Freitag, 9. Juni 2017

Rumana Pac


Eigentlich wäre das ein Thema für den eh anstehenden 'Ronny des Monats', aber das beschäftigt mich doch einigermaßen. Die so genannte Identitäre Bewegung, jene selbsternannten rechten Wiedergänger der APO, will ein Schiff organisieren, mit dem sie dann auf dem Mittelmeer herumzukarriolen gedenkt. Für die, die nicht wissen, was die Identitäre Bewegung ist: Das sind vorwiegend junge, eher unauffällig aussehende Menschen, die eigentlich Rassisten sind, aber zu feige, sich so zu nennen. Daher bezeichnen sie ihre Art zu denken als 'Ethnopluralismus'. Das bedeutet, es ist schön und gut, dass es auf dieser Welt ganz mannigfach viele Ethnien gibt, aber die sollen bitte alle da bleiben, wo sie sind oder wieder dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Erst recht sollen sie nicht auf den Trichter kommen, nach Europa zu wollen.

(Irgendwie kam mir dieser Aufkleber der längst verbotenen Nazitruppe FAP in den Sinn, der zu meinen Schulzeiten mal kurz auf einem Verteilerkasten pappte, bevor er abgerissen wurde. Darauf war zu sehen, wie ein schwarzer Mann und eine weiße Frau knutschten, verbunden mit dem in NS-Grotesk gesetzen Slogan: "Rassenmischung ist Völkermord!")

Aber auch ohne gleich zur bösen Nazikeule zu greifen, kann einem da schon mal die eine oder andere Frage bis zum Großhirn sich durchkämpfen: Bis in welche Generation soll der Zwang des Daheimbleibens und Zurückgehenmüssens eigentlich reichen? Müssen zum Beispiel auch alle weißen Amerikaner wieder dahin, wo sie hergekommen sind? Die gehören da ja nicht wirklich hin bzw. haben sich gegenüber den dort autochtonen Kulturen nicht unbedingt nur nett verhalten, wenn mich nicht alles täuscht. Was ist mit jenen Zuwanderern in Frankreich und Großbritannien, denen man irgendwann einmal heilig versichert hatte, sie seien als Bewohner einer französischen bzw. britischen Kolonie selbstverständlich Franzosen und Briten? Oder die Gallier, jene fröhlich-urwüchsigen Barbaren, denen Julius Caesar 50 v. Chr. nicht nur die dekadente römische Kultur aufgezwungen hat, sondern auch noch jede Menge fremdrassige Multikulti-Sklaven im Gepäck hatte? Einwanderung demnächst nur noch gegen Ariernachweis?

1.650 Flüchtlinge sind dieses Jahr bereits im Mittelmeer ertrunken. Ohne die Arbeit von Organisationen wie SeaWatch, SOS Méditeranée oder Jugend rettet wären es vermutlich viel mehr. Diesem Treiben, also dem Retten von Flüchtlingen wohlgemerkt, wollen die Identitären jetzt ein Ende setzen, indem sie, wie gesagt, ein Schiff chartern, um damit Europa vor dem sicheren Untergang per Großem Austausch zu bewahren. Wie sie das genau ins Werk setzten wollen, auch wenn sie einen Kahn und einen dazugehörigen Skipper auftreiben sollten, darüber lassen sie das angeblich nach Rettung dürstende Europa freilich im Unklaren. Wollen sie, wie sie das bislang bereits erfolglos versucht haben, Retter am Retten hindern? Man weiß nur, dass sie Flüchtlinge und ihnen helfende NGOs, auf offener See, wie der identitäre Mastermind Martin Sellner es formulierte, "konfrontieren" wollen. Cap Anamur mal andersrum, oder wie?

Keine Ahnung, was damit gemeint ist. Aber auch ohne Experte für internationales Seerecht zu sein, meine ich schon, dass es einen ziemlich in Konflikt mit selbigem sowie dem Strafrecht etlicher Anrainerstaaten bringen kann, wenn man es unterlässt, Menschen in Seenot zu helfen, wenn nicht gar Maßnahmen zu deren Rettung aktiv behindert bzw. gar sabotiert.

Ach so, ein ganz großer Fan des frischfrommfröhlichen Jungvolks ist übrigens der inzwischen 63jährige Ex-Spiegel- und Ex-Springer-Mann Matthias Matussek. Der findet die "lustigen Aktionen der Identitären", die er auf Facebook als die "APO von heute" adelt, "einfach so geil". Soso, sich dafür engagieren wollen, dass mehr Menschen ertrinken, ist also lustig. Nicht so ganz mein Humor.

Wie sagte Lenin einst: "Sage mir, wer Dich lobt, und ich sage Dir, worin Dein Fehler besteht."




5 Kommentare:

  1. Alter Aufkleber

    Theorien wie die vom Austausch haben aber auch nur deshalb eine Chance, weil auf der anderen Seite eine Überhöhung von Migranten stattfindet, die nicht minder verschwörungstheoretisch ist, nur denken eben viele Leute(beileibe nicht nur von links), daß es einen guten und einen bösen Rassismus gibt.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Leute die meinen es gäbe einen "guten" und einen "bösen" Rassismus sind meiner Erfahrung nach einfach Rassisten die sich ihren Hass, Abscheu was auch immer schönreden.

      Übrigens dieselben die mit der Floskel "Ich bin ja kein NAZI aberr..." hausieren gehen.

      Löschen
    2. @Wolfgang Buck

      Stimmt, ich fürchte nur, daß es die nicht nur auf der rechten Seite gibt, sondern auch auf der "politisch korrekten".
      Teile derer, die sich so nennen, haben Ansichten, die im Kern genauso rassistisch sind wie die der Rechten. Die Einen sind antimigrantisch eingestellt und pauschal prodeutsch. Die Anderen promigrantisch und antideutsch. Beide beurteilen Menschen nach ihrer Herkunft und denken damit im Kern faschistisch.
      Nur hat sich eingebürgert, faschistisches Denken gut oder nicht so wild zu finden, wenn es auf der Seite der Migranten zu stehen scheint.

      Löschen
  2. Was Sie beschreiben kann man zusammenfassen in "Kaufman -Plan& Morgenthau- Plan".Wobei ich die Entwicklungshilfe in Afrika ohne das Thema Verhütung Frau & Mann absolut falsch finde.Richtig zusammengefasst in FP 2020(Familienplanung 2020).

    AntwortenLöschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.