Samstag, 19. März 2016

The loger read: Über die Achtziger


"Die Welt von Westeros nämlich ist bereits eine im Zustand der Entzauberung. Die Menschen hängen noch alten Legenden nach, sie träumen von einer besseren Vergangenheit; sie verhalten sich wie die Bewohner einer barbarischen, postheroischen Kultur zu einer heroischen Vergangenheit, in der, vielleicht, die Werte, auf die man sich gelegentlich bezieht, noch wirklich gegolten haben." (Georg Seeßlen)

Es war im letzten Sommer. Ich saß mit Teilen meiner bayerischen Verwandtschaft beim Grillen, als der neben mir sitzende, schweigend trinkende Beinahe-Ehemann meiner Großcousine auch mal was sagte. Im Hintergrund lief irgendeine Achtzigerjahre-Mucke und es wurde gerätselt, von wem sie sei. Da grummelte mein Sitznachbar plötzlich: "Die Achtziger waren eh des Beste, hernach is nur noch Schmarrn kemma." Ich zuckte innerlich zusammen. Sieh an, dachte ich, noch so einer, der die Achtziger für das tollste aller Jahrzehnte hält. Nicht rumdiskutieren, beherrschte ich mich, das bringt eh nix. Aber diese Achtzigerjahre-Nostalgie geht mir dermaßen auf die Eier! Glücklicherweise ließ er's dann auch bei dieser einen Bemerkung bewenden und wandte sich wieder seinen Weißbieren zu.

Mittwoch, 16. März 2016

Wie man es nicht machen sollte


Wenn ich beim letzten Mal meinte, man sollte sich nicht der Illusion hingeben, der AfD rein inhaltlich beikommen zu können, dann bedeutete das natürlich nicht, dass man ihr gar nicht entgegentreten sollte. Schön, aber wie? Als journalistischer Laie bin auch ich da auf Hilfe angewiesen. Da kann ein Blick über den Tellerrand helfen. Nach Österreich etwa, wo die FPÖ seit den Achtzigern das politische Leben mitprägt.

Montag, 14. März 2016

Lose Enden


Faktoren, die zum Erfolg der AfD beigetragen haben, und warum es nicht reichen wird, sie inhaltlich zu stellen.

Mit gewissem Recht lässt sich behaupten, dass ein Phänomen wie Pegida ohne die so genannte Flüchtlingskrise höchstwahrscheinlich bald wieder zur Randerscheinung geschrumpft wäre. Die AfD würde ohne dieses Kernthema wohl nicht jenen Schwenk in Richtung Rechtspopulismus hinbekommen haben, der ihre Gründer letztlich hinwegfegte und sie diesen Sonntag in gleich drei Landtage gebracht hat. Vermutlich würde sie als eurokritische Honoratiorenpartei im unteren einstelligen Bereich herumdümpeln und sich vornehmlich selbst zerfleischen.

Samstag, 12. März 2016

Wunderbare Welt der Dienstleistung


Dass Menschen, die dafür bezahlt werden, Dienstleistungen zu erbringen, selbstverständlich höflich zu behandeln sind, sollte nicht weiter der Rede wert sein. Dass einen das auch nicht davon entbindet, sie, wie alle Mitmenschen, mit 'bitte' und 'danke' freundlichst zu traktieren, ebenfalls nicht. Wer etwa in der Gastronomie meint, das Personal rüde und lautstark herumscheuchen zu müssen, offenbart damit nicht etwa ein ganz toller Hecht zu sein, sondern lediglich ein in der Regel neoliberal verbogener Peinsack mit ausgeprägter Sklavenhaltermentalität. Es gilt Drostes Diktum: Wer im Restaurant oder im Café bölkt: "Ich kriege eine Cola!", der soll sie auch bekommen, und zwar mitten ins Gesicht.

Dienstag, 8. März 2016

Aus aktuellem Anlass...


... übergeben wir einer Frau das Wort:

"Einer der Gründe für die schlechte Außenwirkung ist neben der Kritikresistenz die Übererregbarkeit weiter Teile der feministischen Bewegung. Sie pumpt oft jedes noch so kleine Konfliktchen zwischen den Geschlechtern zu einem staatstragenden Skandal auf, der unverzüglich zu einer Kündigung oder Verhaftung des Mannes zu führen hat. […]

Mit dieser Hysterie ist der Feminismus wie das Kind, das "Feuer!" schreit, obwohl es gar nicht brennt. Nachdem es die Leute zum x-ten Mal umsonst aufgeschreckt hat, glaubt ihm keiner mehr und als es wirklich brennt, winken alle nur verärgert ab. Die moderne Frauenbewegung gefährdet aktiv die Unterstützung für die Opfer männlicher Gewalt, indem sie immer nichtigere Anlässe zu gewaltsamen Akten erklärt, etwa
verbal violence nach verunglückten Dates. […]

Sonntag, 6. März 2016

Was macht der Irre jetzt?


"Die Idee, Donald Trump könnte Präsident der Vereinigten Staaten werden, ist alt, und sie stammt nicht einmal von ihm selbst. David Letterman und andere Komiker hatten den Witz seit Jahren im Repertoire. Die Idee war so albern, dass sie immer mal wieder für einen Kalauer gut war." (Markus Günther)

Ohne mich zum Experten für US-amerikanische Innenpolitik aufspielen zu wollen, der ich nicht bin, gehe ich wohl nicht völlig fehl in der Annahme, dass es sich bei den Kandidaten-Kandidaten der Republikanischen Partei im wesentlichen um einen Haufen vom Ganzgroßkapital ferngesteuerter, völlig zu Recht aus dem Rennen gefallener Profilneurotiker, Fanatiker, Egomanen und bestenfalls halb zurechnungsfähiger Blitzbirnen handelte. Die hatten wie üblich von ihren Geldgebern den Auftrag erhalten, Politik zum Nutzen der Reichsten als dem Allgemeinwohl dienlich zu verkaufen und sind daran grandios gescheitert. Übrig geblieben ist, wie die Kakerlake nach der Atomexplosion, Trump. The Donald. Und keiner weiß, warum.

Mittwoch, 2. März 2016

Déjà-vu


Zur Bundestagswahl 1987 trat unter anderem eine Splitterpartei namens Christlich Bayerische Volkspartei (CBV) an. Ich war damals Schüler und tags darauf war der einzige, bundesweit ausgestrahlte Wahlwerbespot der Partei auf dem Schulhof gleichermaßen Lachnummer und Gesprächsthema Nummer eins. Wegen der laienhaften Machart, dem ostentativ zur Schau gestellten Kitsch und vor allem natürlich wegen dem, was der greise Funktionär da ohne Punkt und Komma vortrug. Inzwischen wirkt das streckenweise wie ein Déjà-vu und man glaubt zu wissen, woher zum Beispiel die AfD nicht wenige ihrer Ideen hat.

Montag, 29. Februar 2016

Sie sind wieder da


"Die Geschichte ist nicht die stetige Entfaltung der Vernunft." (John Gray)

So genannte Psychotests haben ja, vor allem wenn sie in Illustrierten erscheinen, einen eher schlechten Ruf. Auch als psychologischer Laie würde ich sagen: meist durchaus zu recht. ("Mit wem würden Sie lieber einen zweiwöchigen FKK-Urlaub auf Spiekeroog verbringen? a) mit Beatrix von Storch, b) mit Jennifer Lawrence? Wenn Sie a) angekreuzt haben, sind Sie ein unkonventioneller Zeitgenosse mit exotischen Interessen, der sich nicht anpassen mag und seinen eigenen Weg geht. Wenn Sie b) angekreuzt haben, sind Sie ein Schlingel.")

Donnerstag, 25. Februar 2016

Irgendwie beruhigend


Es gibt so Dinge, die eine zutiefst beruhigende Wirkung auszuüben vermögen. Die aufgespritzten Lippen einer D-Prominenten etwa, deren Name mir entfallen ist, aber nichts zur Sache tut. Vor Jahren, es war ein paar Wochen nach Jenem 11. September, Nach Dem Nichts Mehr So Sein Würde Wie Zuvor, schlenderte ich durchs Städel und kam an einem Zeitschriftenkiosk vorbei. Deutschlands Meistverkaufte machte mit der prominent auf Seite eins platzierten Dachzeile auf, die eingangs erwähnte schlauchbootlippige Dame habe ein Geständnis abgelegt. Sie habe gelogen, schlagzeilte es mir ins Gesicht. Der Querschnitt ihrer Lippen sei mitnichten einer verschwenderischen Laune von Mutter Natur geschuldet, sondern künstlichem Tuning. Ja Potzdonner! Konnte es die Möglichkeit sein?

Montag, 22. Februar 2016

Noch ein Jubiläum


Gestern vor 100 Jahren, am 21. Februar 1916, eröffnete die deutsche Artillerie um 7:15 Uhr morgens das Feuer auf die französischen Befestigungen bei Verdun. 'Operation Gericht' war die Offensive, die wegen schlechten Wetters hatte verschoben werden müssen, vom deutschen Oberkommando genannt worden. Sie ahnten wohl nicht, wie recht sie haben sollten. Was folgte, ging in die Geschichte ein als eines der schlimmsten Gemetzel aller Zeiten. Eine nie da gewesene Barbarei, angerichtet von zwei Völkern, die sich gern damit schmückten, Inbegriff von Kultur und Zivilisation zu sein. Mochte das, was in den Jahren 1914 und 1915 bereits geschehen war, noch so furchtbar gewesen sein, was ab dem Februar 1916 kam, war schlimmer.