Aschermittwoch special: Carne, vale!
Erinnert sich noch wer an Stulli, das Pausenbrot? Das war die Hauptfigur eines Comics von Rattelschneck, der bis 2012 in der 'Titanic' erschien. Stulli war eine humanoide Klappstulle und von dem Wunsch beseelt, endlich genüsslich von jemandem verputzt zu werden. Das scheiterte regelmäßig daran, dass alle sich sofort reihernd übergaben, sobald sie erfuhren, dass Stulli "schön mit Margarine beschmiert und dick mit Fleischsalat belegt" sei.
Zur Klarstellung: Gemeint ist kein Wurstsalat; der kann, je nach Güte der verwendeten Wurst, in seiner deftigen Schlichtheit grandios sein, vor allem zum Bier. Gemeint ist auch kein Salat aus Fleischresten. Auch der kann eine großartige Zweitverwertung sein. Gemeint ist der weißliche Pamp aus Fleischwurststreifen, Gurken und Majo, der, fertig abgepackt, im letzten Discounter-Regal im letzten Winkel des Landes zu haben ist. Und vermutlich auch einen nuklearen Erstschlag überstehen würde.
Man sollte ja nicht immer nur meckern. So hat solcher Fleischsalat zum Beispiel den unbestreitbaren Vorteil, sehr viele Kalorien für vergleichsweise wenig Geld zu bieten. In Wirtschafts- und Versorgungskrisen ein unbestreitbares Plus. Geschmacklich? Nun ja, schmeckt halt so, wie ein Gatsch aus Wurststreifen, Gurken, Zwiebeln, Essigessenz, Süßstoff, Majo plus diverser E-Nummern eben so schmecken kann. Wer’s mag.
Funktionieren kann das eigentlich nur wegen Nostalgie. Wegen wohliger Erinnerungen an damals, als man sparen musste und nichts verschwendet werden durfte. Da gab es in vielen Haushalten unter der Woche immer nur geschmacksneutrales Brot mit Marmelade oder Leberwurst. Sonntags aber stand zur Feier des Tages ein Töpfchen Fleischsalat vom Metzger auf dem Frühstückstisch. An hohen Feiertagen auch Delikateß-Fleischsalat. Was ganz was Besonderes. Feinkost. Hoho, heute lassen wir’s mal krachen!
So wie auch das Hallo jedes Mal groß war, wenn die Eltern vom Einkaufen zwei Tüten 'Meisterklasse'-Zwiebelsuppe, eine Packung Toastbrot und ein Päckchen Schmelzkäsescheibletten mitbrachten. Auch das bedeutete: Obacht, jetzt wird’s verschärft kulinarisch, heute gönnen wir uns was! Das nach Packungsanweisung zubereitete Produkt wurde in feuerfeste Suppentassen gefüllt, eine mit einer Scheiblette belegte Scheibe Toast vorsichtig vom Stapel gelassen und das Ganze dann im Elektrogrill überbacken. Voilà, le féinè Lébénsârt a’la mode Parisienne – oh, là, là! Wir imaginierten, wie Frère Jacques vor Neid seine Baskenmütze auffraß.
Nein, das tat er natürlich nicht. Höchstwahrscheinlich. Weil dergleichen mit gutem Essen, Feinschmeckerei gar, ungefähr so viel zu tun hat wie der Petersdom mit einem FKK-Strand. Aber man wusste es auch nicht besser. Keine Ahnung, wie’s bei anderen ist, aber bei mir ist Fleischsalat eines dieser kindheitsbedingten Guilty Pleasures. Man weiß normalerweise, das geht wirklich nicht, aber manchmal überkommt’s einen halt und dann muss es eben sein. Weil einen wohlige Erinnerungen an früher überkommen. Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.
Zur Klarstellung: Gemeint ist kein Wurstsalat; der kann, je nach Güte der verwendeten Wurst, in seiner deftigen Schlichtheit grandios sein, vor allem zum Bier. Gemeint ist auch kein Salat aus Fleischresten. Auch der kann eine großartige Zweitverwertung sein. Gemeint ist der weißliche Pamp aus Fleischwurststreifen, Gurken und Majo, der, fertig abgepackt, im letzten Discounter-Regal im letzten Winkel des Landes zu haben ist. Und vermutlich auch einen nuklearen Erstschlag überstehen würde.
Man sollte ja nicht immer nur meckern. So hat solcher Fleischsalat zum Beispiel den unbestreitbaren Vorteil, sehr viele Kalorien für vergleichsweise wenig Geld zu bieten. In Wirtschafts- und Versorgungskrisen ein unbestreitbares Plus. Geschmacklich? Nun ja, schmeckt halt so, wie ein Gatsch aus Wurststreifen, Gurken, Zwiebeln, Essigessenz, Süßstoff, Majo plus diverser E-Nummern eben so schmecken kann. Wer’s mag.
Funktionieren kann das eigentlich nur wegen Nostalgie. Wegen wohliger Erinnerungen an damals, als man sparen musste und nichts verschwendet werden durfte. Da gab es in vielen Haushalten unter der Woche immer nur geschmacksneutrales Brot mit Marmelade oder Leberwurst. Sonntags aber stand zur Feier des Tages ein Töpfchen Fleischsalat vom Metzger auf dem Frühstückstisch. An hohen Feiertagen auch Delikateß-Fleischsalat. Was ganz was Besonderes. Feinkost. Hoho, heute lassen wir’s mal krachen!
So wie auch das Hallo jedes Mal groß war, wenn die Eltern vom Einkaufen zwei Tüten 'Meisterklasse'-Zwiebelsuppe, eine Packung Toastbrot und ein Päckchen Schmelzkäsescheibletten mitbrachten. Auch das bedeutete: Obacht, jetzt wird’s verschärft kulinarisch, heute gönnen wir uns was! Das nach Packungsanweisung zubereitete Produkt wurde in feuerfeste Suppentassen gefüllt, eine mit einer Scheiblette belegte Scheibe Toast vorsichtig vom Stapel gelassen und das Ganze dann im Elektrogrill überbacken. Voilà, le féinè Lébénsârt a’la mode Parisienne – oh, là, là! Wir imaginierten, wie Frère Jacques vor Neid seine Baskenmütze auffraß.
Nein, das tat er natürlich nicht. Höchstwahrscheinlich. Weil dergleichen mit gutem Essen, Feinschmeckerei gar, ungefähr so viel zu tun hat wie der Petersdom mit einem FKK-Strand. Aber man wusste es auch nicht besser. Keine Ahnung, wie’s bei anderen ist, aber bei mir ist Fleischsalat eines dieser kindheitsbedingten Guilty Pleasures. Man weiß normalerweise, das geht wirklich nicht, aber manchmal überkommt’s einen halt und dann muss es eben sein. Weil einen wohlige Erinnerungen an früher überkommen. Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.
Kürzlich aber sah ich das da:
Und meine Neugierde hatte bald gesiegt. Vegetarischer Fleischsalat. Mit einem Hauch Dijon-Senf sogar. Dijon-Senf! Und wieder frisst Frère Jacques vor Neid… egal. Also zugeschlagen. Was tut man nicht alles im Dienste von Empirie und Wissenschaft?
(Die Zutatenliste überliest man lieber.)
Und, wie war es? Geruch: ungewohnt neutral. Einen Bissen genommen. Die Textur der Wurst haben sie sogar einigermaßen hinbekommen. Geschmacklich? Weniger sauer, weniger süß, überhaupt weniger Geschmack. Im Abgang dann steigt ein unangenehmer Anflug von... Ja, von was eigentlich in die Nase? Isoliermasse? Bauschaum? Fimo? Weiß nicht. Mehr Würze, knackige Gürkchen und etwas straffere Säure hätten hier geholfen, sind aber nicht feststellbar. Da hilft auch ein Hauch Dijon-Senf nicht.
Nein, für mich wirklich nicht. Brr. Es gibt zig schöne, sinnige, genussreiche Möglichkeiten, fleischfrei zu essen. Diese gehört nicht dazu.
Und, wie war es? Geruch: ungewohnt neutral. Einen Bissen genommen. Die Textur der Wurst haben sie sogar einigermaßen hinbekommen. Geschmacklich? Weniger sauer, weniger süß, überhaupt weniger Geschmack. Im Abgang dann steigt ein unangenehmer Anflug von... Ja, von was eigentlich in die Nase? Isoliermasse? Bauschaum? Fimo? Weiß nicht. Mehr Würze, knackige Gürkchen und etwas straffere Säure hätten hier geholfen, sind aber nicht feststellbar. Da hilft auch ein Hauch Dijon-Senf nicht.
Nein, für mich wirklich nicht. Brr. Es gibt zig schöne, sinnige, genussreiche Möglichkeiten, fleischfrei zu essen. Diese gehört nicht dazu.
„Brr“ – volle Zustimmung. Ich hätte nicht die Traute zum Selbstversuch aufgebracht. Ebenso wie bei – sagen wir – veganer Bratwurst.
AntwortenLöschenWie wär`s mit toter Oma - The Vegan Edition?
AntwortenLöschenHab von dem abgbildeten EDEKA-Produkt gestern noch den Rest vertilgt. Wenn das Zeug einigen zu schlaff im Geschmack ist, kann das daran liegen, dass die Rezeptoren und Geschmacksnerven durch die Standardkost etwas abgestumpft sind und nur noch auf starke Reize durch Gewürze reagieren.
AntwortenLöschenWas mich stört, ist die Zutatenliste, die sich ja bei vielen anderen industriell produzierten Lebensmittel wie ein Medikamentenbeipackzettel liest.
Empfehlung: Probier mal das vegane Zwiebelshmalz von Edeka: tinyurl.com/sfeqflfv
Einfach auf eine trockene Stulle schmieren und etwas Salz darüber. Kein Unterschied zum Schweineschmalz, wobei ich gestehen muss, das schon seit über 30 Jahren nicht mehr gegessen zu haben.
Guten Tag,
AntwortenLöschenmit Verlaub — den veganen Lebensstil mit veganem Fleischersatz zu bestreiten kann m. E. zwangsweise nur in die Hose gehen. Egal ob geräucherter Tofu und Konsorten in der Pfanne oder beim veganen Brotaufstrich — das sich an "ist halt kein Fleisch drin" zu gewöhnen ist der einfachere Weg. Dann ist halt der Cashew-Tomate-Basilikum Brotaufstrich gefälligst als lecker zu empfinden ...
Gruß
Jens
Ich habe diese Logik mit der sich die Erzeuger fleischloser Produkte an ihre Gegenstücke anpassen wollen auch nie verstanden. Warum sollte jemand der sich vegetarisch oder sogar vegan ernährt ein entsprechendes Schnitzel essen wollen? Das vegetarische Kochbuch das in meinem Regal steht hat eine Fülle von Rezepten, die sich nicht entsprechend anbiedern müssen.
AntwortenLöschenVegetarischer Salat.
AntwortenLöschenStatt fleischlosen Kartoffelsalat, fleischlosen Eiersalat und fleischlosen Salat-Salat.
Ja - Stulli das Pausenbrot. Das war immer schön bescheuert. Beispielsweise »Stulli beim Psychiater« (der erzählte bilderwitz): Stulli das Pausenbrot liegt beim psychiater auf der couch. Psychiater: »bestehen Sie eigentlich aus den hälften einer zusammengeklappten brotscheibe oder aus zwei übereinander gelegten und dann halbierten brotscheiben? Das würde bedeuten, daß es noch eine hälfte wie Sie gibt.« Stulli das Pausenbrot: »wie ich - auch schon mit margarine beschmiert und dick mit fleischsalat belegt!?!« Der psychiater reihert und denkt »hoffentlich ist das bloß eine klappstulle!«
AntwortenLöschenBeim gedanken an fleischsalat, egal ob mit fleisch oder ohne, geht es mit wie dem psychiater. Da esse ich lieber FinnCrisp mit Holstener Liesel - eine vegane delikatesse, die in den frühen 90er jahren durch einen autoren der Titanic bekannt wurde. Schmeckt aber tatsächlich nicht schlecht, der Altautonome hat hier gewissermaßen ja schon werbung für veganen schmalzersatz gemacht.