Sonntag, 24. September 2023

Jenseits der Blogroll - 09/2023


Die Links und Fundstücke des Monats. In letzter Zeit fühlte man sich ja als nördlich des Weißwurstäquators Siedelnder ein wenig in die Vergangenheit versetzt. Als es noch durchaus salonfähig war, Witze zu machen über retardierte bayerische Bazis und Dörfler. Kennen se den? Wie sind die Bayern entstanden? Bevor Hannibal über die Alpen zog, sagte er: "Fuß- und Geschlechtskranke liiinks um!" Huhu, was haben wir gelacht! Dennoch, in der Causa Aiwanger war ein Anflug dieses Gefühls wieder da, diese Ahnung, dass 'Mia san mia!' eben nicht nur eine leere Floskel ist. Was mitunter in fast schmerzhaftem Kontrast steht zu der oft herrlichen Landschaft und dem großen sozialen Engagement, wie es etwa während der Flüchtlingskrise 2015 zu sehen war.

Politik. Ambros Waibel mit einem Überblick über die braune Tradition zwischen Main und Alpen.

Frank Stauss blickt auf die Bundestagswahl 2021 zurück: Regierung ohne Auftrag – Wahl ohne Ambitionen.

"In über 16 Jahren hatten die Deutschen gelernt, dass sie am besten damit fahren, wenn der Fortschritt eine Schnecke ist und die Politik nicht weiter stört. [...] Das Volk ist beschäftigt (Arbeit, Beziehung, Kita, Chef, Wäsche, Kinder, Geld, Hund) und möchte in Ruhe gelassen werden. Das ist ebenso verständlich wie gesellschaftlich ambitionslos. Nun ist Ambitionslosigkeit per se ja nichts Schlechtes. Sie führt nur zu nichts und lädt befreundete wie nicht befreundete Nationen dazu ein, vorbeizuziehen." (Stauss, a.a.O.)

Und in Puncto "vorbeiziehen" spricht Michael Herl mir mal wieder aus der Seele. Ich sags ja: Mut zum Mittelmaß!

Deniz Yücel: Warum die BRICS-Staaten (noch) keine Konkurrenz zum Westen sind.

Georg Seeßlen zum Ersten: Nationalsoziale Wiedervereinigung.

Seeßlen zum Zweiten: Italien als Lehrstück. Lesen und gruseln.

Rainer Nikowitz übt sich in Moskauderwelsch.

Hannes Stein hat ein paar Tipps für die deutschen Volksgenossen parat.

Die Literaturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen, die auch in den USA lehrte, im Interview über aktuelle Entwicklungen an den Unis.

"Diese Debatten um den Kanon, um Diversity und das, was jetzt unter dem Schlagwort »woke« läuft, das mittlerweile etwas ganz anderes bedeutet, als ursprünglich damit gemeint war: Natürlich geht das von den Studierenden aus, aber das heisst, von den Studierenden und deren Eltern. Und das hängt jeweils sehr davon ab, wie die Universitäten das auf der Leitungsebene einschätzen. Wenn sie kein Geld damit machen würden, würden sie gar nicht darauf eingehen. In gewisser Weise hat das mit Marktbedürfnissen zu tun, sonst würden solche Dinge niemals durchgesetzt." (Bronfen, a.a.O.)


Und wieder einmal gilt: It’s the economy, stupid! Oder anders: Das kommt eben dabei heraus, wenn man Universitäten zu Dienstleistern, Studierende zu Kunden und Bildung zur Ware macht.

Kultur/Gesellschaft/Föjetong. Warum Lea Roth ihre Waldorfschule irgendwann nicht mehr ertrug.

Friedrich Küppersbusch mit einer Liebeserklärung an die Sendung 'Bares für Rares'.

Heike-Melba Fendel erinnert an die großartige Bridget Fonda, die mitverantwortlich ist für die "unterspannteste Sex-Szene" der Filmgeschichte (in Tarantinos 'Jackie Brown') und die vor zirka zwanzig Jahren aus dem Hollywood-System ausgestiegen ist.

Onkel Michael erläutert uns das mit den Ariern noch mal. Ein stinknormales, sympathisches Völkchen irgendwo im Mittleren Osten, das leider das Pech hatte, vor zirka 150 Jahren zum Sehnsuchtsobjekt der damals gerade in Mode kommenden Rassentheoretiker zu werden.

Musik. Karl Gerhard Haas blickt zurück auf 60 Jahre Kompaktkassette.

Ein Experte klärt auf, was die japanische Anime-Serie 'Captain Future' von 1978 so besonders macht und wie brutal das ZDF sie damals verstümmelt hat. Er versäumt aber auch nicht, Christian Bruhns funkigen Soundtrack für die deutsche Fassung als das Meisterwerk zu rühmen, das es ist. Hey, warum hat man damals eigentlich nicht die japanische Originalmusik verwendet? Weil die Serie mit nur einer Tonspur produziert worden war, die sowohl Sprache als auch Musik enthielt. Beim Synchronisieren musste also auch Musik neu eingespielt werden. Wieder was gelernt. Musik ab.


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Sport. Judas! Judas! Judas! Ein Überblick über die schlimmsten Vereinsverräter der Bundesligageschichte.

Ulli Hannemann über das unentspannte Verhältnis der Deutschen zu ihrer Fußball-Nationalmannschaft.

Essen/Trinken/gut leben. Volkan Agar über Pausenbrote und sozialen Status sowie Tauschwerte auf den Schulhöfen seiner Jugend.

Vor Jahren hat der Maschinist mal einen von Dr. Oetker verbrochenen Irrtum namens 'Pizzaburger' getestet. Der Mann ekelt sich wirklich vor gar nichts. Leider gibt es eine schlechte Nachricht für alle, die nach der Lektüre unbändige Lust verspüren, den nächsten Supermarkt zu entern und so ein Moped zu kaufen: Der Bielefelder Backpulvermagnat hat den Pizzaburger inzwischen aus dem Programm genommen. 
 
Kauft euch eine Spätzlepresse! Verfügt Herr Klink. Der muss es wissen.

Kevin Rechner über die Kardinalschnitte, eine vor 90 Jahren erfundene Süßspeise, die angeblich was mit Austrofaschismus zu tun hat, weil Engelbert Dollfuß sie mochte. Nun denn. Soll ja auch Dödel geben, die jedes Jahr am 20. April so demonstrativ wie mutig Eiernockerl mit Salat futtern und im Netz damit angeben.

Das Rezept. Was ganz einfaches diesmal. Spiegelei. ("Waaas? Ein Rezept für Spiegelei? Was kommt als nächstes? Ein Rezept für Butterbrot???") Nur ist das leider doch nicht so einfach. Die Spanne zwischen "Ich hau mir mal eben ein paar Eier in die Pfanne!" und einem perfekten Spiegelei ist größer als man denkt. Letzteres hat zudem nichts mehr gemein mit jenem Notessen, das noch der ärgste Kochleghasteniker irgendwie zusammenbekommt, sondern ist mehr eine Wissenschaft. Paolo Parisi beherrscht sie und behauptet von sich, das beste Spiegelei der Welt zu machen. Nun ist das nicht ganz einfach. Wer hat schon einen holzkohlebefeuerten Herd, auf dem er schwere Gusseisenpfannen auf 1000 Grad erhitzen kann. Auch das Gemache mit Parmesan und Olivenöl finde ich fragwürdig. Man kann da über alles diskutieren, eines aber sollte als Erkenntnisgewinn stehen bleiben: Es gibt absolut keinen Ersatz für Eier von glücklichen Hühnern und dafür, sich beim Spiegeleierbraten ausreichend Zeit zu nehmen.








2 Kommentare:

  1. Danke für den enormen Input! Gibt es auch die Zeit dazu?

    ;-)

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    1. Gern doch. Das mit der Zeit ist aber nicht mein Problem... ;-)

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