Sonntag, 1. November 2020

Abgänge


Der für mich beeindruckendste Filmauftritt des verstorbenen Sean Connery war eine winzig kleine Nebenrolle. Anfang der Neunziger hatte ich mich von der Damaligen in den Film 'Robin Hood - König der Diebe' schleifen lassen. Der milde amüsante Film mit dem gewohnt hölzern agierenden Kevin Costner in der Titelrolle war gar nicht mal langweilig, aber deutlich zu lang und triefte nur so vor US-amerikanischem Freiheitspathos. Nicht einmal der großartige Alan Rickman als Sheriff von Nottingham konnte da noch viel retten.

Dann aber, zum Schluss, hoch zu Ross, wie Kai aus der Kiste, der Auftritt von König Richard Löwenherz alias Sean Connery. Ich erinnere mich, wie damals das gesamte Kino selig seufzte. Weniger aus Verliebtheit oder so, sondern weil endlich ein Hauch von Stil und Klasse Einzug hielt. Connery hatte im kleinen Finger mehr Präsenz und Ausstrahlung als das restliche Ensemble, das er binnen Sekunden ohne ein Wort zu sagen zu Statisten degradierte. Bei aller Virilität, war Connery nie ein Macho, trotz Herkunft aus kleinen Verhältnissen kein neureicher Angeber. Eine Zierde unseres Geschlechts ist da gegangen. 

(Fun fact: Connery hat für seine Minirolle zwei Drehtage gebraucht und soll dafür 250.000 Dollar Gage bekommen haben. Die er komplett für karitative Zwecke spendete. Ich sag's ja, class act.)

Diesen Sonntag ist in der 'Titanic' Stefan Gärtners letztes 'Kritisches Sonntagsfrühstück‘ erschienen. Wiewohl natürlich alles außer der Wurst, die bekanntlich zwei hat, ein Ende hat, das irgendwann kommen muss, ist das traurig. Die Lektüre der Kolumne war mir über die Jahre ein liebgewonnenes Sonntagsritual geworden (vor allem lesbar, ohne 'Gold-Mitglied' zu sein). Und je älter ich werde, desto wichtiger finde ich solche Rituale. Menno. Wird fehlen. Schnüff.

Auch das noch! Ina Paule Klink alias Alex Holtkamp steigt bei 'Wilsberg' aus. Münster wird Trauer tragen. Mal halbernst: Die so betulich daherkommende Serie ist gar nicht doof, allein wegen der schlau ausbalancierten Figurenkonstellation. Andauernd muss der phlegmatische, stets klamme Bücherwurm Wilsberg sich anhören, er solle doch endlich 'vernünftig', will heißen: bürgerlich werden. Geld verdienen. Endlich was mit Kommissarin Springer anfangen, am besten heiraten. Und dann stellt sich immer wieder heraus, dass alle um ihn herum, die so was tun, alles andere als glücklich sind damit. Darunter auch seine Patentochter Alex, die zwar ordentlich Kohle macht, aber das Talent hat, immer an die falschen Männer zu geraten.







4 Kommentare:

  1. Ach ja, Sean Connery, eine Zierde, in der Tat. Unfassbar gutaussehend so ab 50. Ich bin untröstlich.

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  2. Connery war selbst einer der besten Robin-Hood-Darsteller, und zwar in dem zu Unrecht vergessenen "Robin und Marian". Toller Film, vielleicht ein bisschen sehr sentimental, aber Robert Shaw als Sheriff von Nottingham hat da ebenfalls eine blitzsaubere Performance abgeliefert, Audrey Hepburn sowieso.

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  3. Ich mag auch Kevin Costner, aber ich gestehe - in seinem Robin Hood tat es mir zum ersten und einzigen Mal um den Sheriff von Nottigham leid. Was ein toller Schuft! Alan Rickman ist im Gegensatz zu Sean Connery viel zu früh gegangen. Connery hatte sein Leben, aber zu früh ist es ja irgendwie immer - auch wenn er 90 werden durfte. In diesem Sinne einen Martini, geschüttelt, nicht gerührt!

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  4. Sean Connery kein Macho? Der Mann, der mehrmals öffentlich behauptet hat, es sei in Ordnung, wenn man Frauen schlage?

    https://www.snopes.com/fact-check/sean-connery-slap-women/

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