Samstag, 15. Juni 2019

Aber nicht alles verjuxen!


Auf frischer Mildtat ertappt

Wir erinnern uns: Im April hat es in einem in Paris gelegenen kultischen Bauwerk einen Dachstuhlbrand gegeben, der einigen Schaden angerichtet hat. Huch, fast schon verdrängt, oder? Egal. Wir erinnern uns ferner: Sofort waren die Reichen und Superreichen der Grande Nation zur Stelle mit großzügigen Spendenzusagen. Darunter Bernard Arnault (geschätztes Vermögen: 75 Milliarden US-$) und François Pinault (30 Milliarden US-$). Keine 48 Stunden, nachdem das Feuer gelöscht war, war eine knappe Milliarde an Spendenzusagen eingetrudelt. Botschaft: Sehet, wir sind reich, übernehmen aber Verantwortung für das kulturelle Erbe!

Nicht so hastig. Es handelte sich da wohlgemerkt um Zusagen, noch nicht um Spenden, wie jetzt bekannt wurde. Mit denen sehe es, wie der Pressesprecher von Notre-Dame jetzt mitteilte, eher mager aus. Von den versprochenen Großspenden sei noch keine einzige eingegangen. Bislang seien die Löhne der Arbeiter auf der Baustelle vor allem aus Kleinspenden bestritten worden. Die großen Spender wollten, wie vermeldet wurde, erst wissen, wofür ihr Geld verwendet werde.

Nun gut, verständlich ist das schon irgendwie. Ich wüsste ja auch gern, was genau mit dem Geld angestellt wird, das ich gefälligst rauszuhauen habe für dies und das.

Das Ganze wäre halt weit weniger peinlich und wirkte auch deutlich weniger kleinkariert, wenn man reicherseits vor ein paar Wochen nicht so auf die Kacke gehauen und sich nicht so penetrant als Wohltäter gespreizt hätte. Mir wäre das ja unangenehm, aber ich bin ja auch nicht reich. Wahrscheinlich genau deswegen. Wie dem auch sei: Man erinnere sich daran, wenn es wieder einmal irgendwo heißt, wie segensreich es doch wirke fürs Gemeinwohl, wenn Reiche noch reicher werden oder wenn wieder einmal private Spenden als Königsweg zur Finanzierung öffentlicher Projekte gepriesen werden.

Es passt jedenfalls ins Gesamtbild.




2 Kommentare:

  1. Wofür das Geld ausgegeben wird, ist eigentlich klar, oder? Ein Dachstuhl im Stadtzentrum Paris wird repariert. Man kann die Baustelle ja auch besichtigen und überprüfen, ob die Handwerker den ganzen Tag bei Kaviarhäppchen und Champagner auf dem Gerüst rumlümmeln oder nicht.

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  2. Egal was dransteht: Geschenkt, Gratis, Kostenlos -
    nichts im Leben gibt's umsonst. Nie!

    (Alte Elternweisheit)

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