Donnerstag, 10. März 2022

Schmock des Monats - März 2022

 
Hiermit sei's gleich zu Beginn ventiliert: Die monatliche Ronny-Verleihung fällt dieses Mal aus. Das hat vor allem mit der Nachrichtenlage zu tun. Die Quellen, die ich üblicherweise zur Recherche heranziehe, haben, scheint's, geschlossen auf Kriegswirtschaft umgestellt und auch sonst ist - aus verständlichen Gründen übrigens - das Thema Ukraine derart dominant, dass der Aufwand, geeignete Kandidat/innen zusammenzuklauben, unverhältnismäßig hoch wäre. Glücklicherweise gibt es immer noch ein paar Aufrechte, die ihrer Chronistenpflicht nachkommen, und bei denen man sich entsprechend informieren kann, wenn man mag. Etwa in der wöchentlichen Rubrik 'Deutsches Haus' der 'jungle world':

Deutsches Haus Woche 9/2022
Deutsches Haus Woche 8/2022
Deutsches Haus Woche 7/2022
Deutsches Haus Woche 6/2022
Deutsches Haus Woche 5/2022

Dennoch möchte ich es mir nicht nehmen lassen, auch in diesem Monat einen Preis zu vergeben. Keinen Ronny des Monats, sondern den Schmock des Monats. Und der geht im Februar 2022 an:

Ex-Präsi Joachim Gauck (evangelisch)


Laudatio und Begründung:

Kaum wird es einmal ernst, kommen sie zuverlässig aus ihren Löchern, die Kinnmuskelspanner, Altesbrotkauer und Härteprediger. Gauck, der schon bei seiner Wahl ins höchste Staatsamt den Deutschen in toto ihre dekadente Genusssucht ins Stammbuch geschrieben hatte, konnte auch angesichts des Ukraine-Krieges nicht an sich halten, die Menschen im Lande auf karge Zeiten einzustellen. Wehe, wehe!

Kann man Kulturprotestantismus, liebe Gemeinde, schöner in Worte kleiden als er, Gauck, dies folgendermaßen getan hat:

"Wir können auch einmal frieren für die Freiheit. Und wir können auch einmal ein paar Jahre ertragen, dass wir weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben."

So geht’s zu im evangelischen Pfarrhaus: Abklemmen, darben und Verzicht als Mittel für und gegen alles. Dass es freilich ein Unterschied ist, ob man in der Position ist, aus freier Entscheidung heraus das Thermostat zu drosseln, sich in Decken zu hüllen und sich auch sonst Lebensfreude zu versagen, oder ob die Einkommensverhältnisse einen dazu zwingen, das erwähnte der fromme Wasserprediger freilich nicht. Ebenso wenig führte er aus, was Lebensglück und Lebensfreude genau bedeuten. Muss das Geld kosten? Wir wissen es nicht.

(Ebenso wenig kam zur Sprache, ob es nicht eventuell noch andere Mittel gäbe, den Energieverbrauch zu senken ohne zu frieren, etwa ein generelles Tempolimit auf Autobahnen und Landstraßen. Auch nicht, dass bei vielen Menschen pandemiebedingt bereits seit zwei Jahren teils erheblicher Verzicht an Lebensglück und Lebensfreude angesagt ist.)

Frösteln tut einen eh schon genug angesichts der brühwarmen Anrede "Wir", mit der da mal eben ein ganzes Volk, also auch ich, ohne Widerrede auf Schicksalsgemeinschaft getrimmt werden soll.

Ich mag aber nicht. Wenn ich helfe und teile (was ich übrigens gern tue), dann aus eigener Entscheidung, weil ich das möchte, und nicht, weil man mich mit moralisch-völkischem Druck dazu pressen will. Und so rufe ich dem frischgebackenen Preisträger zu: Sie werden es, Jockel, vielleicht nicht verstehen und erst recht nicht gutheißen, aber: Das Leben ist zu kurz für stilles Wasser, Knäckebrot und ungesalzene Butter. 






8 Kommentare:

  1. Für mich war auch überraschend, dass Gauck plötzlich so klang wie die Umweltaktivisten in den letzten Jahren. Verzichten ist angesagt. Egal, weshalb. Hauptsache, man ist nicht selbst getroffen.

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  2. Zum Glück geht die Heizperiode gerade zu Ende. In der Sonne waren es heute 18 Grad auf meiner Terrasse. Inzwischen bin ich auch richtig begeistert, dass ich 1994 das Auto abgeschafft habe.

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    1. du lebst halt mit umsicht und bist schlau. und andere tun so, als ginge die welt bei geforderten tempo 130 auf der autobahn unter. ich würde schon die motoren so bauen, dass niemand rasen kann, und autofreie sonntage sowieso einführen.

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  3. Dazu verlinke ich mal auf Die Akte Gazck", ein Dokument der faschistischen und antikommunistischen Sozialisierung dieser Person.

    https://doczz.net/doc/5920497/akte-gauck

    Horst Schulte: Da muss ich Ihnen widersprechen. FFF predigt keinen Verzicht, sondern Tempolimit, Ende der Massentierhaltung, früher Ausstieg aus der Braunkohle und Güterverekehr auf die Schine.

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  4. Siewurdengelesen11. März 2022 um 10:31

    Dieselben Phrasen hat ein gewisser Sarrazin den Betroffenen der Sozialpolitik seiner eigenen Partei in ein Buch geschrieben. Wieder andere haben genau ausgerechnet, wie problemlos man sich mit dem ALGII-Satz ausgewogen und ausreichend ernähren kann.

    Der Hintergrund ist überall derselbe, wenn solche neoliberalen A....löcher unter ihren Steinen hervorkriechen und so etwas herumtröten. Dann waren die einfach nur zu faul, zu doof oder nicht egoistisch genug, die es nicht geschafft haben. Beim Gauck´schen Begriff von Freiheit und der Ansage, im Interesse derselbigen möge doch ein Volk den Gürtel enger schnallen, fällt mir noch ganz Anderes ein. Georg Kreislers "Meine Freiheit, deine Freiheit" ist da noch das Harmloseste und passt trotzdem wie Arsch auf Eimer.

    Neben russischem Großmachtdenken und Putins Egomanie sind das auch Gründe für diesen Krieg, aber auf Ersteres projiziert sich´s halt leichter. Und Gauck hatte beim Anblick strammen Militärs schon immer feuchte Knie. Wenn er noch Pfarrer oder Bundesbrezel wäre, dann würde er lieber gestern als heute die Waffen segnen und einmarschieren (lassen).

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  5. ... auweia,
    da bricht sich hier aber die "woke community" die Bahn.
    Ich kann einer Aussage — singemäß: wird 'n bisschenkälter in der Bude und die kurzen Strecken sollten wir zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren." nix verwerfliches sehen — eher intelligente Weitsicht. Mannmannmann.

    Gruß
    Jens

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    1. recht hast du, und gegen pullover statt t-shirt im winter in der wohnung kann auch niemand sein. ich bin noch mit winter- und sommerkleidung aufgewachsen, winterkleidung nicht aus plastik.

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  6. ist immer wieder schön, wenn Leute von Verzicht predigen, die nie in ihrem Leben verzichten mussten. Er soll mal einer alleinstehenden Mutter erklären, wo sie sich noch einschränken soll. Oder der Rentner, der immer hart gearbeitet hat, sich aber die nächste Mieterhöhung nicht leisten kann. Oder dem jungen Ehepaar, dass sich endlich den Traum von Kind erfüllt und dann vor dem Nichts steht, weil der Mann nach Corona nicht mehr arbeiten kann. Seid Jahren schränke ich mich immer weiter ein, damit ich die Lebenshaltungskosten noch wuppen kann. Urlaub, auch vor Corona schon Utopie, mein Luxus dieses Jahr eine neue Winterjacke von E bay, gebaucht gekauft. Frieren tue ich seid Jahren im Winter, denn eine Gasnachzahlung wäre eh mein schlimmster Albtraum.

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