Montag, 1. Mai 2023

Vermischtes und Zeugs (XLIX)

 
"Lieber ein erfahrener Ü70 als ein abgebrochener Student", so ließ es Berlins Ex-Regierender nun verlauten. Oh ja, der "abgebrochene Student", der sich erdreistet, einfach so Politik machen zu wollen, obwohl er noch nicht mal ein Examen hat! Dies neue Feindbild des gnatternden Kleinbürgers. Reiht sich nahtlos ein in das der linksliberalen woken Birkenstockträger/Lastenradfahrer, die allen immer alles verbieten wollen.

Fun fact: Ein ü70er kann schon ziemlich tatterig sein und es gibt nicht wenige Akademiker, bei denen ein abgeschlossenes Studium in Puncto Lebenserfahrung mal so gar nichts aussagt. Und hat der Kleinbürgerheld Elon Musk eigentlich zu Ende studiert? Gibt es überhaupt einen Silicon Valley-Milliardär mit abgeschlossenem Studium?

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Wieder ein neues Wort gelernt: Wie nennt man Boomer und alte Säcke, die fett und feist auf Altmietverträgen in viel zu großen Wohnungen sitzen und der verzweifelten Gen Z den Wohnraum wegwohnen? Quadratmeteradel! Les aristocrats à la lanterne!

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Nappaface Til Schweiger soll besoffen am Set gewesen sein und sich übergriffig benommen haben? Nein, also wer hat denn ahnen können, dass einer, der schon mal beschickert in Talkshows rumlallt und pöbelt, Schauspielerkollegen mal "unter Männern" eine reinhaut, jede Kritik als persönlichen Angriff auffasst bzw. ein Komplott gegen ihn am Werk sieht, zu SO was fähig sein kann? Wo der Til doch immer so voll lieb lächelt! Und gaaanz witzige und kuschelige Dinge verkauft.

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"»Ich bin meine eigene Welt«, sagt der glücklich zu Ende verblödete Mensch." (Georg Seeßlen)

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Wenn sich aus der 'Debatte' um die Netflix-Serie 'Queen Cleopatra' eine Lehre ziehen lässt, dann die, was für absurde Ausmaße diese kreuzdämliche Identitätspolitik inzwischen angenommen hat. Nota bene: Handelte es sich um eine fiktionale Serie, dann wäre es - künstlerische Freiheit ahoi! - komplett egal, welche Hautfarbe die Darsteller im Einzelnen haben. Das hat bei 'Bridgerton' funktioniert und es ist vollkommen unerheblich, ob Arielle die Meerjungfrau schwarz ist oder nicht. Denn das spielt für die Geschichte keine Rolle und ist somit allenfalls Geschmackssache.

Nur handelt es sich bei 'Queen Cleopatra', wie es heißt, um eine Doku-Serie. Und die sollte, zumindest meiner bescheidenen Meinung nach, sich halbwegs an dem orientieren, was man so weiß und idealerweise die eine oder andere Erkenntnis liefern. Man kann selbstverständlich thematisieren, dass wir nicht wissen, welche Hautfarbe Kleopatra genau hatte und dass es da durchaus Hypothesen gab, sie sei eventuell schwarz gewesen. Nur war sie das aller Wahrscheinlichkeit nach eben nicht. Sie stammte von den (makedonischen) Ptolemäern ab und sah vermutlich auch nicht aus wie Elizabeth Taylor.

Nun könnte man sagen: Scheiß drauf, es geht darum, eine starke, erfolgreiche schwarze Frau zu zeigen. Empowerment - so important! Wer wird denn da so kleinlich sein?

Kann man natürlich machen. Aber dann wäre da die Frage, ob Kleopatra überhaupt als Beispiel für eine besonders 'starke Frau' bzw. erfolgreiche Herrscherin und zum Role model taugt. Über Kleopatras Regierungsbilanz bevor Julius Caesar die Bühne betrat, ist wenig bekannt, sie scheint aber eher durchwachsen zu sein. In dem Machtkampf nach Caesars Ermordung setzte sie auf Marcus Antonius und damit auf das falsche Pferd. Am Ende war Ägypten sang- und klanglos zur römischen Provinz geworden. Außer dem legendären Glamour, mit dem sie sich umgeben haben soll (Eselsmilch!), bleibt da nicht viel.

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Wer eine Wortspielhölle findet, darf sie behalten.
 


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Dem BVB wurden im Schicksalsspiel gegen den VfL Bochum am Freitag zwei klare Elfmeter verweigert. Wenn wir doch bloß den Videobeweis hätten!








4 Kommentare:

  1. "Oh ja, der "abgebrochene Student", der sich erdreistet, einfach so Politik machen zu wollen, obwohl er noch nicht mal ein Examen hat"
    Guten Tag,
    dass der Bundestag größtenteils mit Leuten besetzt ist, die keine "praktische" Erfahrung haben (Beamte / Juristen) ist schon bedauerlich genug. Dass es immer mehr "Berufspolitiker" werden, wird der Demokratie nicht guttun.
    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/454090/umfrage/mitglieder-des-deutschen-bundestages-nach-berufsgruppen/

    Gruß
    Jens

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  2. Als ich - zugegeben, ist eine Weile her - vom Gymnasium auf die Uni gewechselt bin, erfuhr ich, dass ca. 80 Prozent von dem, was mein Englischlehrer mir über englische Literatur insbesondere über Shakespeare erzählt hatte, grober Unfug bzw. mittlerweile grober Unfug war. Der Mann war auf dem Stand stehengeblieben, auf dem er Examen gemacht hatte und hatte sich um die neueren Erkenntnisse nicht gekümmert. Sein Studium hatte er also im wahrsten Sinne des Wortes abgeschlossen.

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  3. "Sein Studium hatte er also im wahrsten Sinne des Wortes abgeschlossen."
    Ich habe ca. 5 prozent solcher Lehrer und Dozenten erlebt. Schlimm waren in den siebziger / achtziger Jahre manche der "Quereinsteiger" fachlich hochkompetent aber ein Unterricht nur für die Einser- und Zweierkandidaten geeignet. Alle anderen musten büffeln ohne Ende.

    Gruß
    Jens

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    1. Menno! Ich hatte gedacht, mit Erhalt meiner Magisterurkunde hätte man mir staatlicherseits lebenslange Unfehlbarkeit in allen Dingen bescheinigt. Eine Illusion weniger...

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