Mittwoch, 27. Oktober 2021

Jenseits der Blogroll - 10/2021


Die Fundstücke und Leseempfehlungen des Monats. Ein Thema war die Causa um die Jetzt-doch-nicht-'Quarks'-Moderatorin Nemi El-Hasan. Ihr wurde vorgeworfen, vor acht Jahren auf einer Al Quds-Demo mitgelaufen zu sein, bei der offen antisemitische Parolen skandiert wurden. Klar, jeder hat das Recht auf eine zweite Chance im Leben, erst recht in jungen Jahren. Die meisten dürften als unreife Jungspunde irgendeinen Mist gebaut haben und heilfroh sein, dass das nie publik wurde bzw. im gnädigen Orkus des Vergessens versackt ist. Und ja, auch bei einer antisemitischen Demo mitgelatscht zu sein, kann so ein juveniler Fehltritt sein.

Montag, 25. Oktober 2021

Tief im Osten

 
Was taugt 'Asterix' Band 39?

Seit ein paar Tagen ist der neue 'Asterix' auf dem Markt. Band 39 inzwischen. Der fünfte, den Didier Conrad und Jean-Yves Ferri verantworten. Nachdem ich 2017 das Kapitel für mich abschließen wollte, vermeinte ich im letzten Band 'Die Tochter des Vercingetorix' von 2019 einen Aufwärtstrend zu erkennen. Bei aller Kritik sollte immer bedacht werden, dass es nicht eben einfach ist, im 21. Jahrhundert einen Asterix-Band zu verfassen. Nicht nur, weil das Erbe, wie hier schon mehrfach erwähnt, ein schweres ist. Es wollen auch viele Erwartungen bedient werden. 'Asterix' ist ein bisschen wie Lego: Die altgedienten Kenner und Nerds wollen ebenso auf ihre Kosten kommen wie jüngere Erstkunden.

Freitag, 22. Oktober 2021

Nur Spaß!


Nein, das Internet und die Asozialen Netzwerke machen nicht alles schlimmer. Sie verstärken allenfalls Entwicklungen, die schon vorher da waren. Gerade stand der 32jährige Rainer Winkler alias 'Drachenlord' wegen Körperverletzung vor Gericht. Der im fränkischen Altschauerberg lebende Youtuber wird seit Jahren verfolgt von welchen, die er 'Hater' bzw. 'Häider' nennt. Leute, die ihn im realen Leben verfolgen, sein Haus belagern, ihm auflauern und ihn provozieren. Ihm wird vorgeworfen, mehrfach gewalttätig geworden zu sein. Er wurde zu zwei Jahren verurteilt.

Dienstag, 19. Oktober 2021

In die Gosse

 
"Die Gossenpressenvertreter haben sich ihre journalistischen Aktivitäten in den Unterhosen von Dieter Bohlen, Udo Jürgens und zahlloser Vergewaltigungsopfer als »Boulevardjournalismus« schöngeredet, aber was hätte solcher Schmodder auf einem Boulevard zu suchen? Von einem Boulevard erwarte ich, daß dort Charles Aznavour Arm in Arm mit Lino Ventura flaniert und daß sie beide Simone Signoret zu einem Café au Lait oder Schlimmerem einladen. Was die Bild-Zeitung an Puff-Geständnissen aus Knalltüten wie Heiner Lauterbach und Ottfried Fischer herausleiert, hat damit herzlich wenig zu tun. Das ist kein »Boulevard«. Das sind glipschige Speichelbatzen." (Gerhard Henschel)

Sonntag, 17. Oktober 2021

Vermischtes und Zeugs (VIII)


Schon der große Wiglaf Droste wusste, dass Sex/Gender-Debatten allein zu dem Zweck erfunden wurden, um ein paar Akademikerinnen zu ernähren. Ansonsten fügten sie der Welt weder Wahrheit noch Schönheit zu. Das lässt sich problemlos erweitern auf kurrente Diskriminierungsdebatten. Das mit Abstand Nervigste an Teilen des identitätspolitischen Diskurses ist seine geistige Armut. Zu erkennen daran, dass Gegenargumenten meist bloß mit Gekeife und Shitstorms begegnet wird. Zuweilen bekommt man den Eindruck, der ganze Kram sei eine Art Wissenschaftssimulation für mäßig begabte aber privilegierte Bürgerkinder, die keinen Bock haben auf ernsthafte gedankliche Arbeit.

Mittwoch, 13. Oktober 2021

Strukturwandel, manifest (2)


Preisfrage: Woran erkennt man, dass eine Stadt/ eine Region definitiv auf dem absteigenden Ast ist?

Versuch einer Antwort: Unter anderem am Ausmaß des pathetisch-nostalgischen Boheis, der um eine vermeintliche Identität veranstaltet wird und mit dem man sich gegen den Abstieg zu stemmen versucht (anders als etwa in Berlin, wo man Chaos und Ranz einfach für sexy ausgibt). Der Getränkemarkt meines Vertrauens wurde vor kurzem aufwändig umgebaut und auf Ruhrpott getrimmt. Kassenzone wie eine Lohnhalle. Das Tor zum Leergutlager ist wie ein Stollen gestaltet. Und dann diese Deko hier:

Montag, 11. Oktober 2021

Ronny des Monats - Oktober 2021


Zunächst off topic: Die Redaktion gratuliert dem Sänger und Realityshow-Teilnehmer Michael Wendler zum Goldenen Aluhut 2021. Für, so die Begründung, "das Propagieren von Verschwörungserzählungen und das unreflektierte Teilen von Reichsbürgerideologien auf seinem Telegram-Kanal". Ein würdiger Preisträger, Vor allem, wenn man bedenkt, wie schwer die Wahl heuer war bei der Menge an Kandidaten. Auf Platz 2 folgt übrigens die "Stiftung Corona Ausschuss für das reichweitenstarke Verbreiten von Falschmeldungen und Verschwörungserzählungen zum Coronavirus, Covid-19 und Impfungen", und auf Platz 3 landete der "Berliner local hero Captain Future für seine unbeschreibliche Fähigkeit, selbst die einfachsten Verschwörungstheorien nicht auf die Kette, wohl aber auf die Polonaise zu bringen".

Samstag, 9. Oktober 2021

Ein Stern


Wie deppert der durchschnittliche Antisemit und wie hirnrissig das ganze Konzept ist, lässt sich an einem aktuellen Beispiel studieren: Der Sänger Gil Ofarim, der offenbar einen Davidstern um den Hals trägt, wurde letzte Woche angeblich von einer Sicherheitskraft in einem Leipziger Hotel abgewiesen mit den Worten: "Pack' deinen Stern weg!". Okay, da hat also jemand - gesetzt den Fall, die Sache ist tatsächlich so passiert - ein Problem, wenn jemand in der Öffentlichkeit einen Davidstern trägt. Ist das etwa schon ein Zeichen für Antisemitismus?

Mittwoch, 6. Oktober 2021

Vermischtes und Zeugs (VII)


Es gibt Menschen, die haben einfach Talent. Im Weg rumzustehen etwa. Sich auf Lieblingsschallplatten zu setzen. Von zwei Möglichkeiten grundsätzlich immer die schlechtere zu wählen. Zu doof zum Milchholen; fällt hin und verbiegt die Mark, hieß das früher. Und dann gibt es Andy Scheuer. Der Mann hört einfach nicht auf zu liefern, gnadenlos, bis zu seinem letzten Arbeitstag als Minister. Was wäre Heiko Maas bloß ohne ihn?

Samstag, 2. Oktober 2021

Spaßige Kasse

 
Vor vielen, vielen Jahren, liebe Kinder, als das Wünschen noch geholfen hat, wurde der Onkel aus Überzeugung Kunde der örtlichen Sparkasse. Ihm gefiel die Idee der Gemeinnützigkeit. Es gab ein großes Filialnetz, in der kleinen Zweigstelle bei ihm um die Ecke ward er bald persönlich und mit Namen bekannt. Die freundlichen Damen und Herren dort haben ihm immer nett und kompetent geholfen, auch als es finanziell eine Zeitlang finster aussah bei ihm. Sparkasse, das war mal Bank in sozial, das Geldhaus, wo Menschen aus Fleisch und Blut alten Muttchen die Rente auszahlten, wenn die mit den neumodischen Automaten nicht recht klar kamen.