Der Sportartikelhersteller Adidas hat jetzt eine Sandale herausgebracht, die an traditionelle mexikanische Sandalen namens 'Huarachas' erinnert, und prompt ist der Teufel los. Man spricht von 'kultureller Aneignung', Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum meint, es handele sich um bei den Tretern um kollektives geistiges Eigentum und verlangt von Adidas eine Entschädigung. Ohne einen internationalen Multimilliardenkonzern unötig in Schutz nehmen zu wollen, halte ich, wie bereits erwähnt, den Mumpitz mit der 'kulturellen Aneignung' für ein hirnverbranntes, kulturloses Quatschkonzept.
Einerseits. Andererseits bietet das natürlich auch echte Chancen. Wenn man sich zum Beispiel anschaut, wie viele auswärtige Besucher:innen des Münchner Oktoberfests jedes Jahr in von chinesischen Billigfirmen ruchlos kulturell angeeigneten Trachten aufkreuzen -- jo mei, da dürfte bald die bayerische Landeskasse kräftig klingeln! Darauf einen Toast Hawaii.
ultra Bock auf Ostsee-Familienurlaub, schön mit den Leih-Fahrrädern 17km Tour durch den Nieselregen, stumme Blicke aufs graue Meer, Mama und Papa streiten in ihren Jack Wolfskin-Jacken, ich lecke meine Remouladenfinger ab während eine Möwe mit meinem Backfischbrötchen wegfliegt
— E L H O T Z O (@elhotzo) August 9, 2025
Feminismus-Update: Männer sind jetzt auch daran schuld, dass Frauen seltener auf Urlaubsfotos zu sehen sind. Anna Clauß scheint es im Familienurlaub irgendwie nicht hinzubekommen, ihrem Mann, der eigentlich ganz in Ordnung zu sein scheint, mitzuteilen, dass sie auch mal gern aufs Foto möchte und ob er nicht mal ein paar machen könnte. Dem verpasst sie dann allen Ernstes den Phantasienamen Gender Foto Gap, woran dann natürlich das Patriarchat schuld ist. Weil Frauen wieder mal nicht "mitgedacht" werden. Ferner soll nach den Worten von Vanessa Materla das Patriarchat dafür verantwortlich sein, dass so wenig Frauen E-Autos fahren. Weil an der E-Ladesäule immer das große Mansplainen losginge, wie es heißt. Und weil es für die Nummer unbedingt noch einen wichtig klingenden englischen Fachbegriff braucht, heißt das vermutlich Ganze Gender Charge Gap oder so.
Eigentlich könnte man sagen, derlei leichtgewichtige Textchen fielen mehr unter die Rubrik 'Entertainment' und das beste sei, sie zu ignorieren, doch sind sie in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen. Zwar herrscht bei uns rechtliche Gleichstellung zwischen den Geschlechtern, aber in Puncto Chancengleichheit bleibt halt immer noch einiges zu tun, etwa bei der Kinderbetreuung. Wenn dann jede Woche eine Autorin in der bürgerlichen Presse sich wortreich empört über irgendeine vielleicht lästige, doch behebbare Bagatelle oder über die Folgen höchstpersönlicher privater Entscheidungen, und das zum patriarchal orchestrierten gesellschaftlichen Problem aufplustert, dann hat das nicht nur wenig mit Erkenntnisgewinn zu tun, sondern delegimiert feministische Anliegen auf lange Sicht. Weil immer mehr, darunter auch Frauen, nur noch genervt abwinken, wenn sie so was lesen. Aber das ist nur Mansplaining, also bitte ignorieren.
"Es scheint, als ob die derzeit am meisten wahrgenommene Variante oder vielleicht auch Schwundform des Feminismus, also diejenige, die man landläufig Hashtag- oder T-Shirt-Feminismus nennt, soziologisch korrekt allerdings fourth wave feminism --, mir scheint, als ob diese gesellschaftliche Strömung die Karrieren von extrovertierten und oft etwas ordinären, auf jeden Fall aber selbstgefälligen und stark zur wortreichen Aufgeregtheit neigenden jungen Frauen begünstigt, zumindest in den Medien. Aber wer weiß, vielleicht kommt bald ein fifth wave feminism, der wieder einen etwas interessanteren Frauentypus in den Mittelpunkt rückt." (Max Goldt)
Das Obige ist aus dem neuen Buch 'Aber?' von Max Goldt zitiert. Neben seiner sprachlichen Kunst habe ich Goldt immer bewundert für seine Fähigkeit, gedanklich herrlich mäandernde Texte zu schreiben, die einen verblüfft und amüsiert zurücklassen und einem das schöne Gefühl geben, gerade einiges gelernt zu haben, ohne auch nur einen Moment lang belehrt worden zu sein. Solche gibt es im neuen Buch auch zu lesen, aber leider nicht allzu viele. Gewiss, man soll nicht alles quantifizieren und Quantität ist nicht Qualität, aber ich habe trotzdem nachgezählt. Bei neun von insgesamt zwanzig 20 Texten handelt es sich um Verbalisierungen bzw. Dramatisierungen von gemeinsam mit dem Zeichner Stephan Katz geschaffenen Comic Strips, die monatlich in 'Titanic' erscheinen und auch auf katzundgoldt.de zu finden sind. Sag das nur.
Den stärksten Eindruck machen Goldts Erinnerungen an eine gemeinsame Tournee durch Niedersachsen mit Wiglaf Droste (+) im Jahr 1991 mit dem Titel 'Erinnerungen an einen Raufbold und angeblichen Feind.' Es beginnt mit dem Satz "Die Phase der Pietät ist wohl vorbei.", und man sieht eine postume Abrechnung kommen. Doch es geht differenziert zu. Beide Autoren waren jung, hatten erste Erfolge, waren aber noch nicht wirklich prominent. Man kann nicht sagen, dass die beiden eng befreundet waren, doch hatten sie definitiv eine Menge Spaß zusammen. Es wird aber immer wieder deutlich, was für ein anstrengender Zeitgenosse Droste im persönlichen Umgang war, bis hin zu physischer Gewalt. Möglich, dass ohne sein Schreibtalent wohl ein dauerhafter Sozialfall aus ihm geworden wäre, denn in keinem regulären Arbeitsverhältnis hätte er die Probezeit überstanden. Auch Goldts Bemerkung, Droste, dessen Arbeiten er schätzt, sei vor allem in der Medienwelt hoch geachtet gewesen, doch nicht in der Literatur (weswegen ihm vermutlich die Aufnahme in den Literaturkanon verwehrt bleiben wird), ist für Fans nicht eben leicht verdaulich, aber wohl wahr. Am Ende heißt es: "Doch, ich mochte Wiglaf Droste."
Kommunalwahlkrampf. Ess-Peh-Dee geht all in. Brausebonbons für alle. Wirkungstreffer. Der politische Gegner kann einpacken.
Die Gesamtschule Gelsenkirchen-Erle bietet ab dem neuen Schuljahr in der Mensa nur noch halal-zertifizierte Gerichte an und das Abendland geht mal wieder unter. Wat, keine Körriwuast?! Skandal! Soumission! Fun fact: Der Caterer 'Muttis Küche' arbeitet bereits seit einiger Zeit mit mehreren Gelsenkirchener Schulen zusammen, ohne dass es Probleme gibt. Im Juni und Juli hatten die Schüler:innen Gelegenheit zu einem mehrwöchigen Probeessen, bei dem niemand was vermisst hat. Es scheint, der Kulturkampf um Currywurst (die übrigens auch halal geht) und Schweineschnitzel beschäftigt die, die es tatsächlich angeht, die Lehrer:innen, die Kinder und Jugendlichen der Schule nämlich, am allerwenigsten.
Also, auf unseren Urlaubsfotos ist der Hund mit Abstand am häufigsten zu sehen. Klassischer Fall von Human Foto Gap.
AntwortenLöschenEin Kommentator bei Genderama schlug heute noch vor: Gender Müllentsorgungs Gap, Gender Aufbau Gap und Gender Friedens-Gap.
Löschen... das ganze Leben ist Aneignung —
AntwortenLöschenvon Wissen und von Erfahrung anderer Menschen, Tiere, Pflanzen.
Darauf konsequent zu verzichten, hieße nackt und doof ca. 25 Jahre alt zu werden, bevor man an irgendwas stirbt.
Gruß Jens
zu Foto Mission zwei Anmerkungen: Grundsätzlich, wenn Männer im Urlaub Fotos schießen, dann sind es semiprofessionelle Landschaftsaufnahmen mit einer sauteuren Kamera. Und garantiert nicht die Schnappschüsse am Strand. Und zweitens: Die meisten Kamerafrauen sind froh, wenn sie nicht auf dem Bild sind.(Ich zum Beispiel 🤣,und ich bin nicht die einzige) Und ansonsten bin ich mit Herrn Rose dacor,dass man es auch mit dem Gender gap sehr übertreibt.Solange nur Augenwischerei betrieben wird,wird es keine Gleichberechtigung geben.Gebt Frauen mehr Betreuungsmöglichkeiten für ihre Blagen,und keine sch....Brutprämie
AntwortenLöschenIn meiner Kindheit fotografierten nur die Väter, weil Technik ja nix für Frauen war mit den ganzen Spiegelreflexdingsbumsen und so. Heute fotografieren alle alles. Als Teen und Twen habe ich laut und bestimmt und feministisch und durchaus mal unfreundlich meinen gesellschaftl. Raum eingefordert. Und heute fordert der mediale Pseudofeminismus, dass doch bitte andere diesen Raum anbieten mögen, oder wie? Nein, natürlich ist das plakativ - aber, liebe Frauen*, seid halt nicht so freundlich-jammernd, haut mal aufe Kacke und macht euch breit und laut, ja, auch ggü. euren Göttergatten und meinetwegen drückt ihnen halt mal die Digicam in die Hand und sagt: Mach mal n nettes Foto für mein Insta, Schatz! Ja, JETZT!
LöschenSich verrichteter Dinge das Gesäß mit Papier zu reinigen ist kulturelle Aneignung. Diese Sitte wurde vor ca. anderthalbtausend Jahren in China erfunden und bis ins 19. Jahrhundert in Europa nicht praktiziert. Quatschkonzeptanhänger*innen mit germanischem Siedlungshintergrund empfehle ich, auf Moos, Blätter oder Heu zurückzugreifen.
AntwortenLöschen.... wobei — den aneignungsfreien Germanen sollte der Unterschied "gutes Baumblatt" und "böse Brennessel" irgendwann klar sein. (hoffentlich, so sprach die Hämorhoide, ist hier bald wieder Friede)
LöschenGruß Jens
Die Brennnessel ist nicht böse, da es sich bei ihr um eine einheimische Art ohne Migrationsgeschichte handelt. Sie kann also bedenkenlos zur Reinigung deutscher Ärsche verwendet werden. Und ein echter deutscher Arsch nimmt jeden Schmerz klaglos hin, wenns der guten Sache dient!
LöschenEin zweites paar Gummistiefel würde es heute noch nicht geben. Wäre ja verboten. Laut Advokaten.
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