Freitag, 23. Mai 2025

Ronny des Monats - Mai 2025


Bitte die verspätete Ronny-Verleihung des Monats zu entschuldigen. Viel um die Ohren und viel los. Die Longlist war dieses Mal sehr lang. Da war zum Beispiel Laurens Nothdurft (Memo an mich: Keine Witze mit Namen, keine Witze mit Namen, ...), AfD-Ortsbürgermeister von Roßlau, der es hinbekam, zum 8. Mai eine Gedenkrede zu halten, in der nicht einmal das Wort 'Nationalsozialismus' vorkam. Eine echte Leistung. Oder dass in der bescheidenen Heimatstadt eine leer stehende Immobilie, die einst als NS-Parteilokal, danach als Kneipe und dann lange als Bordell diente, nunmehr von einem lokalen AfD-Stadtrat erworben wurde, sich der Kreis somit schließt und und und...

"Wenn Sie unbedingt auf Ihr Volk stolz sein möchten, dann empfehle ich Ihnen den Beruf des Imkers." (Hubertus Meyer-Burkhardts Oma)

Steht ja immer wieder die Frage im Raum, was der Unterschied ist zwischen konservativ und rechts. Ich würde sagen: Konservative halten sich noch an den demokratischen Komment, andere Meinungen zumindest zu tolerieren und wissen, dass man, wenn man an den Verhältnissen etwas ändern will, dafür Mehrheiten benötigt, zur Not auch mit schmutzigen Tricks. Rechte glauben, obwohl sie eine Minderheit sind, im Namen 'des Volkes' zu sprechen und zu handeln und fühlen sich darob zu allem Möglichen berechtigt. Darunter bestimmen zu können, wer 'das Volk' ist und wer nicht.

Noch etwas zeichnet Rechte immer und überall aus: Ihre schier grenzenlose Weinerlichkeit und ihr endloses Selbstmitleid in Bezug auf das himmelschreiende Unrecht und Leid, das ihnen und ihren Vorfahren immer und überall und völlig ohne Grund ("nur weil sie Deutsche waren/sind" oder "mutig eine unbequeme Meinung vertreten") widerfuhr und -fährt. Zudem haben sie andauernd Angst und fühlen sich bedroht. Ohne Popanze und sich selbst zum heldenhaften Scheinriesen aufzublasen, funktioniert ihr Weltbild nicht.

Die Top 5 des Monats Mai:

Platz 5: Ich hatt' einen Kameraden...

Erinnert sich noch einer an den Opa aus der 'Klimbim'-Familie, der immer "Damals in den Ardennen!" belferte? Dessen Darsteller Wichart von Roëll ist letztes Jahr verstorben. Aber bestimmte Dinge sterben wohl nie aus...

"Unglücklich das Land, das Helden nötig hat." (Brecht, Leben des Galilei)


Platz 4: Garant jüdischen Lebens @work
Die so genannte AfD bezeichnet sich selbst ja als "Garant jüdischen Lebens in Deutschland". Das scheint aber vor allem dann der Fall zu sein, wenn man einen Vorwand braucht, gegen muslimischen Antisemitismus zu hetzen. Bei deutschen Staatsbürgern jüdischen Glaubens kann das mitunter schon anders sein. Oder wie kann es sonst passieren, dass der grüne Abgeordnete Daniel Eliasson massiv aus dem Umfeld der AfD angefeindet und bedroht wird, nachdem als Reaktion auf die Böhmermann-Aktion seine Privatadresse öffentlich gemacht wurde?

(Apropos: Böhmermann, den man selbstverständlich finden kann wie man mag, hat in seiner Sendung weder den vollen Namen noch andere persönliche/private Daten des clownesken Youtubers veröffentlicht, wie etwa die Namen von Familienangehörigen. Von "Auge um Auge" kann also nicht die Rede sein. Aber so läufts halt, wenn man Rechten eine Chance bietet, sich selbstmitleidig als arme Opfer zu inszenieren. Da kann man dann auch mal die Namen von Böhmermanns Kindern ins Netz stellen.)

Platz 3: Happy Birthday!
Eine Gestalt wie Rotzbremsen-Addi kultisch zu verehren, ergibt rational überhaupt keinen Sinn. Der Typ ist verantwortlich für riesige Gebietsverluste, unendliches Leid und Millionen Tote. Wenn man natürlich Selbstmitleid geil und Verantwortung doof findet, kann man sich darin ergehen, was für ein brutal missverstandenes Opfer der arme Mann doch war und ihn hochleben lassen. Zu so einem hohen Anlass kann man sich dann auch schon mal strafbar machen.



Platz 2: Amtlich!
Es ist die eine Sache, dass ein Handwerksmeister bei der Auswahl seiner Mitarbeiter meint, nach rassistischen und antisemitischen Kriterien vorgehen zu müssen. Es ist aber noch einmal eine andere Sache, das auch noch im Amtsblatt der Stadt 1 : 1 abzudrucken. Eine Frage hätte ich aber noch: Was genau ist ein "Zeppelträger"?

Und der Ronny des Monats geht auch dieses mal an einen Seriensieger.

Platz 1: Friedrich Merz
Hat er schon gegenüber Josef Schuster von Netanjahu aus "seinem Regierungschef" gesprochen? Nicht, dass etwas in der Art bei einem CDU-ler noch nie vorgekommen wäre.



Und der Ehrenronny des Monats Mai geht an:

JJ

Den Gewinner des heurigen ESC. Ja, genau den.

Zur Laudatio: JJ ließ verlauten, er wünsche sich den nächsten ESC ohne die Teilnahme Israels. Warum? Darüber schwieg er dann. Warum auch Argumente, wenn man eine Meinung hat?

Homosexualität, meinte der so kluge wie schmerzlich vermisste Wiglaf Droste einst, sei leider auch keine Lösung. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass Angehörige potenziell oder real diskriminierter Minderheiten automatisch tolerantere, aufgeklärtere und offenere Menschen wären. Im Gegenteil, es gibt durchaus welche, die von den Emanzipationsprozessen der letzten Jahrzehnte profitieren und kein Problem haben, anderen genüsslich die Strickleitern einzuziehen. Queer zu sein schützt im Zweifel auch nicht davor, rassistischen und/oder antisemitischen Quark zu verbreiten. Und queer zu sein, schützt einen erst recht nicht davor, absurden Bockmist zu verzapfen wie den, sich einer islamistischen Terrororganisation als Unterstützer:innen ('Queers for Palestine') anzudienen, obwohl die einen bei erstbester Gelegenheit massakrieren würde.

Es gibt jedenfalls gute Gründe, der Vorstellung, diese Welt wäre eine bessere, freundlichere, friedlichere, wenn nur Frauen und Queere das Sagen hätten, mit größtmöglicher Skepsis zu begegnen.

Mir fällt exakt eine Begründung ein, Israel vom ESC auszuladen, die nicht zumindest latent antisemitisch ist: Es liegt geografisch nicht in Europa. Dann müsste man konsequenterweise aber auch Australien ausladen, das irgendwie auch nicht in Europa liegt. Die Begründung, dass ein Krieg führendes Land nicht teilnehmen dürfe, zieht ebenfalls nicht, denn dann dürfte die Ukraine nicht teilnehmen.

Ein Aspekt kommt mir in der ganzen Debatte deutlich zu kurz: Wenn die Hamas kapituliert und die verbliebenen Geiseln rausrückt, dann sind die Kampfhandlungen sofort beendet. Ja, das ist eine brutale Logik. Aber Krieg ist grausam und Israel hat ihn nicht angefangen. Ach so, Israel begeht ja gerade Völkermord, wie alle jetzt brav nachplappern. Ich will gewiss nichts verharmlosen, es sind im Gazastreifen Unschuldige verletzt und getötet worden und werden es. Aber: Die israelische Armee pflegt jede ihrer Operationen vorher anzukündigen und fordert die Zivilbevölkerung in der Regel auf, das Kampfgebiet zu verlassen (gewiss, man hat leicht reden, wenn man aus bequemer Position heraus sagt, es sei immer schmerzlich, wenn Menschen ihre Heimat verlören). Man kann, darf und muss selbstverständlich über unverhältnismäßige Gewalt diskutieren und sicher mag es seitens der IDF unentschuldbare Exzesse gegeben haben. Aber: Völkermord? Was ist mit den Palästinenser:innen in der West Bank? Warum werden die ebenso verschont wie die 1,7 Millionen arabischen Israelis?

Des weiteren wird, wie ich finde, auch deutlich zu wenig darüber geredet, dass der 'Geiselaustausch', den die Hamas anstrebt, keiner ist. Die, die da freigepresst werden sollen, sind verurteilte Straftäter, während die einzige Schuld, die die in der Gewalt der Hamas sich befindenden Geiseln auf sich geladen haben, die ist, jüdisch zu sein.

Übrigens halte ich jede Wette, wären Hisbollah und/oder Hamas in der Position und besäßen sie die Mittel dazu, einen Völkermord an den Israelis zu begehen, sie hätten den schon längst durchgezogen.










11 Kommentare:

  1. DasKleineTeilchen23. Mai 2025 um 18:37

    Aber: Völkermord? Was ist mit den Palästinenser:innen in der West Bank? Warum werden die ebenso verschont wie die 1,7 Millionen arabischen Israelis?

    naja, "verschont"...möglicherweise nicht plain killed, aber vertrieben unter den augen der IDF werden sie auf jeden;

    theguardian.com/world/2025/may/23/israeli-settlers-force-palestinians-leave-west-bank-village

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  2. Angesichts der kippenden Stimmung tut es gut, mal wieder Klartext zum Thema Naher Osten zu lesen. Seit dem 7.10.23 hat sich nichts geändert. Die Hamas hat einen Krieg begonnen, den sie nie gewinnen kann und den sie aus Gründen, die ich nicht begreife, auch nicht mit einer Kapitulation beenden will. Opfernarrativ, wohin der gute alte Ronny schaut. Auch die idiotische Gleichsetzung Regierung = Staat = Bevölkerung kann ich nicht mehr hören. Die gilt in keinem Land der Erde, Merz vertritt mich und meine Interessen nicht. Das gleiche gilt für Netanjahu, Trump usw.

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    1. Man hat auf palästinensischer Seite sehr gute Erfahrungen gemacht, bei jeder sich bietenden Gelegenheit von "Holocaust" zu faseln. Die Propaganda wirkt offenbar.
      @DKT: In dem verlinkten Artikel ist die Rede davon, dass betroffene Familien in der West Bank gegen die Maßnahmen beim israelischen obersten Gerichtshof vorgehen. Ich sage nicht, dass es in Ordnung ist, was da geschieht, aber: Völkermord?

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  3. Wie wärs denn mit "Massenmord"? Oder, falls auch das noch eine Nummer zu groß sein sollte, mit "angekündigter lokal begrenzter ethnischer Säuberung unter gleichberechtigtem Einbezug aller Altersgruppen"?

    PS.
    Kommt ein jüdischer Kunde zum Metzger, zeigt auf ein Stück Schweineschinken und fragt: Was soll er denn kosten, dieser Fisch? Der Metzger so: Entschuldigen Sie, aber das ist Schweineschinken, mein Herr! Der jüdische Kunde so: Hab ich Sie gefragt, wie er heißt, der Fisch?

    PPS.
    Ich liebe jüdische Witze. Den aktuellen israelischen Bombenhumor find ich allerdings überhaupt nicht komisch.

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    1. Hier sind einige Hintergrundinfos meinerseits zum Nahost-Konflikt. Die Palästinenser und die umliegenden arabischen Staaten zetteln seit 1948 Kriege gegen Israel an, die sie alle blutig verloren haben, und stellen sich hinterher als die armen Opfer der jüdischen Kindermörder hin.
      Und da Sie jüdischen Humor so lieben (weswegen Sie, wollen Sie vermutlich sagen, unmöglich Antisemit sein können), findet sich hier was Aktuelles.

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    2. Na dann sag ich es doch einfach: Ich kann in der Tat unmöglich Antisemit sein, einige meiner besten Freunde sind Semiten ... ok, das war ein ganz mieser Witz, und noch dazu ein kerndeutscher, ich weiß, sorry.
      Aber im Ernst: Ich hab tatsächlich ein paar Freunde bzw. Freundinnen aus Israel, und auch einige arabischstämmige. Eine von den letzteren hat Familie in Gaza, die dort unlängst zwei Kinder verloren hat. Und trotzdem verabscheut diese Frau die Hamas und nicht etwa „die Juden". Wenn allerdings das Gesicht von Netanjahu oder irgendwelche Trümmerfelder (es müssen nicht mal welche in Gaza sein) in den Nachrichten auftauchen, dann muss sie sich abwenden.

      PS.
      Ich weiß aus der Schule, dass einer Wirkung eine Ursache vorausgeht, aber inzwischen weiß ich auch, dass Fragen - vor allem solche, die mit historischer "Schuld" zu tun haben -, manchmal eben doch nicht ganz so leicht und eindeutig zu beantworten sind. Klar ist, dass das, was die Hamas und ihre Anhänger (nicht: „die Palästinenser" oder „die Araber") im Oktober 2023 – und auch schon vorher, ich weiß - in Israel angerichtet haben, unmenschlich war, viehisch, entsetzlich. Ebenso wie das, was diese judenhassenden Arschlöcher ihren Geiseln (und damit auch deren Familien) antaten und immer noch antun. Dass Israel darauf nicht bloß mit Beschwerden bei der (in Teilen gesichert antisemitischen) UNO oder mit längeren Gebeten an der Klagemauer reagieren konnte und kann, ist mir klar, ich bin ja kein Idiot, äh, Antisemit. Trotzdem halte ich das, was Netanjahus IDF (nicht „die Israelis“ oder „die Juden“) in Gaza anrichten, für entsetzlich. Ob dort bisher nun mehr als 10.000 oder vielleicht „nur“ 1000 Kinder von Bomben und Raketen hingemacht wurden, macht für mich da keinen Unterschied. Und nein, ich habe keine Idee, wie man diese Sorte von Spezialoperation weniger blutig gestalten könnte, oder was in dieser beschissenen Lage eine funktionierende Alternative wäre. Ich wünschte, jemand hätte eine. Das wird aber wohl kaum der Herr Netanjahu sein.

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    3. PS.
      https://abcnews.go.com/International/gaza-pediatrician-mother-loses-9-10-children-after/story?id=122140789

      Falls sich die Hamas die Geschichte nicht ausgedacht hat, dann könnte ich mir vorstellen, dass die israelische Armee diese "Operation" vorher nicht angekündigt hat.

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    4. PPS.
      Ich lese gerade, dass sie das angeblich doch getan hat. Dann ist ja alles gut. Wer sich kollateralisieren lässt ist selber schuld.

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  4. Obige Verunglimpfung konservativen Denkens ist diesem sonst so gedankenoffenen Blog nicht angemessen.
    (Tricks zu nutzen, um Mehrheiten zu generieren, gehört zum politischen Handwerk – auch die sogenannte Linke macht sich dann notfalls die Hände schmutzig!)
    Aber leider fällt es vielen vermeintlich Linken schrecklich schwer, gemäß der Heiligen Rosa die Freiheit des Andersdenkenden verteidigen zu wollen – schnell wird die Keule konservativ = rechts = böse hervorgeholt und zugeschlagen.
    Ich bremse auch für Linke (und Rechte), solang es denn nur Menschen sind!

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    1. Ich kann da beim besten Willen keine "Verunglimpfung" erkennen. Eher bei Ihnen eine gegen Linke. Bye.

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  5. Stimme deinen Gedanken und Ausführungen zu Israel voll zu, Stefan. Ich denke, dass die HAMAS sehr viel Unterstützung jeglicher Art aus vielen diversen Quellen erhält, die Geiseln NICHT frei zu lassen, denn damit ergäbe sich eine ganz neue Situation. Für alle Beteiligten. Das weitere hochkochen des Genozid-Narrativ`s und der weltweiten Diskreminierung Israel`s ist meiner Meinung nach das Ziel, und dafür wirft die HAMAS die eigene Bevölkerung skrupellos ins Elend.

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