Mittwoch, 5. Oktober 2022

Kaffeeklatsche

 
Disclaimer: Ich liebe Kaffee. Sehr. Er ist fester Teil meines Alltags, auf den ich nur sehr schwer verzichten könnte. Daheim habe ich eine Bialetti und eine French Press sowie für den Alltag eine regelmäßig entkalkte und gepflegte Padmaschine. Wobei meine Pads aus dem Bioladen kommen und das Resultat schon bei ausgemachten Vollautomatenfans Eindruck gemacht hat.

Im einstigen Kaffee-Entwicklungsland Deutschland war es ja lange Standard, aus Billigmaschinen geröchelte Filterplörre mit 'Verwöhnaroma' zu verabfolgen, die schlimmstenfalls über Stunden auf einer Warmhalteplatte übersäuert hatte und die Magenwände angriff. So begrüße ich es sehr, dass inzwischen an immer mehr Orten gute Bohnen und fachmännisch zubereitete Getränke zu bekommen sind. Ich feiere jede Neueröffnung einer kleinen Rösterei. Und als ich im Sommer in Bremen in einer solchen einen Kenia-Blend bekam, wähnte ich mich im Kaffeehimmel. Die Tasse kostete drei Euro und war jeden einzelnen verdammten Cent wert.

Unangenehme Begleiterscheinungen wie Latte macchiato-Gesüffel und pappsüße, überaromatisierte Eimergetränke von US-amerikanischen Ketten sind dabei wohl die unvermeidliche Kehrseite. Wer’s mag. Kurz: Ein ordentlich gebrauter Kaffee ist etwas Wunderschönes, da bin ich mit anderen einig. Nur scheint mir da seit einiger Zeit etwas aus dem Ruder zu laufen.

Vollends gaga erscheint mir nämlich dieser absurde Kult, diese alberne Vergötterung, die seit einiger Zeit um das koffeinhaltige Heißgetränk betrieben wird, als handele es sich mindestens um Miraculix‘ Zaubertrank, der übermenschliche Kräfte verleiht und unbesiegbar macht. Ein Wundertrank. Theriak. Elixier. Weckt klinisch Tote auf. Macht überhaupt erst lebendig. Ja, die Zumutungen des (Arbeits-) Alltags sind ohne Kaffee quasi nicht zu bewältigen. 

Muhahaha, so habe ich das noch gar nicht...

Es gab Zeiten, da galt es als witzig, Alk- und Saufsprüche zu verbreiten à la "Bier formte diesen wunderschönen Körper!", oder, als bildungsbürgerliche Variante.: "Realität ist eine Wahrnehmungsstörung, die Alkoholmangel hervorgerufen wird." Muhaha, so funny because it’s true! Inzwischen wird, so will’s mir scheinen, überall Kaffee und dessen Wirkung gefeiert,

Früher galt demnach geplegt einen zu heben als erstrebenswert, heute feiert man sich dafür, sich mit absurden Koffeindosen für die Arbeit fitzudopen. The times, they are-a-changin’.






8 Kommentare:

  1. ...guten Tag,
    wer Bialetti schreibt, darf auch Bodum sagen.
    BTW: Isomac Giada, tolles, simples Teil, der VW-Käfer unter den Kaffeemaschinen. Einfach zu reparieren, Ersatzteile kosten fast nix.

    Gruß
    Jens

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    1. So einen bodum-Glaskolben hatte ich auch mal. Bin nur leider arger Grobmotoriker. Und wenn Filterkaffee, kann eine Druckbrühmaschine wie eine Krups T8 gute Dienste leisten.

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    2. „Druckbrühmaschine“

      Derart wunderschöne Worte bringt auch nur die deutsche Sprache hervor.

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  2. Genau diese Sprüche hängen doch neuerdings bei jedem zweiten Bäcker. Nur mit Kuchen statt Kaffee.

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  3. Genau zehn Kilogramm Bohnen darf man über die Landesgrenze selber tragen. Wer mehr bei sich hat, oder gar tragen lässt, zahlt 2,19 pro Kilo bzw das Doppelte bei Pulver an Porsche-Christian. War mir nicht klar, dass der Schmuggel an EU Binnengrenzen weiterhin floriert, war das nicht ein Argument für die EWG damals? Aber heute ist ja nicht gestern.

    Trinkt mehr Kaffee für mehr Haubitzen.

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  4. " … Krups T8 …"
    das waren noch Zeiten. Ich habe mir 1972 mein Taschengeld in den Ferien mit Akkordarbeit in den Sommerferien für die Dinger aufgebessert. (es musste damals unbedingt eine Graupner Fernsteuerung angeschafft werden ...)

    Gruß
    Jens

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  5. Also meine Lieblingssprüche mit "Realität" waren ja immer:

    Realität ist was für Leute, die nicht mit Drogen umgehen können

    und

    Realität ist da wo der Pizzabote herkommt.

    Bzgl French Press und Grobmotorik: die Dinger gibt es auch aus Metall mit integrierter Thermofunktion, total grobmotorikerfreundlich und praktisch obendrein.

    Und ja, stimmt schon: diese Fixierung auf eine Aufputschdroge mit unangenehmen Entzugserscheinungen finde ich auch befremdlich.

    An dieser Stelle sei ein Verweis auf das Ich-nehme-keine-Drogen-Starterkit erlaubt: http://blog.todamax.net/2016/ich-nehme-keine-drogen-fuer-anfaenger/

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  6. Ein Missionar will in Nicaragua das Land verlassen, hat vorher zwei Pakete Kaffee gekauft und sie unter seiner Soutane in die Achselhöhlen geklemmt. Er wird an der Grenze vom Zollbeamten gefragt, ob er etwas zu verzollen habe. Der Geistliche: "Hab nur zwei Pakete Kaffee gekauft, sie aber unter dem Armen verteilt."

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