Dienstag, 29. März 2022

Jenseits der Blogroll - 03/2022


Schon wieder neigt ein Monat sich dem Ende entgegen und es wird Zeit für den Blick ins Netz. Was so herausragte im Riesenstrom an Meinungen und Analysen. Natürlich auch dieses Mal wieder dominiert von dem, was östlich immer noch vonstatten geht. Und wieder geht es mir gewaltig auf die Eier, wie in Teilen der 'alternativen Medien' mit der Unterstellung hantiert wird, die 'Alt-/System-/Lügenmedien' schlügen geschlossen und gleichgeschaltet die Kriegstrommel und ergingen sich ausschließlich in Kriegsrhetorik (tun sie nicht) als hätten wir wieder 1914 (haben wir nicht), und jeder, der das auch nur marginal anders sieht, sei vom internationalen Großkapital gehirngewaschen. Aber egal. Menschen haben's halt gern kuschelig. Ein andermal vielleicht mehr darüber.

Politk/Ukraine. emma & fritz mit einigen Bemerkungen zum Niedergang der Linken (von 2012): Was ist Antiimperialismus?

"Die Linke im Westen muss umdenken", meint der ukrainische Aktivist und Journalist Taras Bilous.

Riccardo Nicolosi über Putins Affektrhetorik vom gekränkten und beleidigten Russland.
 
Und: Warum die NATO nicht in Kiew einmarschiert.

Kersten Augustin über Tankrabatte.

"Aber was ist mit der berühmten »Krankenschwester auf dem Land, die mit ihrem Nissan Micra zur Arbeit pendelt«? Es gibt sie, ihr muss geholfen werden – und gleichzeitig ist sie eine Strohpuppe. Es gibt leider kaum Statistiken, wie viele dieser Strohpuppen aus Fleisch und Blut sind. Besser erforscht ist etwas anderes: Je reicher Menschen sind, desto mehr Autos gibt es in ihrem Haushalt, desto größer sind die Autos, desto mehr Kilometer fahren sie zur Arbeit. Und: Wirklich arme Menschen haben kein Auto. Von billigerem Benzin profitieren also vor allem Leute mit Geld." (Augustin, a.a.O.)

Adam Tooze erinnert an den Frieden von Brest-Litowsk 1918, in dem die Ukraine für das Deutsche Reich eine zentrale Rolle spielte.

Merke: Wenn du als 'Spaziergänge' schlecht verbrämte Demos veranstaltest und dabei von einem Polizeiaufgebot begleitet wirst, das dein Demonstrationsrecht sicherstellt, dann lebst du wahrscheinlich nicht in einer Diktatur. Auch wenn man perfiderweise von dir verlangt, eine Maske zu tragen.


Gesellschaft, Kultur, Gedöns. Preisfrage: Was passiert eigentlich, wenn Lidl eine P$4 für 95 Euro raushaut, wie jüngst im französischen Orgeval? Das hier.

Bei apokolokynthose und von Kollege nömix wird Lou Zuckers taz-Kolumne über Heterosex analysiert. Ein Werkchen, das vermutlich für die 'Wahrheit'-Seite vorgesehen war, aber dann im falschen Ressort gelandet ist. Wie zugunsten der Autorin anzunehmen ist.

Dierk Saathoff über die Fernsehserie Buffy the Vampire Slayer‚ die in den Neunzigern bei uns unter dem Namen 'Buffy - im Bann der Dämonen' im TV lief (meistens nach 'Akte X'). Wenn ich das damals mal gesehen habe, konzentrierte ich mich mehr auf Sarah Michelle Gellar und Alyson Hannigan, weniger auf die tiefere politische Bedeutung dieser Serie. Trotzdem paar ganz reizvolle Gedanken.

Richard Claydermans gruseliges Geklimper fand ich schon immer einen Verstoß gegen die Haager Landkriegsordnung. Aber im Interview kommt er bodenständig und sympathisch rüber. Tut sich nicht dicke. Überraschend gern gelesen.

Thomas Schmoll phantasiert schon einmal, wie eine russische Siegesfeier auf dem Maidan aussehen könnte.

"Zunächst liest Gérard Depardieu aus »Spezialoperation und Frieden« von Leo Tolstoi vor. Dann folgt ein Wettbewerb über die schönste Fantasieuniform des Abends, den El Presidente aus Venezuela knapp vor Baschar al-Assad gewinnt. Der belarussische Despot ärgert sich, nur Bronze errungen zu haben. Gazprom-Gerd, Ehrengast aus Deutschland, schmunzelt. Pipeline-Manu war eingeladen, hat aber »aus Protest« abgesagt, was die SPD gut findet. Es war erwogen worden, Wagners »Götterdämmerung« zu spielen. Doch als der Zensor die Zeile »Fort, treuloser Bruder, du Mörder« im Text der Oper liest, wird die Idee als unpassend verworfen." (Schmoll, a.a.O.)

Musik. Elizabeth Zharoff alias 'The Charismatic Voice' ist ausgebildete Opernsängerin und reagiert mit Leidenschaft und professionellem Urteil auf Musik aller Art. Geben wir uns den maximalen Kontrast: Opera singer meets Opeth!


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Essen, trinken, gut leben. Na, auch schon mal von einer Kreuzfahrt geträumt? Dann sollten Sie tief genug in die Tasche greifen, denn sonst könnten Werbebilder allzu brutal mit der Realität kollidieren.

Tobias Müller mit einem umfangreichen Test fleischloser Fleischersatzprodukte. Wohl bekomm’s. Wobei ich sagen muss, dass ich die getestete 'Bratwurst' schon mal probiert habe und mich erinnere, dass ich die bei einer Blindverkostung nicht als fleischloses Produkt identifiziert hätte. Und wenn dafür kein Tier abgemurkst und durch den Kutter genudelt werden muss, soll auch mir das recht sein.

"Wenn ich kein Fleisch essen möchte, schau ich mir an, wie Inder kochen, nicht Amerikaner."  (Müller, a.a.O.)

Die Kochgenossen über norditalienischen Reisanbau und über Risotto. Obwohl sonst durchaus italophil, tue ich mich mit Risotto bis heute schwer. Als Jugendlicher habe ich mal in einer Südtiroler Jugendherberge einen kaum genießbaren Reismatsch mit Tütenparmesan vorgesetzt gekriegt. Jahre später dann in einem Ristorante ein Pilzrisotto bestellt und etwas bekommen, das an Omma seligs spachtelmassigen 'Dicken Reis' erinnerte. Nur ohne Rosinen und in salzig. Weshalb sich auch keine wohligen Kindheitserinnerungen einstellen mochten. Eigene Versuche, auch mit ordentlichem Arborio-Reis und selbst gemachter Brühe, sind bislang allesamt so verlaufen, dass der Wow-Effekt ausgeblieben ist und ich mich lieber weiter an Gnocchi und Pasta abarbeite. Was soll’s, vielleicht überkommt die Erleuchtung mich noch.  

Das Rezept. Nein, zwei. Weil sie so kurz sind. Einmal Endives au jambon. Nicht nur Risotto, auch Chicorée und mich verbindet keine innige Liebesgeschichte. Das hier könnte einen Versuch wert sein. Ich vermute, die Sache steht und fällt mit der Qualität des Beinschinkens. Man sollte daher nicht geizen und einen guten Metzger auftun bzw. an der Hand haben.

Für das nächste Rezept gilt: Don't call it pasta! Will man nicht riskieren, vom nächsten Italiener geteert, gefedert und unter allgemeinem Hallo aus der Stadt verbracht zu werden. Madame Bastian nennt ihre sehr schnell und einfach zuzubereitende Ziegenkäse-Gemüse-Pfanne 'für Kinder' und serviert sie avec des nouilles. Als nicht mehr Kind kann ich aus Erfahrung sagen: Das ist auch für Erwachsene hervorragend geeignet, die Kombination aus geraffelter Zucchini, Tomaten und Ziegenkäse schlicht genial. Ein Lehrbuchbeispiel für cuisine improvisée. Aux casseroles, gourmandes!







3 Kommentare:

  1. Weil es bei den eigenen Truppen so viele Verluste gab, setzt der Kreml in der Ostukraine jetzt Wagner-Söldner ein. Das berichtet das britische Außenministerium.

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  2. Viele "alternative Medien" sind eine einzige Enttäuschung, weil sie ausschließlich auf die Antithese setzen. Sind die etablierten Medien geschlossen für die Corona-Impfung, sind sie dagegen. Schreiben alle von einem russischen Angriffskrieg, machen sie aus Russland ein bemitleidenswertes Opfer finsterer Mächte. Diese Strategie hat übrigens auch die AfD für sich entdeckt.

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  3. ... die AfD-Strategie besteht darin, jede Person*in (hihi) ihrer angeblich prekären Situation zu unterstützen — prekär in dem Gefühl "der Staat ist böse zu mir, ich fühle mich benachteiligt. Die AfD wird auch das Thema "teures Sonnenblumenöl für sich irgendwann entdecken: Die Regierung nimmt uns das Öl weg — böseböse" etc. etc. — alle gefühlt Benachteiligten aufzusammeln, das ist deren Strategie.

    Gruß
    Jens

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