiten gehört werden, höre ich‘s immer wieder.

Also, was werden das für Leute sein? Hysteriker? Diktaturfreaks? Autoritätshörige Faschos, denen beim Rumkommandiertwerden einer abgeht vor Glück? Oder vielleicht doch eher welche, die tatsächlich gesehen haben, was so eine Corona-Infektion anrichten kann? Vielleicht, weil sie im Gesundheitswesen arbeiten. Zu einer Risikogruppe gehören. Oder mit jemanden im Haushalt leben, der zu einer Risikogruppe gehört.

Keine Ahnung, muss Spekulation bleiben. Einen Anhaltspunkt indessen gibt es vielleicht. Übertrieben fanden die Maßnahmen mit weitem Abstand AfD-Anhänger mit 59 Prozent (zum Vergleich: CDU 9% - SPD 7 % - FDP 16 % - Linke 15 % - Grüne 11 %). Da weiß man, wo die Widerstandskämpfer sitzen.