"In der moralischen Entrüstung schwingt auch immer die Besorgnis mit, vielleicht etwas versäumt zu haben." (Jean Genet)
Es gibt Leute, die sind so freundlich, die Welt unaufgefordert wissen zu lassen, was sie im Innersten umtreibt. Jürgen Mannke, Vorsitzender des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt, hat in der aktuellen Ausgabe der Verbandszeitschrift ein von seiner Vize Iris Seltmann-Kuke mitunterzeichnetes Editorial verbraten, das sich mit den Gefahren befasst, die entstehen, wenn "viele junge, kräftige, meist muslimische Männer" hier einwandern und sich möglicherweise ganz bald schon an hiesigen Mädels vergreifen oder sie gar, "sicher oft attraktiv", wie sie nun mal sind, in "ein oberflächliches sexuelles Abenteuer" hineinzuquatschen trachten.
Es gibt Leute, die sind so freundlich, die Welt unaufgefordert wissen zu lassen, was sie im Innersten umtreibt. Jürgen Mannke, Vorsitzender des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt, hat in der aktuellen Ausgabe der Verbandszeitschrift ein von seiner Vize Iris Seltmann-Kuke mitunterzeichnetes Editorial verbraten, das sich mit den Gefahren befasst, die entstehen, wenn "viele junge, kräftige, meist muslimische Männer" hier einwandern und sich möglicherweise ganz bald schon an hiesigen Mädels vergreifen oder sie gar, "sicher oft attraktiv", wie sie nun mal sind, in "ein oberflächliches sexuelles Abenteuer" hineinzuquatschen trachten.
Es sei nämlich ganz natürlich, dass diese "jungen, oft auch ungebildeten Männer auch ein Bedürfnis nach Sexualität hätten." Uga uga! Und mit Deutsch-LK wär das nicht passiert, oder was? Woher hat Mannke überhaupt seine Informationen? Bitte sehr: "Schon jetzt hört man aus vielen Orten in Gesprächen mit Bekannten, das es zu sexuellen Belästigungen im täglichen Leben, vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten, kommt." Soso, man hört also so dies und das. Tut meine Nachbarin auch immer. Die ist aber nicht Vorsitzende des Willi-Wichtig-Verbandes. Dass das allermeiste davon bloß Hetze und Falschmeldungen sind, davon scheint er hingegen noch nichts gehört zu haben. Oder es ficht ihn aus bestimmten Gründen nicht an.
Weiterhin sei es ein Problem, dass die Legionen an knattergeilen Jungmännern größtenteils aus muslimischen Ländern angeschissen kämen. Denn, so Mannke, es "werden die Frauen in muslimischen Ländern nicht gleichberechtigt angesehen und oft nicht gerade würdevoll behandelt." Abgesehen davon, dass diese Aussage, pauschal wie sie ist, vor Arroganz und kultureller Ignoranz nur so trieft, soll das wohl im Umkehrschluss bedeuten, dass wir in Deutschland im Musterland der Gleichstellung leben, oder wie darf ich das sonst verstehen? Ich sag's ja immer: Kaum etwas vermag das Leben so zu erleichtern wie selektive Wahrnehmung.
In Gefahr: Deutsche Mädel, die noch wissen, was sich gehört (via der-juengling) |
Wie gesagt, kann man haben, solche Sorgen. Nur sollte er selbigen als Vorsitzender des Philologenverbandes, also eines Berufsverbandes von Leuten, die qua Name für sich in Anspruch nehmen, professionell mit Sprache hantieren zu können, Ausdruck verleihen können, ohne dabei in rassistische Stereotypen zu verfallen, nach Geschmäckle müffelnde Reminiszenzen zu verwenden ("Immigranteninvasion") und unreflektiert Gerüchte auf der Basis von Phantasiezahlen zu verbreiten, die keiner genaueren Prüfung standhalten bzw. für die es keinen empirischen Beweis gibt. Sollte man jedenfalls meinen. Passiert einem Chefphilologen so was nämlich trotzdem, dann könnte man direkt Absicht unterstellen.
SO sehen anständige Sorgen und Nöte aus! (via spontis.de) |
Ich finde es eh befremdlich, wenn wildfremde Typen sich in Sachen einmischen, die sie nichts angehen. Oder ist Sexualität nicht eigentlich irgendwie Privatsache, im Falle heranwachsender Mädchen allenfalls noch die ihrer Erziehungsberechtigten? Manneke kommt einem ein wenig vor wie der komische Onkel, der auf der Familienfeier die pubertierende Nichte verbal begrapscht ("Na, hast du denn schon einen Freund?"). Mein allererster, spontaner Gedanke, als ich das Editorial las, war jedenfalls: "Neidisch?"
Tja, soviel also zum Thema Doch irgendwann meinen Frieden mit dem Lehrkörper machen…
AntwortenLöschenKlassischer Fall von zu früh gefreut. Oder das NRW der Achtziger unterschied sich in schulischer Hinsicht gewaltig vom Sachsen-Anhalt der Nuller. Nur so eine Hypothese.
Löschen»Schon jetzt hört man aus vielen Orten in Gesprächen mit Bekannten, das es zu sexuellen Belästigungen im täglichen Leben, vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten, kommt.« schreibt Herr Philologen-Vereinsmeier Mannke tatsächlich so im Originaltext. Mal abgesehen davon, dass man bisher aus keinem einzigen(!) Ort in Gesprächen mit Supermarktpersonal von einer sexuellen Belästigung in Supermärkten gehört hat, sollte der Herr Oberlehrer für diesen Satz zur Strafe hundertmal an die Tafel schreiben müssen:
AntwortenLöschen»Ich soll die Konjunktion dass richtig schreiben, nämlich mit zwei s statt einem.«