Das Urteil des Landgerichts Berlin in Sachen der üblen Beleidigungen gegen Renate Künast dürfe nicht missverstanden werden als ein "Freibrief, jetzt im Internet richtig loszupoltern", wie Udo Vetter warnt. Na ja, im Internet vielleicht, man weiß es nicht, aber in der offline-Welt definitiv. So kann kann man sich schnell mal 20 Tagessätze à 40 Euro einhandeln, wenn man einen AfD-Abgeordneten als "Nazi" bezeichnet. Einer adligen AfD-Torte eine selbige zu verpassen, in Form eines staatsanwaltlichen Strafbefehls ebenfalls. Als eine 23jährige Studentin dagegen Einspruch einlegte, wurde sie vom Amtsgericht Kiel zu einer Geldstrafe in Höhe von 150 Euro verurteilt, da der Tortenwurf eine Beleidigung darstelle. Sie verzichtete darauf und trat stattdessen eine zweiwöchige Haftstrafe an.
Merke: Vor dem Gesetz sind alle gleich.
Vor allem aber ist die ganze Sache ein weiterer Beleg dafür, wie sehr die Schimpfkultur auf den Hund gekommen ist. Außer "geisteskrank" und irgendwas mit Müll, Pipikaka und fi***n scheint gewissen Leuten wohl überhaupt nix mehr einzufallen. Das ist umso tragischer, wenn man bedenkt, über welch reichen, nuancierten Schimpfwortfundus die deutsche Sprache und deren diverse Dialekte verfügen. Hier das Ergebnis einer kurzen, etwa einstündigen Recherche ohne auch nur annähernden Anspruch irgendeiner Vollständigkeit:„Ihr Scheiß Nazis könnt Euch verpissen!“ zu einem afd-Politiker? 20 Tagessätze wegen Beleidigung.— Kim Manuel Künstner (@kmk2108) 19. September 2019
"Drecks Fotze", "Sondermüll", "Schlampe" zu einer Grünen-Politikerin? Keine Beleidigung, da politische Auseinandersetzung.
Muss dieser linksgrün-versiffte Mainstream sein.🤔
Adabei
Adolf
Arsch mit Ohren
Arschkrampe
Bananenbieger
Bazille, linke
Beißzange
Bestusste/r
Blitzbirne
Blödg'soffner
Blödmannsgehilfe
Blunzn, blade
Boaznbruder
Bratbär
Brezelsalzer
Brillenschlange
Brunzkachl
Busengrapscher
Dämlack
Deppen sein Sohn
Deschek
Dimpfel
Dösbaddel
Dorftrottel
Duddler
Dumpfnuss
Dünnbrettbohrer
Dusseldier
Eierbär
Eierkopp
Erich
Evolutionsbremse
Fatzke
Fettel
Fetznschädl
Fickunfall
Flachzange
Flitzpiepe
Fud
Ganeff
Gelbfiaßer
Geschmeiß
Gesichtselfmeter
Gesocks
Giftspritze
Giftzwerg
Gimpel
Gipskopp
Grasaff'
Gscherta
Gschwerl
Gwamperter
Hackfresse
Haderlump
Hafensänger
Halbgarer
Harten sein Sohn
Hausdrache
Heimscheißer
Hirnamputierter
Hochgeschissener
Hopfenzupfer
Hundsfott
Hupe
Intelligenzallergiker
Kackbratze
Kamuffel
Kanalratte
Kanisterkopp
Kappeskopp
Knallarsch
Kniepsack
Klappspaten
Knödelwäscher
Koffer
Krampfhenne
Kuffnucke/n
Leichtmatrose
Leschek
Löchelt
Luftpumpe
Lusche
Matratze
Mehlauge
Mehlmütze
Misthaken
Nasenbär
Natter
Neutrum
Nichtsblicker
Nulpe
Obersteiger
Ömmes
Ozwickta
Pannekopp/-mann
Pappnase
Paselacke
Pimmelbomber
Pissnelke
Pflaumenaugust
Pfosten
Pritschn
Quadratratschn
Rachulla
Ranzfritte
Rindvieh
Ritzenschieber
Saftarsch
Schabracke
Schiffsschaukelbremser
Schlunz
Schwachstromelektriker
Schwanzgesteuerter
Spalucke
Steckdosenbefruchter
Stinkadores
Strunzebüggel
Sumpfkuh/-ochse
Tiefflieger
Torfnase
Tortenarsch
Tranfunzel
Trockenpflaume
Trulla
Tunichtgut
Tuppes
Tünsel
Tütenkopp
Ungut
Waldheini
Wappler
Wichsgriffel
Wildesel
Weltmeister
Windfarmer
Woschdekuche
Zippe, olle
Zymtzicke
...
Und das sind bloß Substantive, von Adjektiven war noch gar nicht die Rede.
Meines bescheidenen Wissens gab es vor über zwanzig Jahren eine letzte Welle mehr oder minder kreativer, wenn auch gegen Ende arg tot gerittener Schimpfwortneuerfindungen, nachdem Harald Schmidt den Begriff 'Warmduscher' in den Ring geworfen hatte. Seither? Fast nur noch unsubtiles, doofes Gepöbel. Da geht doch was verloren! Wieso machen sich besorgte Konservative, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, das Gute, Schöne, Wahre bewahren zu wollen, nicht mal darüber einen Kopf?
Betrunkene, Punker, Obdachlose und Bettler werden von Polizisten in der Regel geduzt (Beisp.: Harry und Toto, die Bochumer "Superbullen"). Umgekehrt kann das schon mal bis zu 600 Euro kosten. Gestreckter Mittelfingern als nonverbale Beleidigung eines Polizisten bis zu 4.000 Euro.
AntwortenLöschenRichtig interessant wird das zudem, wenn man bedenkt, dass der gern herbeiphantasierte Tatbestand der "Beamtenbeleidigung" im deutschen Strafrecht gar nicht existiert.
Löschen