Dienstag, 5. April 2022

Verwechselt

 
"Rugby is a game for barbarians played by gentlemen, football is a game for gentlemen played by barbarians." (Oscar Wilde)

Zum Fußball. Ein russischer Sender hat die Übertragung des Spiels Borussia Dortmunds gegen RB Leipzig abgebrochen, als pro-ukrainische Botschaften im Stadion zu sehen waren. Muss eine lupenreine Demokratie so was nicht aushalten? Wie Berlin einen Autokorso russischnationaler Trötemänner aushalten muss? Oder muss man das irgendwie verstehen, wenn eine Stolze Große NationTM über Jahrzehnte vom Westen und der NATO belogen, betrogen und hintergangen wurde?

Egal, ich wollte eh auf was anderes hinaus.

Zu den Dingen, die den Fußballsport so faszinierend machen vermögen, gehört das Konzept des Fair play. Das bedeutet nicht nur, sich an das Regelwerk zu halten, sondern auch: Alle Beteiligten arbeiten daran mit, dass die Regeln eingehalten werden, und sei es zum eigenen Nachteil. So wurde Miroslav Klose 2012 in Italien mit einem Fairplay-Preis ausgezeichnet. Er hatte den Schiedsrichter darauf hingewiesen, dass bei einem Tor seine Hand im Spiel war, das Tor wurde aberkannt. Schon 2003 hatte er, damals bei Werder Bremen, den Schiedsrichter gebeten, einen ungerechtfertigten Elfmeter nicht zu geben.

So sollte es sein. Dass es oft nicht so ist, sondern meist nur mehr gnadenlos zum eigenen Vorteil agiert wird, entwertet das Konzept des Fair play ja nicht bzw. macht es nicht schlechter. Ist ein bisschen wie in der Politik: Dass Dinge wie Menschenrechte, demokratische Werte und Rechtsstaatlichkeit auch im Westen oft genug unter die Räder kommen oder zu bloßen Leerformeln vernudelt sind, ist leider zutreffend und gewiss schändlich. Daraus aber zu folgern, das alles hätte keinen Wert mehr und es lohne eh nicht, dafür einzustehen, ist Blödsinn.

Zurück zum Fußball. Da gilt die Regel: Mehr als elf Spieler pro Mannschaft, zehn Spieler plus ein Torwart, sind nicht erlaubt auf dem Platz. Ein zwölfter Spieler auf dem Feld ist also ein klarer Regelverstoß, egal warum und wie lange. Eine Regel, gegen die der FC Bayern München im Spiel gegen den SC Freiburg jetzt verstoßen hat. Wenn das infolge eines Fehlers eines Schiedsrichters oder anderen DFB-Offiziellen geschieht, entspräche es dem Geist des o.g. Fair play, den Offiziellen ggf. darauf aufmerksam zu machen. Das macht Ausreden wie: "Meine Güte, es waren doch bloß ein paar Sekunden, da hatte niemand einen Vorteil von.", oder: "Da hätten die Schiedsrichter halt besser aufpassen müssen." nichtig.

Ansonsten werden Wechselfehler übrigens durchaus geahndet: In der ersten Runde des heurigen DFB-Pokals wechselte Wolfsburgs Trainer van Bommel in der Partie gegen Preußen Münster beim Stand von 3 : 1 in der Verlängerung einen dritten Spieler ein, obwohl nur zwei Einwechslungen in der Verlängerung erlaubt waren (angeblich sollen die Wolfsburger den vierten Offiziellen zuvor gefragt haben, ob noch ein Wechsel erlaubt sei). Münster protestierte, es wurde seitens des DFB-Sportgerichts stattgegeben und das Spiel nachträglich mit 2 : 0 für Münster gewertet.

Ich sehe nicht den geringsten Grund, warum der FC Bayern München anders behandelt werden sollte. Zumal der DFB sich dem Fairplay-Gedanken ausdrücklich verpflichtet sieht. Ferner kann man darauf hinweisen, dass eine nachträglich durch den DFB verhängte Niederlage die Meisterschaftschancen des Abomeisters angesichts des satten Vorsprungs, mit dem sie die Tabelle anführen, kaum schmälern würde (obwohl das keine Rolle spielen dürfte). 






1 Kommentar:

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