Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
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Freitag, 29. November 2019
Prioritäten
Unsere Bürgerlich-Konservativen sind bekanntlich ein höchst aufmerksames Völkchen. Sobald jemand irgendwo erwähnt, dass seit der Wiedervereinigung zirka 200 Menschen durch Rechtsextreme zu Tode gekommen sind, im gleichen Zeitraum durch Linksextreme hingegen genau niemand, erinnern sie stets daran, niemals und keinesfalls die viel, viel gefährlichere Gefahr von links zu unterschätzen. Immer schön zu erfahren, dass es Menschen gibt, die noch echte Probleme haben.
Nehmen wir die Band 'Feine Sahne Fischfilet'. Die steht, obwohl nicht mehr im Verfassungsschutzbericht erwähnt, nach wie vor unter Beobachtung der Schlapphüte. "Im Verfassungsschutzbericht Sachsen über das Jahr 2018 wird die Gruppe [allen Ernstes, d.V.] als »aktivste nichtsächsische linksextremistische Band, die in Sachsen agierte« bezeichnet." (Wikipedia). Im Mecklenburg-Vorpommerschen Verfassungsschutzbericht 2012 wurde unter anderem Anstoß genommen an folgender, menschenverachtender Äußerung:
"Wenn irgendein Nazi, der sich bewusst für ein menschenverachtendes Weltbild entschieden hat und deren Ideologie im Endeffekt immer Gewalt gegen die 'Schwachen' der Gesellschaft bedeutet, eine auf die Fresse bekommt, werde ich mich nicht hinstellen und sagen, 'Das ist aber schlimm'." (Verfassungsschutzbericht M-V 2012, S. 59)
Ja, das ist wirklich schlimm. Beim Anblick von Antifaschisten blickt man in die Fratze des wahren Faschismus. Auf die Fresse geht gar nicht. Vor allem, wenn es sich um Nazis handelt. Die doch eigentlich immer nur Gutes wollen, allenfalls ein bisschen vom Wege abgekommen sind und dabei halt mal über die Stränge schlagen.
Nun tritt die Band am heutigen 29. November in Wetzlar auf. Und die örtliche CDU ist besorgt ob der Anwesenheit der "Linksanarchisten" im beschaulichen Städtchen. Und ruft, wohl weil man brennende Autos fürchtet und Szenen wie weiland beim G20-Gipfel in Hamburg, zu Widerstand und Mahnwache auf. Kein Scherz jetzt. (Nachtrag, 19:40 Uhr: Gemeinsam mit der NPD). Es handelt sich dabei, wie die Band auf ihrer Facebook-Seite richtigerweise anmerkt, um "die gleiche CDU Wetzlar, die keine Mahnwache für nötig hielt, als Lübcke von einem Nazi ermordet wurde. Ebenfalls nicht, als Halit Yozgat vom NSU erschossen wurde."
Aber es passt schon ins Bild, das muss man sagen.
Übrigens: Weil der 'Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten' (VVN-BdA) der Entzug der Gemeinnützigkeit droht, bezeichnete die 95jährige Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano in einem Brief an Olaf Scholz jetzt sinngemäß Antifaschismus als das gemeinnützigste, was man tun könne. Unerhört! Ist da auch eine Mahnwache in Planung?
2 Kommentare:
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Auf den Punkt zusammengefasst.
AntwortenLöschenÄhnlich wird mit den Mauertoten umgegangen. Die offizielle Zahl von 138 Erschossenen während der DDR-Zeit wurde anläßlich der 30-Jahres-Feiern zur Maueröffnung von den politischen Sonntagsrednern beklagt. Seit Öffnung des Grenzübergangs an der Bernauer Strasse sind dagegen an den europ. Außengrenzen rd. 30.000 Flüchtlinge ertrunken, nicht mitgerechnet diejenigen, die auf dem Weg zur nordafrik. Küstenregion schon erfroren, verhungert oder verdurstet sind.
AntwortenLöschenRichtig ist, dass es an den Außengrenzen Europas keinen Schießbefehl gibt. Selbstauslösende Pfeffersprayanlagen mal außer Acht gelassen. Es ist aber der von den EU-Staaten in Kauf genommene Tod durch unterlassene Hilfeleistung. Eines der großen Verbrechen der Zivilgesellschaften.