Dienstag, 18. Oktober 2016

Eitle Tränentiere


Letzte Woche ist bekanntlich Tamme Hanken, der gewichtige Gäuleeinrenker aus Ostfriesland, überraschend und in relativ jungen Jahren verstorben. Der Mann war als 'Knochenbrecher' aktiv und hatte durch diverse Fernsehsendungen im Nordfunk eine gewisse Prominenz erlangt. Habe ich schon mal gesehen, so kurz vor dem Einschlafen. Schien ein korrekter, wenn auch äußerst geschäftstüchtiger Typ gewesen zu sein. Ob das, was er mit den Zossen da veranstaltet hat, seriös war oder nicht, darüber gehen die Meinungen auseinander und ich habe keine Ahnung davon. Da ich weder Pferde noch andere Haustiere habe, ist das aber auch nicht schlimm. Selbstverständlich tut es mir leid um alle, die im nahe standen und ihn schmerzlich vermissen. Um die geht es auch nicht. Es geht darum, dass der Verblichene ein so genannter Promi war und wie das, was inzwischen 'Netzgemeinde' genannt wird, mit so was umgeht.

Zum besseren Verständnis: Ich finde es widerlich, wenn man sich erdreistet, Menschen vorschreiben zu wollen, wie sie gefälligst zu trauern haben. Es geht auch völlig in Ordnung, wenn Menschen, die Herrn Hanken bzw. seine Sendungen mochten, den Hinterbliebenen via Netz ein paar tröstende Worte bzw. der Anteilnahme zukommen lassen. Vielen hilft das, und wenn's hilft, ist es gut so. Es ist halt nur so, dass Trauer in meiner kleinen Welt etwas ist, das man zunächst mit sich und einem nahestehenden Menschen ausmacht. Es kann also an mir liegen, wenn mir diese ritualisierten, vornehmlich in den sozialen Netzen öffentlich zelebrierten, tränentriefenden, esoterischen Kitsch- und Doofheitsorgien, gern in völlig regelloser Orthographie, gewaltig auf den Sack gehen und ich das Gefühl nicht los werde, es ginge nicht wenigen vor allem darum, der Welt zu zeigen, wie irre doll sie trauern bzw. wie kompetent sie selbst in solchen Dingen sind.

Oder geht da es nur Frau Voigt und mir so?

Da wir gerade beim Verlinken sind: Unbedingt lesenswert für die, die sich mit 'Terror', dem gestern ausgestrahlten, als 'interaktives Fernsehereignis' behypten, perfiden Lynchjustiz-Sketch der ARD befassen wollen, sind, wie so oft, Thomas Fischers Einlassungen dazu. Auch was er letzte Woche im Radio dazu sagte, vermag Interessierten zu helfen. Und Micky Beisenherzens wie bestellt kommende Einlassungen über den aktuellen Ronny-Preisträger seien hiermit auch zur Lektüre anempfohlen.


4 Kommentare:

  1. Mal eine kleine Lanze für Sachsen: Dort findet das zweitgrößte Dixielandjazz-Festival der Welt statt , umsonst und draußen , ein Wochenende lang , die Dresdner gelten dabei als weltoffen und begeisterungsfähig.
    Und über Leipzig fallen jedes Jahr etwa 20 000 Jünger der schwarzen Szene her , um dort das jährliche Wave-Gothic - Treffen zu feiern. Ich bezweifle mal , daß das jede westdeutsche Stadt mit sich machen ließe.

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    1. Mit Sicherheit nicht, es stimmt wohl auch, dass Dresden/Bautzen/Freital et al. so einiges übertönen. Nur soll Leipzig ('Hypezig') mit seiner einflussreichen Kulturszene und linken Szene auch nicht unbedingt repräsentätiv sein, wie man so hört.

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    2. Hab ich auch schon oft gehört, hängt vielleicht auch zusammen.Ist ja oft so , daß es gerade im Hinterwald ein oder zwei Städte gibt, die ziemlich klasse sind, weil viele dort hin vor den zahlreichen Rückständigen fliehen.

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  2. Eitle Tränentiere?Find ich schon immer widerlich u.auch respektlos gegen die,die betroffen sind.Aber Nichts für Ungut,irgendwie muß man ja die Leere in Herz u. Hirn füllen,notfalls mit scheinheiliger Betroffenheit.Kann ja so falsch nicht sein,macht der Bundespräsident von Gottes Gnaden doch auch:-(;-)

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