Montag, 19. Oktober 2020

Schmähkritik des Tages (42)

 
Heute: Deniz Yücel über dauerbeleidigte Islamisten

"[Die] Kritik der Religion steht am Anfang aller Aufklärung; es gibt keine liberale Gesellschaft ohne die Freiheit, religiöse Zumutungen zurückzuweisen. Die christlichen Kirchen haben sich - zumindest in Europa - damit mehr oder weniger abgefunden. Anders moderne Islamisten […]. Die berufen sich zwar gern auf Menschenrechte, doch eigentlich kennen sie nur eines, die Religionsfreiheit nämlich, der sie alles andere untergeordnet wissen möchten.
 
Ihr Trick: Sie fühlen sich ständig beleidigt […]. Gäbe es einen Nobelpreis für Beleidigtsein, die islamische Welt würde sicher nicht so leer ausgehen wie sonst in den Kategorien Medizin, Chemie oder Physik. (Dass sie zu Beginn des letzten Jahrtausends zuverlässig all diese Preise abgeräumt hätte, hilft da nicht weiter; wer will sich schon immer auf tausend Jahre alten Leistungen ausruhen?) […]

Doch zur Ausgewogenheit ist kein Kritiker verpflichtet. Wenn ich über die Machenschaften der Atomindustrie spreche, muss ich mich nicht auch mit Bio-Eier-Skandalen beschäftigen. Nur wenn ich immer nur das eine sehe und nie das andere, verliere ich meine Glaubwürdigkeit." (taz, 28.10.2014)


Anmerkung: Mit dem Obigen ist so ziemlich alles wesentliche gesagt. Wer sich ermächtigt sieht, jemandem, dessen perfekt im Einklang mit Recht und Gesetz stehenden Äußerungen ihm aus religiösen Gründen nicht passen, den Kopf abzuhacken, an dem sind Aufklärung und Moderne sehr weit vorbeigegangen und muss völlig zu recht mit scharfen Repressionen rechnen. Und wer meint, der tote Samuel Paty sei auch ein kleines Bisschen selbst schuld gewesen, kann sich gleich gehackt dazulegen. Je suis prof!




5 Kommentare:

  1. Hallo, Herr Yücel! Darf man Sie Jüschel oder Jüdschell nennen? Man weiß ja so wenig? Hitler glaubte, dass die Mordtaten, die er plante, irgendwann der Vergessenheit anheim fielen. "Wer redet heute noch von der Vernichtung der Armenier?", fragte er am 22. August 1939 auf dem Obersalzberg. In der Zeit von 1930 bis 1945 propagierte er den Panturkismus, zusammen mit den Dış Türkler, einer Gruppe türkischer Flüchtlinge aus Turkestan. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete Alparslan Türkeş (MHP, zusammen mit AKP [TK] regierend) die rechtsextreme Partei der Nationalistischen Bewegung, die bis heute besteht. Deren Ziel war es, die Türkvölker zu vereinigen, um unabhängig von Europa und den USA zu werden.
    Hier spielen Ideologen Hand in Hand. Sunniten und Faschisten. Beide hassen Juden und alle, die irgendwelche Regeln brechen. Wenn sich die zusammenfinden sollten, wird es schwierig. Solange das spaltbares Material bleibt, kann vieles weiterlaufen, wie bisher, allerdings nicht in Frankreich oder Belgien. Dort wird man sich, ob der Kolonien, der möglichen Opfer bewusst werden. Mit den Tschetschenen haben die Russen ja schon ihre eigenen Erfahrungen gemacht. Es kommt nicht von ungefähr, dass die bei solchen Konflikten hervorstechen: https://www.youtube.com/watch?v=C0A5iZfiqyY
    https://www.welt.de/politik/deutschland/article193204219/BKA-Bericht-Wie-die-tschetschenische-Mafia-in-Deutschland-agiert.html
    Ganz klar...Gewalt geht bei diesen Gruppen nicht vom Staat aus. Dafür möchte es die eigene sein und wer mit Gott kämpft, kämpft ja immer für sein Recht. Eine Lösung dafür gibt es leider nicht.

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  2. Der Tag ist gekommen, an dem ich Deniz zustimme. (Im Salz hab ich ihn trotzdem liegen.)

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  3. Und was ist eigentlich mit der Verletzung meiner antireligiösen Gefühle...? Darf man da nicht wenigstens mit dem gleichen 'Recht' ebenfalls beleidigt sein?

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  4. Dauerbeleidigung ist eine Machtresource, wie auch so manch andere Gruppe täglich vorexerziert. Religiöse Gefühle dürften da nur eine untergeordnete Rolle spielen.

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  5. Ja es gilt das Menschenrecht auf Religionsfreiheit, genau so gut gilt das Menschenrecht frei von Religion zu sein. Also das Recht nicht Glauben zu müssen.

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