Samstag, 11. Januar 2020

Ronny des Monats - Januar 2020


Wir leben in Zeiten, in denen ein brennender Einkaufswagen eines Betrunkenen und eine anschließende, gewaltsame Auseinandersetzung mit der Polizei in gewissen, nicht einmal zwingend rechten Kreisen aufgebauscht werden zu Linksterrorismus, Morddrohungen gegen Bürgermeister oder einen Polizeipräsidenten, der sich kritisch gegen die AfD geäußert hat, in denselben Kreisen gerade mal ein Schulterzucken hervorrufen. In denen es als Nazimethoden denunziert und als Gefahr für die Meinungsfreiheit hochgejazzt wird, wenn ein paar Studenten gegen die Vorlesung eines Professors protestieren, der mal die AfD mitgegründet hat, anderen ihre Meinungsfreiheit per MG abgewöhnt werden soll.

Alles andere als witzig, das alles. Und da kann man natürlich, wie eigentlich immer und überall, die Sinnfrage stellen. Was soll es, in Zeiten wie diesen, sich über Rechte und ihre teils tödlichen, somit bitter ernsten Umtriebe sowie die Verharmlosungsreflexe im konservativen Bürgertum lustig zu machen (inwieweit das immer gelingt oder nicht, ist noch einmal eine andere Frage)? Gegenfrage: Was denn sonst außer nüchterner Aufklärung? Empörung ist wohlfeil, nutzt sich aber schnell ab. Wut und Zorn ebenso. Außerdem verzerrt, wie der olle Brecht einst richtigerweise bemerkte, auch der Hass gegen die Niedrigkeit die Züge.

Zumal Humor deswegen eine so gute Waffe gegen sie ist, weil Rechte keinen Humor können. Wirklich nicht. Den können sie sich vielleicht von anderen abgucken, aber sonst? Richtig lustig finden‘s sie es nämlich nur, wenn es im Rudel gegen Schwächere geht oder gegen imaginierte Gegner, die sie sich zusammenphantasieren. Mein Credo war immer: Wenn sie es eines Tages schaffen, mir den Humor zu nehmen, die Fähigkeit, auch in der schlimmsten Lage noch einen blöden Witz zu reißen, dann haben die Arschlöcher gewonnen. Und das soll ihnen nicht gelingen. Es gilt Walter Moers' kluges Motto: Am Ende auf dem Schafott dem Henker ins Gesicht lachen - das ist unser Auftrag.

In diesem Sinne, die Top 5 für Januar:

Platz 5: Mein neuer spezieller Freund erklärt wieder das Universum und den ganzen Rest
Eine Frage habe ich aber doch noch: Ist 'mit Mayonaise geschwängert' so was wie 'mit dem Klammerbeutel gepudert'?

Platz 4: Karneval der Unkulturen
Ich kenne die Zusammenhänge nicht wirklich. Vielleicht begeht man im Belgischen Aalst Karneval anders als bei uns. Derlei Missgriffe kommen ja auch in den besten britischen Familien vor. Ich stelle das einfach mal ein. Des Befremdens wegen. Und für den Fall, dass wer mal UNESCO-Weltkulturerbe werden möchte.

Platz 3: Rassenkunde Anno 2019
"So was wie dich hätte man früher vergast." - das soll ein Lehrer im Rheinischen Hilden zu einem Schüler mit Migrationshintergrund gesagt haben. Im Unterricht. Vor Zeugen. Aha. Pardon, wie meinen? Ach so! Natürlich ist das verachtenswert und gehört sanktioniert, gar keine Frage. Nur ist es wirklich nichts Neues, dass vor einer deutschen Schulklasse ein Nazi steht, dem manchmal die braune Brühe zur Geräuschluke herausquillt. Solche Sprüche gehören seit 1945 zum Generalbass in hiesigen Klassenzimmern. Dort hießen auch schon mal Kinder von Widerstandskämpfern 'Verräterkinder'. Und das kam auch längst nicht nur von im Eilverfahren zu Pädagogen umgetopften WK2-Veteranen, die stundenlange Monologe darüber hielten, wie sobutz der Krieg im Osten gewonnen gewesen wäre, wenn man denn nur auf sie gehört hätte, und das man von dieser dummen Sache mit den Juden absolut nichts habe wissen können. Nein, bei uns auf der Schule dilettierte damals der junge Kaplan der benachbarten Katholischen Kirchengemeinde nebenbei als Religionslehrer. Der fromme Gottesmann pflegte im Unterricht zu thematisieren, Kinder von 'Asozialen' und uneheliche Kinder seien halt leider, leider ein "natürlicher Abschaum", den man, wenn das christliche Abendland nicht untergehen solle, wohl irgendwie werde separieren müssen von den übrigen Edelgewächsen.

Tweet des Monats: Vom Instrumentalisieren von Kindern. Merke: Wenn linksgrünversiffte Klimafaschisten einen Kinderchor nicht Genehmes singen lassen, dann ist das todesstrafwürdiges 'Instrumentalisieren von (unschuldigen) Kindern'. Wenn beim öffentlichen Unfuglabern hingegen ein Blag mit Armbinde und Schlandfahne deplatziert in der Weltgeschichte herumsteht, dann ist das...
... was ganz anderes vermutlich.

Platz 2: Abendlandsretter
In Dresden hat ein tapferer Widerstandskämpfer das Abendland gerettet, indem er einen vierjährigen Jungen mit Migrationshintergrund vom Dreirad geschubst hat. Da gehört schon was zu, denn man muss bedenken, dass er allein auf weiter Flur war und der Junge seine Mutter (31) als Verstärkung dabeihatte. In Sebnitz haben zwei Jugendliche einen muslimisches Mädchen angegriffen und dabei verletzt. Hier ist zu bedenken, dass das Mädchen bereits zwölf Jahre alt war und die mutige Aktion der beiden daher mit einem gewissen Risiko verbunden war. Der Applaus des gründlich hohlraumversiegelten und kernverrohten Publikums dürfte diesen Helden gewiss sein. Erwähnenswert auch der 72jährige in Porz, der sich, mit nichts als einer Pistole ausgerüstet, tapfer einem 20-jährigen Deutschen mit, wie es heißt, "osteuropäischem Migrationshintergrund" in Weg stellte. Fun fact: Der Wyatt Earp des Rheinlandes soll CDU-Politiker sein.

Platz 1 und Ronny des Monats geht an:

Die Gruppe 'Fridays gegen Altersarmut'
Wenn welche sich sich, in Anlehnung an 'Fridays for Future', 'Fridays for Irgendwas' nennen, dann ist spätestens seit der in Windeseile von der Spaßaktion zur Kotgrube mutierten Honkenparade 'Fridays für Hubraum' Vorsicht geboten. So auch jetzt bei einer weiteren Geisterbahn namens 'Fridays gegen Altersarmut'. Eigentlich ist es ja nix Neues, dass Rechte mit Kriminalitätshintergrund sich einen sozialen Anstrich geben und vorgeben, sich eines sozialen Missstandes anzunehmen (hier: Altersarmut), um neue Sympathisanten zu kobern. Preiswürdig ist hier, für wie bescheuert die einen inzwischen offenbar halten. Ach so: Müsste es, wenn man schon für sich in Anspruch nimmt, der englischen Sprache mächtig zu sein, nicht eigentlich 'Fridays against Altersarmut' heißen?


Und der monatliche Ehrenronny geht dieses Mal an...

... den Leipziger Polizeipräsidenten Torsten Schulze
In einem demokratischen Staat sind Beamte und Angehörige des Öffentlichen Dienstes Angestellte der Bevölkerung. Daher haben sie sich selbstverständlich kritischen Fragen aus der Bevölkerung in Bezug auf ihre Amtsführung zu stellen, auch wenn das sicher lästig ist. Das gilt auch für Polizeibeamte. Dass diese im Dienst höheren Risiken ausgesetzt sind als andere, verleiht ihnen keinerlei Sonderrechte. Wenn nun Saskia Esken als einzige die so berechtigte wie legitime Frage stellt, ob beim Polizeieinsatz während der Silvesternacht in Leipzig-Connewitz alles mit rechten Dingen zugegangen sei und man in Teilen der politischen Klasse allein schon die Frage unerhört findet, weil Polizisten quasi Helden des Alltags seien, es schon schwer genug hätten und man ihnen daher gefälligst nicht mit kritischer Fragerei in den Rücken zu fallen habe, dann stimmt was nicht. Der Dolchstoß lässt schön grüßen.

"Deutschland ist aber (noch) keine Diktatur, weshalb alle staatlichen Organe dem Volk gegenüber rechenschaftspflichtig sind. Damit die Polizei nicht in antidemokratische Bereiche abrutscht, in denen sie autonom und entfesselt vor sich hin eskaliert, muss jeder Schritt, den sie macht, jeder Tweet, den sie absetzt, jeder Griff zur Waffe akribisch und pingelig beobachtet werden. Das Benehmen eines jeden Polizisten hat juristisch tadellos zu sein. Diesen Anspruch darf jeder Demokrat in diesem Land seiner Polizei gegenüber äußern. […] Die Polizei hat kein Recht darauf, angebetet zu werden, nicht einmal, wenn in ihren Reihen jemand verletzt wurde." (Mely Kiyak, wie immer lesenswert)

Vollends anrüchig wird es, wenn der Preisträger dieses Monats sich drei Tage später zu Äußerungen hinreißen lässt wie der, die Vorkommnisse zu Silvester seien begangen worden "vonseiten von Linksextremisten, von Verbrechern, von Unmenschen.", ohne dass ein Gericht ein Urteil gefällt hat. Denn allein Gerichte entscheiden und haben zu entscheiden, wer eines Verbrechens schuldig, mithin ein Verbrecher ist und wer nicht.

Abgesehen davon, dass niemand ernsthaft als "Unmensch" bezeichnet werden sollte, erst recht nicht von einem Vertreter der staatlichen Exekutive, denn dann fehlt nur noch die Silbe 'ter' zum Schritt in die Barbarei, bietet dieses Interview einen erschreckenden Einblick, wie Anfang 2020 in diversen Amtsstuben, sicherheitsrelevanten dazu, so getickt wird.

Hätten Sie's gewusst? Schon 2016 offenbarte der öffentlich bestens besoldete Rainer Wendt seine Probleme mit der Gewaltenteilung, indem er sich "parlamentarische Klugscheißerei" verbat.








1 Kommentar:

  1. "Alle Rollstuhlfahrer im Saal mal aufstehen!"
    "Großer Penis, kann schnell laufen!" (Gemeint sind Schwarze)
    "Ich sehe da hinten nur einen weißen Pullover, ist der aus Baumwolle?" "Wer sie pflückt, darf sie auch tragen!" (Schwarze)
    "Heute ist Chris-Tall-Nacht!"

    Die kleine Pisswurst, die mit derartigem Alltagsrassimus Witze über Minderheiten macht, während sich das in seinen Vorurteilen bestätigte johlende Pedida-Publikum vor Begeisterung auf die Schenkel klopft, wird unter der Ägide von Herrn Buhrow durch alle Sender der ARD gereicht.

    Hier ein paar Beispiele aus den letzten Jahren:

    SWR 3 Comedy Festival 2018
    MDR Spasszone 2018
    WDR Das Vivaldi Experiment 2016
    hr Comedy Tower 2017
    ZDF Markus Lanz 2017
    SWR Die Pierre M. Krause Show – Latenight 2018
    WDR Nightwash 2017
    ZDF Volle Kanne 2018
    WDR Kölner Treff 2018
    NDR Ultra Dry 2017
    3Sat „Hölzerner Besen“ 2015
    WDR 1Life 2017
    NDR Tietjen und Bommes 2017
    ARD Wer weiss denn sowas 2017

    Zum Schluss bekam Christopher Nast alias Chri Tall auch noch die Auszeichnung Bambi verliehen.

    Sein Motto: Darf der das? Ja, er darf dass, genauso, wie ich es darf, ihn einen Rassisten zu nennen.

    Herr Buhrow hat anscheinend nichts dagegen, dass dieser Typ wie ein Shootingstar der Comedianszene unkritisch durch die ARD gereicht wird. Hauptsache "seit 5:45 Uhr wird zurückgelacht".

    AntwortenLöschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.