Man kann, wenn man mag, durchaus Parallelen ziehen zwischen Donald Trump und Ronald Reagan. Letzterem ist es während des Wahlkampfes 1979 gegen Jimmy Carter gelungen, die bis dahin eher unpolitischen evangelikalen Christen der USA zu mobilisieren und als Wählerreservoir für die Republikaner zu erschließen. Seither hat ein religiöser Rollback in der US-Politik stattgefunden. Kaum ein Kandidat für ein öffentliches Amt, zumindest bei den Republikanern kann es sich erlauben, bei jeder Gelegenheit seine christliche Gesinnung unter Beweis zu stellen und vorzugeben, beseelt Gottes Willen zu vollstrecken. Stimmen gegen Einflussnahme, so ging der Deal.
Insofern kann einem schon bange werden, wenn man zur Kenntnis nehmen muss, dass Trump bzw. seinen Strategen, ähnliches gelungen ist mit der rechten Szene aus Milizen, Klan und Neonazis, für die Washington bisher der Feind schlechthin gewesen ist. Auch sie erwarten für ihr Wahlverhalten ein Dankeschön in Form von präsidialem Wohlwollen. Haben sie auch schon bekommen.
(jensorensen.com) |
Wie so oft, besteht jedoch für Antiamerikanismus überhaupt kein Anlass. Bei uns hat Innenminister de Maizière gerade demonstriert, wo die wahre Gefahr lauert. Nicht bei einer rechten Terrorzelle, die mordend durchs Land zog, nicht bei jenen, die seit der Wiedervereinigung hunderte Menschen allein dafür umgebracht haben, eine nichtdeutsche Herkunft zu haben. Nein, der Untergang des Abendlandes kommt daher in Form einer linksanarchistischen Internetplattform, die auf Anordnung des Ministeriums vom Netz genommen und verboten wurde. "Das ist ein wichtiger Schlag gegen gewaltbereite Linksextremisten", sekundierte Justizminister Maas. Und machte vermutlich Männchen.
"Schließlich geht es um die Verteidigung der Mitte gegen den Extremismus von links und rechts. Eine Formel der Verharmlosung rechtsradikaler Gewalttäter durch Gleichsetzung mit und Dämonisierung von linker Kritik und Militanz. Eine Haltung, die auch der US-amerikanische Präsident Trump verinnerlicht hat, wie seine Reaktionen auf den Terror von Charlottesville zeigten. Reaktionen, die grade [sic] wegen ihrer Gleichsetzung rassistischer Mörder mit AntifaschistInnen recht wohlfeil von der deutschen Politik bis hin zur Kanzlerin mehr oder weniger deutlich kritisiert wurden. Für den Fall, dass da irgendjemand einen Lernprozess hätte unterstellen wollen: Das Verbot von 'linksunten' rückt das Bild jetzt wieder ins gewohnte Lot." (Daniel Kretschmar)
Genau mein Humor. Das alles, man sollte es sich beizeiten vergegenwärtigen, geschieht nicht einfach aus dem Bauch heraus, sondern nach sorgfältiger Analyse verschiedenster Umfragen. Der Mitte-Michel, das folgt daraus, er begehrt offenbar, sich auf Kosten anderer besser zu fühlen und ansonsten eingelullt zu werden. Bis es dereinst wieder zu spät sein wird. Nichts Neues also. Aber auch nichts wirklich Gutes.
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