Ronny des Monats - August 2022

 
Bevor wir zur Verleihung der Ronnys des Monats schreiten, würde ich gern das hier zur Kenntnis bringen. Ich weiß, sind Aussagen und persönliches Erleben. Ich weiß, Oliver Polak ist nicht unkontrovers. Aber wenn das so war, dann wundert’s mich nicht. Bestätigt das vieles, was ich über diese Band schon lange denke. Ist mir immer suspekt geblieben. Ja, man kann sich seine Fans nicht aussuchen. Ja, die Onkelz sind (längst) keine Nazi-Band (mehr) und ihre Fans nicht automatisch Rechte und Nazis. Doch trotz aller Distanzierung von der Vergangenheit scheint man offenbar immer noch durchaus anschlussfähig in gewissen Milieus. Weniger wegen expliziter Inhalte, Texte oder konkreter Aussagen, sondern mehr wegen gewisser Haltungen. In der Art von: "Eine abgehobene Kulturelite will euch vorschreiben, was ihr gut zu finden habt und was nicht (aber wir verstehen uns – wink wink)". Man gerät da mitunter leicht, wenn auch keineswegs zwingend, in brackiges Fahrwasser.  Und so halte ich es mit Farin Urlaub, der einst sagte: "Ich mag die nicht. Immer noch nicht."

So, Exkurs beendet. Backlist: Beim Terra Musica-Festival in Thüringen braut sich was zusammen. Identitäre, die in Halle drei Studierende angegriffen haben sollen, werden freigesprochen.

Die Top 5:


Platz 5: Böcke, Gärtner etc.
Was soll ich mir verbal einen abbrechen, wenn's schon jemand anderes knapp und knackig zusammengefasst hat? Übergeben wir also in dieser Causa an fefe:

"Kennt ihr den schon? AfD-Abgeordneter (Polizist!) besucht Buchenwald, trägt Thor-Steinar-T-Shirt. Die Marke ist bei Neonazis beliebt und gilt als Gesinnungs-Code rechtsradikaler Gruppierungen. Die Hausordnung der Gedenkstätte Buchenwald verbietet das Tragen dieser Kleidung. Jemand sieht das und erstattet Anzeige. Es kommt zu einem Disziplinarverfahren. Er wird in der Sache befragt, erfährt so von der Anzeige. Was macht also unser wackerer AfD-Polizist? Als er dazu befragt wurde, stellte er Anzeige gegen die Hinweisgeber wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung (StGB §164). Im Laufe der Verhandlung vor dem Amtsgericht Erfurt stellte der Richter fest, dass Czuppon seine eigene Strafanzeige später als Polizeibeamter selbst bearbeitet hatte. Nein, nein, Fefe, die AfD sind gar nicht alles Neonazis. Das ist üble Nachrede!1!!"

Platz 4: Peter A. Gebhardt, AfD Bayern, LV Landshut Kehlheim
Einer dieser ganz armen, andauernd Missverstandenen. Und das, obwohl der Herr Gebhardt sich doch selbst ganz eindeutig als "Antifaschist" bezeichnet. Was gibt es denn da bitte misszuverstehen?

Was soll man da falsch verstehen? 🤷‍♀️🤷#AfDVerbot #noAfD#DieInsider pic.twitter.com/rSBgiFyYKQ

— DieInsider (@Die_Insider) July 28, 2022

Platz 3: Wenn in Deutschland einer einen Witz macht, ...
… so wie jetzt die 'Titanic' mit Uwe Seeler (+), dann stellt das empörte Bürgertum sich gern einmal persönlich vor. Mein Lieblingszitat: "Macht diesen Witz doch mal mit Flüchtlingen, Homosexuelle oder Behinderte." Gern doch: "Starkes Zeichen! Flüchtlingen, Homosexuelle oder Behinderte boykottieren WM in Katar." Bruhahaha, Spitzenklopper, oder? Nur echt mit die falsche Grammatik. Irgendwas sagt mir übrigens, dass da am lautesten diejenigen jaulen und eimerweise Krokodilstränen vergießen, die sonst jeden rassistischen Dreck rechtfertigen mit "Satire darf alles!!11!!!1! Mal was von Tucholsky gehört???"

Platz 2: Die integrative Kraft des Fußballs...
... wurde jetzt wieder einmal deutlich spürbar, als Alphonso Davies, Verteidiger beim FC Bayern, auf Instagram Urlaubsfotos mit seiner Freundin postete. Das, was daraufhin über ihm ausgekübelt wurde, ist im Übrigen eine sehr schöne Überleitung zuuu...

Platz 1: Viktor Orbán
Der hat es geschafft, die Torpfosten so weit nach rechts zu verschieben, dass der Ministerpräsident eines EU-Landes in der Öffentlichkeit ganz offen und unverblümt von "Rassenschande" reden kann, ohne dafür mit nassen Fetzen vom Hof gejagt zu werden. (Nicht unerwähnt bei alledem sollen natürlich die bleiben, die schon vor Jahrzehnten den Boden bereitet haben für so was.)


Und der Ehrenronny des Monats geht dieses Mal an:

Die Nachdenkseiten.
 

(Oder sollte man sagen: Nixgelerntseiten?) Und zwar für Werner Rufs, Ingo Wandelts und Rainer Wernings knallhart recherchiertes Rechtfertigungspamphlet von auf der voll vergurkten documenta 15 ausgestellten, inzwischen entfernten antisemitischen Machwerke. "Ist die documenta noch zu retten?", so der die scheinheilige Frage im Titel. Gefolgt von pseudoninformiertem, dekontextualisierendem Verharmlosungsgequargel. "Nach Lektüre dieser Zeilen drängt sich dem Leser die Frage auf: Stellen diese Herren sich nur dumm oder sind sie es gar?" (von der Osten-Sacken). Ich tippe auf: Wenn 'gegen den Mainstream sein' zur Obsession wird. Da rappelt's im Lumbung.