Samstag, 6. Mai 2017

Le Quál de la Wáhl


Es ist zwar blöde, auf einer 'Silly Left' herumzuhacken, andererseits gibt es aber gute Gründe, Macron zu unterstützen.

Die Diskussion um die morgige Stichwahl in Frankreich offenbart auch das Problem nicht weniger Linker: Dass deren intellektuelle Abkürzungen oft nicht weniger krud sind als anderswo. Wer etwa schon bei der Information, Emanuel Macron sei Investmentbanker bei Rothschild gewesen, das Denken weitgehend einstellt und bloß sagt: "Schon klar, ich weiß Bescheid!", kann das selbstredend gern tun, sollte aber bitte schleunigst damit aufhören zu glauben, irgendwie differenzierter zu denken als der doofe Rest bzw. sich für grundsätzlich klüger zu halten als der durchschnittliche Reichsbürgerfreak. Die Welt ist vielleicht doch komplizierter als bei den Nachdenkseiten zu lesen. Grundsätzlich sollte, wer anderen Borniertheit vorwirft oder ein Opfer von Meinungsmache zu sein, und jenseits eigener Kreise ernst genommen zu werden begehrt, zumindest in Betracht ziehen, seinerseits nicht weniger borniert zu sein. Jeder Therapeut und Berater bekommt beigebracht, dass auch er jederzeit Teil des Problems sein kann. Weil wir halt alle Menschen sind.

Mittwoch, 3. Mai 2017

Miefendes Wortfossil


Es fällt einigermaßen schwer, sich das Wortspiel mit der Leidkultur zu verkneifen, denn es gibt da diese Frage, die mich schon länger ernsthaft beschäftigt: Was würden eigentlich diverse Politiker, vornehmlich von der Union, tun, wenn sie das Wort 'Leitkultur' nicht hätten? Explodieren? Zu Staub zerfallen? Quillte der Schaum ihnen aus dem Munde? Oder verwandelten sie sich in grünhäutige, randalierende Ungetüme, die mit der Parole "Leit-kult-uuuur! Leeeit-kuuult-uuuuuuuur! Uuuaaahhh!" auf den Lippen ganze Städte verwüsten? Man weiß es natürlich nicht, aber wenn ich die leichte Zwanghaftigkeit betrachte, mit der dieser so nichtssagende wie miefige Wortzombie alle paar Jahre wieder exhumiert wird, sorry, dann kann ich kaum anders, als auf solche Gedanken zu kommen.

Sonntag, 30. April 2017

Gehackte Trecker


Oder: Wie man Bauern in die Illegalität treibt

Morgen ist Tag der Arbeit. Wozu selbstverständlich auch Landarbeit zählt. Um zu ermessen, wie revolutionär sich in westlichen Ländern die Lebensumstände während der letzten beiden Jahrhunderte verändert haben, braucht man sich nur ein paar Zahlen anzusehen, die die Landwirtschaft betreffen. Um 1900 erzeugte ein durchschnittlicher landwirtschaftlicher Betrieb ausreichend Lebensmittel, um vier weitere Personen zu ernähren. 1950 ernährte ein Landwirt zehn, 2011 sind es 131. Arbeiteten vor 100 Jahren 38 Prozent der deutschen Bevölkerung in der Landwirtschaft, sind es in den 2010er Jahren gerade noch zwei Prozent. Wurden um 1900 von einem Hektar 18,5 Dezitonnen Weizen geerntet, ist der Ertrag zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit knapp 75 Dezitonnen etwa viermal so hoch. Aufgrund von Motorisierung, Mechanisierung, verbesserter Düngung, Einsatz von arbeitssparenden, hocheffizienten Produktionsmitteln, Optimierung von Fütterung u.a.

Freitag, 28. April 2017

Am 30. ist Stichtag


Nicht vergessen! Es können bekanntlich ungute Dinge passieren, wenn abgelaufene Medikamente eingenommen bzw. verabreicht werden. Schlimmstenfalls kann es sogar Tote geben.

Mittwoch, 26. April 2017

Musikalische Jubiläen - 2017 Edition


Einmal meinte ich zu einem entsprechend veranlagten Kommilitonen, Plakate wie das mit der 'Cool Water'-Werbung von Davidoff fände ich aggressiv schwul. Er revanchierte sich, indem er meinte, als zu nicht zu meinem Unvergüngen etwas von Fury In The Slaughterhouse im Radio lief, diese Musik sei aggressiv hetero. Nun gut, so richtig traf mich das nicht, denn ich war nie wirklich ein Fan der Hannoveraner Truppe, obwohl ich sie immer irgendwie gemocht habe. Mir imponierte, als ich sie als frischgebackener Abiturient auf einem Open-Air-Konzert sah, wie professionell sie trotz ihres ebenfalls recht jugendlichen Alters zu Werke gingen. Mit Stümperei zu kokettieren, weil man ja, hihi, noch ganz am Anfang stünde, wie es damals durchaus vorkam, war ihres nicht. Bei ihnen saß jeder Einsatz präzise, knallte jedes Break auf den Punkt. Zahlendes Publikum hat ordentliche Arbeit verdient und wer's nicht hinbekommt, der muss halt zurück in den Probenraum, so schien ihr Credo zu lauten.

Sonntag, 23. April 2017

War's das? (2)


Dass die AfD sich so schwer damit tut, eine Richtigstellung ihrer gewohnt ekelhaften Hetze über den Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus des BVB vorletzte Woche vorzunehmen, hat einen simplen Grund: Die Truppe ist gerade mit anderem beschäftigt. Etwa damit, genau das zu tun, was schon zahlreiche andere Veranstaltungen getan haben, die sich rechts der CDU zu positionieren trachteten, nämlich sich sauber zu zerlegen. Das tut sie aus zwei Gründen. Wiewohl jede junge Partei im Aufbau Glücksritter und Durchgeknallte magisch anzieht, sind in rechten Parteien oft besonders ausgeprägte, zu Kompromissen unfähige Egos unterwegs. Der zweite liegt in einer Besonderheit der deutschen Parteienlandschaft.

Samstag, 22. April 2017

Orakel


Frankreich ist nicht Österreich. Norbert Hofer als Bundespräsident konnte verhindert werden, weil sich in Alexander van der Bellen ein mehrheitsfähiger Gegenkandidat fand und es in Österreich keine nennenswerten Kräfte links von der SPÖ gibt. So konnte van der Bellen nach dem Motto 'alle gegen Hofer' eine Mehrheit hinter sich bringen. Die anstehende französische Präsidentschaftswahl wird dagegen, so steht zu befürchten, wohl Marine Le Pen gewinnen. Obwohl das problemlos zu verhindern wäre, denn sie hat eigentlich nicht die Mehrheit. Sie wird es werden, weil die Linke einmal mehr unfähig zum Kompromiss sein wird. Und sich, wenn dann eine weitere illiberale Demokratie etabliert wird, selbstzufrieden über den Lachs streichen und sich einreden kann, wenigstens im Widerstand gewesen zu sein damals.

Donnerstag, 20. April 2017

Nachtrag: Fast ein Ronny


Es geht mich möglicherweise nichts an, wie die Damen und Herren Parlamentarier in Sachsen-Anhalt ihren Umgang untereinander so regeln. Auch lässt sich gewiss trefflich debattieren, ob eine repräsentative Demokratie wirklich das Volk in toto repräsentiert (tut sie nicht). Weiterhin ist es verständlich, wenn eine rechtsbürgerlich-konservative Partei programmatische Berührungspunkte sucht zu Teilen einer Partei wie der der AfD. Das kann man problematisch finden, vor allem im Hinblick auf das, was gewisse prominente Sachsen-Anhaltinische Vertreter dieses Klubs gelegentlich so von sich geben, ist letztlich aber Teil dessen, was noch unter Parteitaktik fällt.

Montag, 17. April 2017

Ronny des Monats - April 2017


Was denn, höre ich's da förmlich, schon der 17. des Monats und es wurden noch keine Ronnys vergeben? Richtig, scharf beobachtet. Mir war bislang nicht danach. Fiel mir irgendwie nichts ein. Zwar hat es auch in diesem Monat einiges gegeben, das einen Ronny wert gewesen wäre, aber es war meines Wissens kaum etwas dabei, das über die mittlerweile längst üblichen Übergriffe und Gewalttätigkeiten hinausgeht.

Freitag, 14. April 2017

Stille Provinzposse


"Anfang voriges Jahr ging durch die Weltmedien, dass Schach in Saudi-Arabien verboten werde. Islamischen Fanatikern traut man ja alles zu. Wirklich dran an der Geschichte war nur, dass ein einzelner, wenn auch sehr einflussreicher Kleriker Schach für unislamisch erklärt hatte. In Saudi-Arabien durften seitdem alle Schachveranstaltungen weiterhin wie geplant stattfinden." (Stefan Löffler)

Da ist man in Saudi-Arabien offenbar weiter als in Herne. Das Nordrhein-Westfälische Feiertagsgesetz untersagt an 'stillen Feiertagen' wie dem Karfreitag "sportliche und ähnliche Veranstaltungen". Und weil Schach offiziell ein Sport ist, muss seit letztem Jahr auch das traditionell am Karfreitag stattfindende Blitzschachturnier des Herner Schachvereins 'Unser Fritz'  ausfallen (bevor jemand fragt: der Name stammt von einer längst stillgelegten Zeche). Interessant ist nun, wie die ganze Sache abgelaufen ist. Man muss nämlich wissen, dass das 'Ostereierblitzen' genannte Turnier keineswegs eine neumodische Protestaktion ist, sondern seit 1955 immer völlig problem- und, typisch für Schach, fast geräuschlos vonstatten geht. Vom Abend des Karfreitag bis Karsamstag um sechs in der Früh.