Dienstag, 30. April 2024

Vermischtes und Zeugs (LXXXII)

 
Die Supermarktpreise in Österreich seien, so ist zu erfahren, in letzter Zeit sehr stark gestiegen, und niemand wisse so recht, warum. Hm. Könnte es sein, dass auch der österreichische Einzelhandel von einem Kartell aus einer Handvoll Anbietern (Hofer/Aldi, Schwarz/Lidl, Billa, Spar, ...) beherrscht wird, die nur mehr wenig Konkurrenz und daher bei der Preisgestaltung weitgehend freie Hand haben? Frag ja nur. Könnte man ja mal recherchieren.

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Die Stadt Venedig kassiert seit kurzem 5 Euro Eintritt von Tagestouristen, die die Stadt besichtigen wollen. Man trachte so, wie es heißt, der Touristenmassen Herr zu werden. Aha. Wie muss ich mir das vorstellen?

Du buchst einen Hin- und Rückflug für x Euro.
Du buchst ein Hotel für x Tage für y Euro.
(Wenn du nicht eh einen vierstelligen Betrag für eine Kreuzfahrt berappt hast.)
Du hast ein Budget für Restaurants, Eintritte, Verkehrsmittel, Cocktails, Souvenirs etc.
Du bist bereit und in der Lage, im Caffè Florian 27 Euro für einen Cappuccino und ein Croissant hinzulegen.
Und dann so: Venedig begucken kostet aber fünf Euro pro Tag.
(Also etwa so viel wie eine Tageskarte für ein Freibad hier.)
Und du so: Nee, also fünf Euro -- da lasse ich das mal lieber. Voll der Nepp aber auch...

Guter Witz.

Anders gesagt: Der läppische Fünfer ist, wie Fritze Küppersbusch zutreffend meint, "eine Art Kurtaxe", die jeder Gast locker einkalkuliert wie schon seit Ewigkeiten in Sankt Peter-Ording, oder auch den Skipass in Winterberg. Noch anders gesagt: Außer auf dem Konto der venezianischen Stadtkasse wird sich da gar nichts tun.

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Rishi Sunak, seines Zeichens schwerreicher Premierminister der Vereinigten Königreiches, tritt nunmehr dafür ein, im ganzen Inselreich das Rauchen zu verbieten. Das muss dieser ganz schlimme linksgrüne, woke Verbotswahn sein.

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"Die mediale Präsenz der Rechtsradikalen in Gesprächssendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist mehr oder weniger Sendezeitverschwendung. Und sie ist schädlich: Eine Talkshow ist kein Ort der Wahrheitsfindung, sondern der Repräsentation. Fernsehen ist ein Forum, aber eben auch immer Schaufenster. Was hier geboten wird, ist, wenn es nicht explizit ausgeschlossen wird, zur Nachahmung empfohlen. Darum, und spätestens seit dem Desaster der Caren-Miosga-Sendung mit dem AfD Vorsitzenden Chrupalla, sollte man Vertreterinnen und Vertreter extremer Parteien nicht in Gesprächssendungen einladen. Ihr Mandat als Parlamentarier berechtigt sie dazu, in Landtagen oder im Bundestag zu reden. Zu mehr nicht." (Nils Minkmar)


Zumal die AfD laut ihrem eigenen Programm die Öffentlich-rechtlichen eh auf einen Torso von zehn Prozent eindampfen will (sie nennen das "Freier Funk für freie Bürger!"). Wieso soll man seinen eigenen Killern auch noch den Roten Teppich ausrollen? Das wäre wie beim Herrn Biedermann, der den Brandstiftern seines Hauses noch brav die Sticken hinhält.

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Immer, wenn man glaubt, in Sachen Wortspielfriseure schon alles gesehen zu haben...

 
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Um sie besser zu schützen, sind Wale seit einiger Zeit in Neuseeland juristische Personen. Neuerdings auch ein Fluss. Es sollen zwei Treuhänder eingesetzt werden, um seine Rechte zu wahren. Gut, ich kenne das neuseeländische Recht nicht so (das deutsche auch nur so marginal), weiß aber genug um zu wissen, dass eine juristische Person kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern eine Körperschaft ist. Interessant könnte es werden, wenn der Fluss zum ersten Mal auf Schadensersatz verklagt wird, weil er über die Ufer getreten ist oder so.








7 Kommentare:

  1. "sollte man Vertreterinnen und Vertreter extremer Parteien nicht in Gesprächssendungen einladen."
    ... sehe ich genauso.
    Reden/Diskutieren macht nur Sinn, wenn der andere zuhört und auf die fremden Argumente in der Lage ist einzugehen.
    Das Auftreten mancher AfD-Epgonen ist ein einziger Schwurbelhaufen von Halbwahrheiten, Lügen und Übertreibungen.

    (A: können Sie mir beweisen, dass die Erde keine Scheibe ist? B: hier sehen Sie sich diese Weltraumfotos an. A: das sind doch Schon lange bewiesene Fälschungen, das sieht man doch auf den ersten Blick)
    — Verlorene Zeit.

    Gruß
    Jens

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  2. Auch ich begreife nicht, weshalb man diese grässlichen Hackfressen in Talkshows einlädt. Meiner Meinung sollte man mit ihnen verfahren wie mit den Trollen im Internet: don’t feed them. Ignorieren. Dann haben sie auch mehr Zeit, sich gegenseitig zu pulverisieren.

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  3. Das Problem mit den AfD-Vertretern in Talkshows sind mMn die Moderationssimulationen aka Talkmaster. Haben die denn niemanden mit Schlagfertigkeit, Sachverstand und ordentlichem Wortschatz im Hause, der ein Vier-Augen-Gespräch ohne Gebetsmühle überlebt? Dann könnten die nämlich auch mal so gehypte Typen wie Peter Hahne auf einen Plausch einladen und es würde eine vergnügliche Stunde fremdschamfreien Katastrophentourismus, man muss die Pfeifen nur mal ausreden lassen ...

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    1. Frau Maischberger hat vor einiger Zeit mal den Chrupalla nach Strich und Faden auseinander genommen. Für NoAfD-Anhänger ist das aber irrelevant, weil die das nur in ihren eigenen Kanälen mitbekommen, wo das zu großen Sieg umgemünzt wird. Im Prinzip hat sie denen nur weiteres Material geliefert.
      @Annika: Ganz meine Meinung. Gier, Korruption und Monster-Egos scheinen da ihr Werk zu tun.
      @Jens: Das ist in der Tat das Problem.

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  4. Siewurdengelesen1. Mai 2024 um 16:30

    Rechte, polarisierende oder anderweitig provozierende Teilnemher in Talkshows, Meldungen etcpp: Das ist doch jedesmal dieselbe Debatte und für die Quote holt man sich solche Vögel trotzdem genauso jedesmal wieder in die Sendungen. In aller Regel wird dann noch mit genau mit solchen Typen Reklame gemacht, von denen man weiß, dass die wie zwei Kampfhähne aufeinander losgehen dürften. Diesen Quatsch gebe ich mir schon ewig nicht mehr, weil es sowieso mit Realpolitik null zu tun hat, sondern nur "panem et circenses" ist. Aber anscheinend schalten immer noch zu viele diesen Blödsinn ein, um sich sinnlos darüber zu echauffieren.

    Mein nicht ganz, aber doch auch irgendwie passendes Highlight des Tages ist diese Meldung zum 1.Mai auf der Tagesschau. Zitate daraus sind u.a:

    "Fahimi hob ferner die Wirksamkeit der Gewerkschaften für gute Arbeitsbedingungen hervor."

    "Dies bedeute, sich weiterhin einzusetzen für gute Bezahlung und faire Teilhabe am Wohlstand, für sichere Arbeitsplätze und "eine Arbeit, die Luft lässt für Familien und ein gutes Leben". Auch der Erhalt eines Sozialstaates mit hochwertiger Gesundheitsversorgung, umfassenden Bildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten sowie auskömmlichen Renten fordere unablässiges Engagement."

    "Die ehemalige SPD-Generalsekretärin forderte von den Sozialdemokraten, die sozialpolitischen Errungenschaften in Deutschland auch gegenüber den Ampel-Partnern zu verteidigen"

    Rein zufällig taucht dann im Text auch noch ein Herr Vassiliadis auf, der in dieselbe Kerbe schlägt und meines Wissens Vorsitz der DGB-Gewerkschaft BCE und Fahimis Ehemann ist - geile Reklame. Der fordert dann:

    "die Arbeitgeber müssten sich ihrer sozialen Verantwortung stellen und die Reallohnverluste der Beschäftigten stoppen."

    Ich will das aber gar nicht so sehr auf die persönliche Ebene ziehen und halte Frau Fahimi nicht einmal für die Schlechteste in ihrer Partei. Der Punkt ist eher, ob beide eigentlich wissen, welche Partei und welche Gewerkschaften eigentlichen die von ihnen kritisierten Umstände heftigst mitzuverantworten haben, die sie jetzt hier als Treiber für den Zulauf der Rechten kritisieren.

    "Arbeitgeber" aka Unternehmen müssen mal gar nichts, sondern die wollen Profit und davon so viel wie möglich. Da sind Arbeiterrechte und Soziales immer Hindernis. Ausgerechnet dabei haben SPD und DGB seit kurz vor der Jahrtausendwende heftigst ein Scheißspiel für den Erhalt von "Arbeitsplätzen" mitgespielt inklusive genau dieses prekären Arbeitsmarktes und dem Abbau des Rentenniveaus, den sie jetzt kritisieren inklusive des Gesundheitswesens. Wieviele Krankenhaus- und andere "Reformen" gab es eigentlich seit dieser Zeit und wer schnitzt als aktuelle SPD-Minister gerade wieder in den Krankenhäusern herum?

    Leih-, Zeitarbeits- und Werksverträge in dieser Zeit urden in erster Linie von der IG Metall installiert. Zum inzwischen zum Bürgergeld umgetauften HartzIV zwecks Gängeln Nichtarbeitender spare ich mir die Luft. Riester, Rürup, Senken des Spitzensteuersatzes, Beschränken der Gewerkschaftsrechte und der Tarifautonomie per TEG gäbe es auch etwas zu sagen und zu ein paar Punkten mehr.

    Erst tritt man den Leuten permanent in den Allerwertesten und jetzt, wo sie sich abwenden und man durch den Zulauf bei den Rechten seine Felle schwimmen sieht, beginnt man das große Heulen und Zähneklappern über die Folgen des eigenen Tuns, hat aber auch noch die Chuzpe, dann gleich wieder an die Zivilcourage des Einzelnen zu appellieren.

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  5. Siewurdengelesen3. Mai 2024 um 15:16

    Michel Friedman kurz und knackig zum Thema "Mit Rechten reden".

    Thumbs Up!

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    1. Besten Dank. Hatte ich gesehen und wollte das demnächst verlinken, aber so gehts natürlich auch.

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