Dienstag, 10. Januar 2017

Ronny des Monats - Januar 2017


Nicht nur ein neues Jahr ist angebrochen, auch der Monat seit der letzten Ronny-Verleihung ist schon wieder rum. Ich muss sagen, Ronny & Co. waren zwischen den Jahren ganz besonders fleißig. Lag vielleicht an den paar freien Tagen oder dass viele mal Urlaub hatten. Wäre dann auch ein schönes Indiz dafür, dass die einschlägige Szene nicht ausschließlich von so genannten Abgehängten und Globalisierungsverlieren bevölkert ist, sondern durchaus Menschen mit eher weniger Tagesfreizeit sich dort tummeln. Aber, Hand aufs Herz, konnte man das nicht zumindest ahnen, ein Stück?

Ladies and Gentlemen, die ersten Ronnys des Jahres 2017:


Platz 5: Es weihnachtet in Cottbus
Neinneinneinnein, nicht, dass das wieder falsch verstanden wird. Der Betreiber dieses Standes auf dem Cottbusser Weihnachtsmarkt ist wahrscheinlich kein Nazi und auch nicht rechts. Er ist vermutlich einfach nur kundenorientiert.


Platz 4: Geraer Theaterleuten reicht's dann mal
Ein festes Engagement am Theater zu bekommen, ist nicht unbedingt einfach. Die Nachfrage ist hoch, das Angebot niedrig und die Kreativwirtschaft, wozu auch Staatstheater gehören, notorisch unterfinanziert. Schmeißt man also nicht leichtfertig weg. Wenn also gleich vier Mitglieder des branchenüblich multikulturellen Ensembles des Theaters Gera Altenburg beschließen zu kündigen, weil sie mehrfach rassistisch beleidigt wurden, dann könnte da so einiges zusammen gekommen sein.


Platz 3: Der Sexmob der ODITs
Ha, Whataboutism kann ich auch. Auch Deutsche unter den Tätern!

Was ein ODIT ist? Na ja, zum Beispiel so jemand:

(via Facebook*)

Platz 2: Die üblichen Tätlichkeiten
Nicht witzig, so was, aber es muss, Chronistenpflicht, in dieser akkumulierten Form an die Öffentlichkeit: Auf dem Bautzener Kornmarkt wurden Mitglieder der Linksjugend von Nazis angegriffen, fünf von ihnen wurden verletzt. In Rostock hat eine 25jährige Frau, die offenbar so gar nicht dem Klischee vom schwachen Geschlecht entsprach, einem syrischen Flüchtling die Nase gebrochen, nachdem sie den 19jährigen, seinen gleichaltrigen, ebenfalls aus Syrien stammenden Freund und eine 14jährige Deutsche, die mit den beiden Sperrmüll sammelte, mit Naziparolen beschimpft hatte. Und in Haldensleben gab es in der Nacht auf Heiligabend einen Brandanschlag auf ein Flüchtlingsheim. Über die Täter ist nichts bekannt. Und über all das, was es gar nicht erst in die Medien geschafft hat, sollte man wohl lieber nicht nachdenken.


Und nun, meine sehr verehrten Damen und Herren, der Ronny des Monats Januar:

Platz 1: Biedermänner und Brandstifter

Wenn uns kommende Generationen dereinst fragen werden, wann genau damals eigentlich die Stimmung gekippt sei, dann können wir jetzt guten Gewissens sagen: Zu Silvester. Zu Silvester 2016 ist Pegida endgültig im Mainstream angekommen. Da druckte die 'Sächsische Zeitung' eine (nicht online gestellte) Karikatur (Screenshot: sprachlos-blog), die ziemlich genau das kontrafaktische Weltbild der Montagslatscher und ihrer Sympathisanten wiedergab: Eine bedröppelt aussehende Merkel, die tapfer ihr "Wir schaffen das!"-Mantra aufsagt vor einem Berlin-Panorama, dessen Kulturgüter in Flammen stehen und das bevölkert ist von fremdländischen Invasoren, Islamisten, dunkelhäutigen Grapschern und Schwerkriminellen. Message: Die Da Oben wissen nicht oder wollen nicht wissen, wie schlimm es um das Land wirklich steht. Exakt mit diesem Ressentiment ist Pegida seit Jahren erfolgreich auf Tour, erobert die AfD ein Landtagsmandat nach dem nächsten

Nebenbei bemekt, kennt man solche Bilder noch aus Zeiten des straffen Antikommunismus. Da erschienen auch immer solche gezeichneten Schreckensszenarien, wie die Welt ganz sicher aussehen wird, wenn 'die Roten' mal an die Macht kommen sollten.


Und einen Ehrenronny gibt es selbstverständlich auch diesen Monat. Er geht aaannn:

Monika Gruber

Die Grünen-Chefin Simone Peter hat nach der letzten Silvesternacht die Frage aufgeworfen, ob die Vorgehensweise der in Köln eingesetzten Polizeikräfte verhältnismäßig war. Wenngleich sie sich, wodurch Mitglieder dieser Partei des öfteren auffallen, dabei nicht eben geschickt angestellt hat, ist das eine in einem demokratischen Rechtsstaat, wie dieser einer zu sein begehrt, völlig legitime Frage, die man selbstverständlich stellen darf. Es folgte der übliche unappetitliche Shitstorm, bei dem dieses Mal das Springerblatt ganz vorn dabei war. Hervorgetan beim Kesseltreiben auf Peter hat sich auch die bairische Schauspielerin und Kabarettistin Gruber. Die verstieg sich als Reaktion auf Facebook (wo sonst) zu einem Statement*, das so ziemlich alles an rhetorischen Widerwärtigkeiten enthält, die das politische Klima seit einiger Zeit zunehmend vergiften: Bedrohtfühlen, persönliche Angriffe, Ressentiment, weinerliches Opfergejaller, haltlose Spekulationen und Unterstellungen, autoritäres Aufstampfen und so weiter und so fort. Sie wird ihren Beifall bekommen haben und weiter bekommen. Man kann auch sagen: Pegida ist im öffentlich-rechtlichen Kabarett angekommen. Herzlichen Glückwunsch!

P.S.: Frau Gruber hat in ihrer Litanei vergessen zu erwähnen, dass Mitglieder ihrer heimatlichen Landsmannschaft alles nördlich den Mains gern 'Saupreißn' genannt haben. Ist das Zufall?




3 Kommentare:

  1. In einem hat Gruber recht, Falten hat sie schon genug, vor allem innere. Oder um es mit Urban Priol zu sagen, sinngemäß, innere und äußere Häßlichkeit korrelieren miteinander.

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    1. Nun ja, geben wir Frau Gruber noch die Jahre, die Frau Peter älter ist als sie, und schauen dann noch einmal genau hin.

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  2. Lieber Stefan Rose,
    zum Ehrenronny: die Gruberin war schon immer so (in der Diktion) das ganze liest sich wie ein Auszug aus dem aktuellen Programm. Entweder die Dame verwechselt Bühnenfigur mit Wirklichkeit, oder sie meint es tatsächlich so. Egal wie solche Kommentare haben auf Facebook wohl nix verloren und gießen Öl ins Feuer. Zur Erklärung Monika Gruber kommt aus einem Kaff hier in der Nähe und ist dementsprechend bekannt, aber zumindest bis jetzt nicht durch Ausfälle in die Pegida und co. Ecke aufgefallen. Du meinst Pegida ist damit im ö.re. Kabarett angekommen, mir fällt das schon länger auf bei z.B. Uwe Steimle und auch in letzter Zeit bei Rolf Miller.
    viele Grüße
    michali
    PS: wollte eigentlich nich anonym kommentieren, aber mit der Auswahl war ich überfordert

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