Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
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Sonntag, 2. Dezember 2018
In der Lindenstraßen-Diktatur
Es soll ja Leute geben hierzulande, die wähnen sich in einer Diktatur. In der man ohne Gerichtsverfahren ins Verlies geworfen wird und mit der linksgrünversifften Nazikeule eins übergebraten bekommt, bloß weil einem mal irgendwo rausgerutscht ist, was man mit Flüchtlingen am besten machen sollte. Ist natürlich Quatsch, also das mit der Diktatur. Bester Beweis: Frau Merkels Linienflug nach Buenos Aires, weil die Flugbereitschaft der örtlichen Streitkräfte mal wieder indisponiert war. Hefte raus, mitschreiben! Alle Diktaturen dieser Welt hatten und haben eines gemeinsam: In ihnen mag nichts, aber auch gar nichts funktionieren, bis auf die Armee. Diktaturen verfügen immer über hoch effizientes Militär. Deutschland über die Bundeswehr.
Abgesehen davon, dass Militär sich immer noch hervorragend dazu eignet, unfähige Günstlinge mit Orden zu behängen und mit Pöstchen zu versorgen, kommt es in Diktaturen immer mal vor, dass irgendwo ein Aufstand niederzukartätschen ist. Wie sieht es denn damit aus?
Dass das hiesige Standardgewehr zeitweise nur marginal verheerender wirkt als eine Wasserpistole, war schon länger bekannt. Dass die Flugbereitschaft der Bundeswehr nicht in der Lage ist, die oberste Dienstherrin in einem Stück von A nach B zu fliegen, haben wir jetzt gelernt. Mit der übrigen Ausstattung sieht‘s, so ist zu hören, auch nicht viel besser aus. Wenn Aufständische eine fünfzigprozentige Chance haben, nicht niederkartätscht zu werden, weil der Schützenpanzer da vorne Ladehemmung hat oder gar nicht erst anspringt, kann das nix werden mit einer Diktatur. Überhaupt, was hat der für die Flugbereitschaft Verantwortliche eigentlich für Konsequenzen zu befürchten? In ein sibirisches Arbeitslager irgendwo hinter Potsdam verbracht zu werden? In allernächster Zeit einen tödlichen Unfall zu erleiden? Dass seiner Familie schlimme Dinge zustoßen? Nein, vermutlich wird er, wenn überhaupt, eine Besoldungsstufe gekürzt bekommen. Was ist das denn für eine Schmusediktatur bitteschön?
Obwohl, manchmal könnte man ja tatsächlich auf die Idee kommen. Jetzt nehmen sie uns auch noch ganz diktatorisch die 'Lindenstraße' weg! Sind sie auch so geschockt? Die Gute Alte BRD WestTM ist endgültig tot. Jammer, jammer! Wollen die wirklich, dass das Volk auf die Barrikaden geht, weil das Sonntags-Sedativum in Zufunkt flachfällt? (Ist ihnen auch schon aufgefallen, dass die Intensität, mit der gewisse Leute von Volksaufständen phantasieren, sich antiproportional verhält zu deren Rechtschreibkenntnissen?) Was machen die Schweine als nächstes? Den 'Tatort' absetzen? Büschen viel Gewese um eine Sendung, die kaum mehr einen interessiert.
Mit dem Aus der 'Lindenstraße' ist es wie mit Karstadt oder den Tante-Emma-Läden: Kaum einer, der sich über die Schließung der örtlichen Filiale des einstigen Warenhaus-Oligopolisten beklagte, konnte sich erinnern, wann er zuletzt mal da war (ich kann mich erinnern, ich fand es doof). Ein jeder schimpft wohlfeil über Discounter und Riesen-Verbrauchermärkte, aber fast jeder nutzt sie. Nur gezwungenermaßen, versteht sich. Weil man ja keine andere Möglichkeit hat in diesem neumodischen Schweinesystem. Echt jetzt? Möchte man das wirklich, so wie früher? Für Milch, Butter etc. in den Milchladen (weil nur der einen Kühlraum hatte), für Gemüse zum Gemüsehändler (der urige Tante-Emma-Laden führte nur Konserven), der die Hälfte von dem, was man gerne hätte, nicht vorrätig hat? Und für alles, was anspruchsvoller war als ein Rotkäppchen-Camembert oder ein Schälchen ekliger Fleischsalat ins Delikatessengeschäft, wo es nichts gab, das nicht mindestens umgerechnet 10 € pro 100 g kostete?
Wenn man denn überhaupt bedient wurde. Mein Oppa selig führte einst so einen Tante-Emma-Laden. Die Hausfrau, die nicht mucksch war, durfte durchaus damit rechnen, nicht mehr bedient zu werden. Woanders hin? Nö, der nächste Laden war meilenweit weg. Mit dem Auto hin? Hatten die meisten damals nicht. Wer so was erlebt hat, hält untereinander konkurrierende Supermärkte und Discounter für einen echten zivilisatorischen Fortschritt. Hach, die Gute Alte BRD WestTM! Echt? Leute, die schon rummoppern, wenn sie auf ihrem Dreimeter-24K-Fernseher eine Doku über Nacktmulle nicht in Full HD und Surround gucken können, trauern VHS-Videos hinterher? Sehnen sich nach einer Zeit, in der sie nicht sofort alles ungefragt kommentieren, liken und ‚teilen‘ können? Troglodyten, die es keine zwei Minuten ohne ihr Smartphone aushalten, die wieder mit Kabel telefonieren wollen? Guter Witz!
Vielleicht ist es auch eine Frage des Timings. Diese Gute Alte BRD WestTM war nämlich teils bevölkert von Leuten, die offenbar nicht zu der intellektuellen Großleistung in der Lage waren, Charaktere einer fiktionalen Fernsehserie von ihren Darstellern zu unterscheiden. Besichtigten das 'Lindenstraße'-Produktionsgelände in Köln-Bocklemünd und mochten nicht glauben, dass hinter der Fassadenattrappe da drüben nicht Mutter Beimer wohnte. Riefen bei der Produktionsfirma an und wollten den Herrn Doktor Flöter sprechen. Falteten, wie von meiner Ex mal erlebt, eine arglose Jungschauspielerin in der U-Bahn zusammen, von wegen, was für ein Flittchen sie doch sei, weil sie‘s mit dem Nachbarn getrieben habe, wo ihr armer Freund doch so ein Netter sei. Schickten am ersten schwulen Fernsehkuss Beteiligten Morddrohungen.
War vermutlichlich die selbe Liga an Intelligenzweltmeistern, die - I am not making this up - in Legionsstärke in die Gemeinde Glottertal im Schwarzwald einfielen und fragten, ob der Herr Professor Brinkmann nicht mal einen Blick auf Ommas nässenden Furunkel am Hintern werfen könnte, das sei ihre letzte Hoffnung. Aber früher, da war ein Schulabschluss noch was wert. Schon klar.
Heute sind das offenbar die, die - wegen bequem - ihr Klopapier bei amazon bestellen und über leerstehende Gewerbeimmobilien in den Innenstädten moppern (wofür sie dann dem Bürgermeister oder gleich 'Denen da oben' die Schuld geben). Die glauben, alle Flüchtlinge bekämen Smartphones geschenkt. Und Waschmaschinen. An ihrer Frisur als 'Nazi-Mädchen' identifizierte würden zwangsweise die Zöpfe abgeschnitten. Oder glauben, in einer Diktatur zu leben. Und jetzt blöd gucken, weil der Volksaufstand gegen das 'Lindenstraße'-Aus, den sie mit ihren irren Online-Petitionen herbeiphantasiert haben, ausfällt. Eine Gesellschaft, in der solche Leute dank 'Sozialer' Netzwerke ihre Fake News serviert bekommen, die sie alle für bare Münze nehmen und sich dann darüber aufkröppen, braucht weiß Gott keine 'Lindenstraße' mehr.
2 Kommentare:
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krank....im sinne von Scheiße!!!!!
AntwortenLöschenGuten Tag,
LöschenDer Kachelmann hat dazu einen guten Kommentar verfasst.
Sinngemäß - früher und heute gibt es die Dorfdeppen - jedes Dorf hatte mindestens einen.
Heute sind die über soziale Netzwerke in ihrer Deppenblase und denken, sie wären keine Deppen, weil - es gibt ja soviele "von uns"
Gruß
Jens