Samstag, 17. September 2022

Hund und Katz'

 
Was ist der Unterschied zwischen Katzen und Hunden, abgesehen von offensichtlichen physiologischen Differenzen? Katzen müssen immer alles dürfen, Hunde müssen gefälligst sozialisiert sein. Der Halter eines Hundes, der sich eins von Nachbars Kaninchen schnappt, bekommt ein Problem, schlimmstenfalls kriegt die Justiz Arbeit. Katzenfans hingegen verbitten sich oft empört jegliche Einmischung, wenn es heißt, die Viecher killten jedes Jahr Millionen von Singvögeln und anderes Kleingetier, oder sie reden das Problem zur Bagatelle klein.

"Bei keinem anderen Haustier würde man akzeptieren, dass es in den eigenen Garten kommt und dort Vögel, Reptilien und kleinere Säugetiere tötet. Aber bei Katzen soll man das tolerieren." (Daniel Lingenhöhl)

Mir geht dieser Katzenkult jedenfalls gewaltig auf die Eier. Ich bin schon froh, dass meine engere Verwandte W., auch so eine Katzentante, mir nicht mehr diese kitschigen Katzen-Memes schickt, in denen die Viecher bestenfalls halbironisch als höhere Wesen, als Göttinnen und wahre Herrscher der Welt abgefeiert werden. Es wäre vielleicht interessant, Akif Pirinçcis über dreißig Jahre alten Katzenkrimi ‚Felidae‘ noch einmal zu lesen im Hinblick auf die Frage, ob man damals vielleicht schon hätte ahnen können. Aber dafür ist meine Zeit dann doch zu schade.

"[In] der Feier von Katzen-Memes und sog. Flausch-Content wird universelles Wohlbehagen eingefordert: Gleich, was die Nachrichtenlage besagt, gleich, ob einer links ist oder rechts: Katzen sind ja wohl total niedlich, oder! Wer nicht mittun will bei der kollektiven Feier von Fotos im Zweifel gemarterter, elend und begrifflos ihrer Instinktwelt entrissener Wesen, Spielball der Launen ihrer Halter, gilt als Unmensch, als nicht zu Mitgefühl und Empathie fähig." (Leo Fischer)

Katzen sind nachtaktive, oft einzelgängerische Raubtiere, die 18 bis 20 Stunden am Tag schlafen und sich bestenfalls Menschen so konditioniert haben, dass sie ihnen den Arsch nachtragen. Mehr nicht. Dass Hunde und Katzen Raubtiere sind, scheint für einige Halter offenbar immer noch eine echte Neuigkeit zu sein. Der Hundetrainer Martin Rütter erzählte mal, wie er das einer Hundehalterin beizubringen versuchte, deren Wauwau beim Gassigehen immer wieder wieder diversem jagdbarem Niederwild hinterherging. Die meinte, das mit dem Raubtier könne nicht sein, das Tier bekäme schließlich nur Trockenfutter.

Werden Hunde nicht professionell als Gebrauchs-, Dienst oder Jagdhunde geführt, dann kann es passieren, dass  ihre Halter diverse Sehnsüchte in sie hineinprojizieren. Einige leben ihre autoritären Affekte aus, indem sie ihre Vierbeiner stumpf auf Gehorsam drillen. Andere vermeinen in deren Verhalten etwas zu finden, das sie bei Menschen vermissen. Und so steigern sich einige extreme Hundehalter in eine übersteigerte Tierliebe und einen mindestens so starken Menschenhass hinein.

Vermenschlichung jedenfalls ist oft im Spiel. Etwa wenn welche im Verhalten ihres Hundes Freundschaft und Liebe zu erkennen meinen, wo bloß Rudelverhalten ist. Ich kann mich noch erinnern, wie entsetzt und enttäuscht eine frühere Nachbarin war, die krankheitsbedingt ihren Bobtail schweren Herzens an eine Familie hatte abgeben müssen. Als sie ihr geliebtes Tier nach einiger Zeit in dessen neuer Heimat besuchte, bedachte es sie mit freundlichem Desinteressse.

Bei Katzen wirkt es zuweilen so, als müssten sie stellvertretend jene Freiheit, Eigenständigkeit und Unabhängigkeit leben, die ihren Halter/innen mit ihren durchgetakteten 38,5-Stunden-Wochen längst abhanden gekommen ist und allenfalls noch für drei Wochen im Sommer als Ahnung existiert.

Und so kann man sich den Aufschrei von Katzenfreunden vorstellen, der losbrach, als der Baden-Württembergische Rhein-Neckar-Kreis für Juli und August ein Ausgehverbot für Katzen verhängte. Es ging um den Schutz der Haubenlerche. Freigängerkatzen hatten die seltene bodenbrütenden Vögel bis auf drei Brutpaare fast restlos ausgerottet.

In Australien ist man schon weiter. Ausgebüxte und streunende Katzen stellen für die dortige Fauna, in der viele Kleintiere keine Abwehr- und Fluchtreflexe gegen die eingeschleppten Minitiger haben, ein echtes Problem dar. Also werden dort streunende Katzen im Auftrag der Regierung kurzerhand vergiftet.







12 Kommentare:

  1. australien anfang/mitte 90ger, ich mit partner in irgendeinem nationalpark zum campen; kurze einführung der neuankömmlinge durch den parkranger; was man so alles lassen sollte, notfallverhalten, umgehen mit unerwarteter grosstier-begegnung usw...irgendwann kam auch das thema "freigänger-katze" aus der runde, worauf der ranger erstmal einen detailierten vortrag hielt, der in folgendendem ratschlag gipfelte; "got a cat? kill it!". gelächter im publikum; er: "no, Im not kidding! KILL IT!"

    AntwortenLöschen
  2. ...
    https://www.welt.de/wirtschaft/article143452609/Subventionierte-Kotbeutel-gegen-Milliarden-Haufen.html

    ... laut Statistik sind das die Hinterlassenschaften von 10,3 Mio Hunden — die Menge Katzenkacke der 16 Mio Katzen dürfte bei 2 x Kacken pro Tag etwas geringer sein ...
    Mir tun viele (Haus)-Tiere einfach nur leid...

    Gruß
    Jens

    AntwortenLöschen
  3. Wenn man das liest, dann ist es wohl wieder legitim, junge Katzen zu ertränken, weil man zu blöd war, den Kater kastrieren zu lassen. Sind ja nur Tiere, also weg damit. Einer Freundin wurde die Familienmiez mit einer Eisenstange erschlagen und die Augen ausgestochen - aber ist ja ok, war ja nur 'ne Scheiß-Katze... Dieser Beitrag dürfte so manchem Katzenquäler echt Auftrieb geben...
    Australien war es doch auch, wo vor Jahren die Dingos (die vor den Einwanderern da waren) dezimiert wurden - und dann durchaus verdient eine Kanichenplage aufkam, weil der Hauptbeutegreifer ausfiel.
    Und wenn man denn schon das Ausgehverbot für Katzen erwähnt, dann schon richtig - das war in Walldorf und dauerte nicht etwa von Juli bis August, sondern von April bis August und konnte etwas früher aufgehoben werden, da sich die Jungvögel der drei Brutpaare sehr gut entwickelt hatten und die Vögel ziehen wollten. Wer allerdings einen genervten Freigänger zuhause sitzen hatte, für den war das sicher kein Spaß.

    AntwortenLöschen
  4. Raub ist ein von Menschen erfundener kriminologischer Begriff, der
    eine Straftat definiert und auf das Beute- und Fressverhalten von Tieren nicht anzuwenden ist. Hunde und Katzen sind Fleischfresser, Adler und Milane sind Greifvögel. Nur mal so als Ergänzung zum Sprachgebrauch.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Schön, dann nennen wir sie halt 'Prädatoren' oder 'Episite'. Ändert das was an den Tatsachen? Nein. Nur mal so als Ergänzung zum Hirngebrauch.

      Löschen
  5. Lieber Herr Rose,gaaaanz gefährliches Thema^^ Vorab,wer mal gesehen hat wie ein Hund ein Reh in den Stacheldraht gehetzt hat,der wird auch mit hunden so sein problem haben.Aber es sind nicht die Tiere,sondern auch hier der mensch.Wer unkontrolliert sich Katze und Hund vermehren lässt,der trägt auch zum Katzen und Hundeelend bei.Katzen und Hunde gehören kastriert,so einfach ist das.Das Ökosystem der Bodenbrüter ist nicht nur durch Katzen bedroht, sondern auch durch den immer kleiner werdenen Brutraum....und dann gibt es noch so niedliche Tierchen namens Waschbär....gegen diesen Allesfresser ist jede Katze ein Engel.Aber wie gesagt,DER MENSCH IST DAS SCHLIMMSTE TIER AUF ERDEN

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Gefährliches Thema? Cool, dann kommt hier Stimmung in die Bude...
      Es ist gewiss nicht schön, wenn ein Hund ein armes Bambi in den Stacheldraht hetzt, und ich will das auch nicht schönreden, aber der Halter wird sich, wenn er erwischt, dafür verantworten müssen. Halter von Katzen verbitten sich das gern mal empört.

      Löschen
  6. ich finde es immer wieder erstaunlich ,mit welchen großen Aufwand für ein paar ^^Tierchen ^^ Schutz betrieben wird, zugleich aber im Namen der Wirtschaft ganze Ökosysteme zerstört werden, beziehungsweise damit liebgeäugelt wird...Thema Fracking, Gasförderung im Wattenmeer(der Kinderstube von allen Meeresbewohnern)Schleppnetz fischen und das damit verbundene qualvolle Sterben vieler Arten in kaputten Netzen oder die Nummer 1 beim Vogeltod:Die Fensterscheibe.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Sehr schönes Beispiel für Whataboutism lieferst Du hier.

      Vögel mit gebrochenem Genick findet man öfter vor Fenstern und Glasfassaden, wie solche Vogelfallen allerdings konkret die Küken der erwähnten durch Katzen bedrohten Bodenbrüter gefährden sollen erschließt sich mir nicht.

      Löschen
  7. @anonym 10.20 Uhr - Hunde sind Allesfresser, sie sind nicht zwingend auf Fleisch angewiesen, Katzen aber sind reine Fleischfresser. Einen Hund könnte man also vegetarisch bis vegan ernähren, eine Katze aber nicht.

    AntwortenLöschen
  8. Hallo Stefan,
    schönes Thema. Abschuss und Köder für streunende Katzen finde ich gut und diese Katzenmenschen gehen mir auch auf die Eier.
    Mindestens genauso nerven mich aber die Hundebesitzer die einen anmotzen oder sogar bedrohen, wenn man sie bittet Ihren Chico an die Leine zu nehmen oder wenigsten vom Kinderwagen zurückzurufen. Im Gegensatz zu Katzen sind diese Tölen nicht nur für Tiere eine Gefahr.

    Ich möchte es also gern erweitert wissen: Abschuss und Giftköder für streunende Katzen und freilaufende Hunde!

    (Natürlich können die Viecher nichts dafür, sondern es sind jeweils die Halter verantwortlich. Bei denen setzt nach den ersten Abschüssen/Köderfunden hoffentlich ein Lerneffekt ein, sofern sie kognitiv dazu in der Lage sind.)

    AntwortenLöschen

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zu. Zu statistischen Zwecken und um Missbrauch zu verhindern, speichert diese Webseite Name, E-Mail, Kommentar sowie IP-Adresse und Timestamp des Kommentars. Der Kommentar lässt sich später jederzeit wieder löschen. Näheres dazu ist unter 'Datenschutzerklärung' nachzulesen. Darüber hinaus gelten die Datenschutzbestimmungen von Google LLC.