Montag, 6. November 2023

Manni, feste! (2)

 
Mit der Zuverlässigkeit eines Schweizer Uhrwerks kommt sie alle paar Jahre wieder nach oben geblubbert: Die Leitkulturdebatte. Jetzt hat Deutschlands Meistverkaufte ein 'Manifest für Deutschland' (nein, ich verlinke immer noch nicht direkt auf dieses Blatt) verbraten, das in nicht weniger als 50 Regeln klarstellen soll, was es heißt, ein guter Deutscher zu sein. Weil's doch gerade wieder so schlimm steht ums Vaterland. Sollte da eventuell der Eindruck entstehen, man wolle damit nur Migranten in Hausmeister-Manier Mores lehren, dann ist das gar nicht wahr und bloß linke Hysterie und Hetze.

Und obwohl die Kolleg:innen von der 'heute-Show' noch eine Nummer 51 drangehängt haben, finde ich, dass da immer noch eine ganze Menge fehlt. Also, warum verstockten undeutschen Kuffnucken nur 50 Gebote des Deutschseins reinschrauben und nicht, sagen wir... 75?

52. Wir spielen gern Doppelkopf, aber immer ohne Pflichtsolo, dafür mit Bockrunde, Fuchsjagd und Charly Müller. Wem das nicht passt, kann ja wieder gehen.  

53. Wenn wir rülpsen, tun wir das laut und vernehmlich, heben dann binnen einer Nanosekunde den Daumen an die Stirn und sagen: "Schuuulz!"

54. Wir achten aufeinander. Wenn wir Weißbier trinken, teilen wir den anderen stets mit, dass man Frauen und Bier grundsätzlich unten stößt.

55. Apropos anstoßen: Wir erinnern die anderen immer daran, dass wir uns beim Zuprosten in die Augen sehen, denn sonst hieße das sieben Jahre schlechter Sex.

56. Wenn jemand niest, sagen wir: "Schönheit! Gesund bist du ja schon!", bei Husten (mit Auswurf: "Stück Brot dazu?".

57. In Deutschland halten wir uns an die gesetzlichen Ruhezeiten. Zwischen 13:00 Uhr und 15:00 Uhr sowie ab 22:00 Uhr hat überall Totenstille zu herrschen. Sonst setzt es was. (Ausnahmen: alle Aktivitäten, die dem Wirtschaftsstandort DeutschlandTM dienen.)

58. Wir legen Wert auf ein friedliches Zusammenleben. Wenn wir messen, dass ein Nachbar um 22:01 um 0,5 Dezibel zu laute Musik hört, rufen wir sofort die Polizei. Rufen unsere Nachbarn die Polizei, wenn wir Musik hören, beschweren wir uns über Spießer.

59. Zwar achten und ehren wir natürlich alle Herkünfte, Geschlechter/Gender, sexuellen Orientierungen etc., wenn aber Deutsche unter sich sind, ist das etwas anderes.

60. Wir sehen alles nicht so eng. Wenn uns ein Darmwind entfährt, machen wir gern einen heiteren Spruch wie: "Körperbeherrschung! Ich hätte jetzt auch kotzen können.", oder: "Wenns Arscherl brummt, ist's Herzerl g'sund!" Passiert jemand anderem das: "Immer raus damit, was keine Miete zahlt!"

61. Wir sind fleißig. Die Nutzung eines ICE der Deutschen Bahn ohne Begleitung ist nur mit einem Laptop auf dem Schoß gestattet.

62. Wir sind gesellig. Wenn wir in froher Runde im ICE unterwegs sind, sorgen wir dafür, dass der ganze Waggon Anteil hat an unserem Frohsinn.

63. Wir sind stolz auf unseren Gemeinsinn. Wer beim Einkaufen versäumt, einen Warentrenner auf dem Kassenband hinter seine Einkäufe zu platzieren, spielt mit seinem Aufenthaltsstatus.

64. Draußen nur Kännchen!

65. Zahnpastatuben drücken wir niemals in der Mitte aus.

66. In 'sozialen' Netzwerken sind Respekt und Wertschätzung selbstverständlich (außer, wenn besorgte Bürger ihren berechtigten Sorgen und Nöten Ausdruck verleihen).

67. Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Kinder nicht.

68. Beim Essen gehören beide Hände auf den Tisch! Wie oft sollen wir das noch...?

69. Wir geben uns zwar gern die Hand, aber nur das schöne Händchen, ja? Wem das nicht passt, fängt eine und kann Deutschland gern wieder verlassen.

70. Wir halten unsere Straßen, Plätze und Parkanlagen sauber und verlassen alles stets so, wie wir es vorgefunden haben.

71. Wo ist meine Brille, verdammt noch mal?

72. Wir achten und ehren Bildung und Kultur, sind stolz auf unsere Dichter und Denker. Wem da außer Goethe und Schiller, den beiden ollen Flitzpiepen, nix einfällt, kann uns mal kreuzweise.

73. Deutschland ist ein Rechtsstaat. Jeder ohne Ausnahme kann hier seine Rechte vor unabhängigen Gerichten durchsetzen und kann ein faires Urteil erwarten. (Ein paar Mille auf dem Konto helfen aber ungemein.)

74. Freundlichkeit wird überschätzt. Wir sind authentisch und direkt und sagen uns ins Gesicht, was wir vom andren halten. Wem das nicht gefällt, hat eben Pech gehabt.

75. Die drei wichtigsten Sätze eines deutschen Hausmeisters:
  • "Das Fahrrad muss da weg!"
  • "Ruhe! Mittagszeit!"
  • "Das Fußballspielen auf dem Hof ist verboten!"

Wie, das letzte ist bloß ein blödes Klischee? Freundchen, ich geb dir gleich Klischee...







3 Kommentare:

  1. "jedes Ding an seinem Ort
    erspart viel Zeit und böses Wort"

    "was Hänschen nicht lernt,
    lernt Hans nimmermehr"

    "Kehrwoche"

    Gruß
    Jens

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  2. 76. Das TM-Zeichen in „Deutschland™“ muss nach oben!

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