Dienstag, 27. August 2024

Fakten, Angst, Humor


Man kann nur mehr schlecht umhin, der AfD zu gratulieren, wenn auch widerstrebend. Sie schafft es inzwischen locker, Politik und Medien nach Belieben vor sich herzutreiben, ihre Rhetorik dominiert den politischen Diskurs. Alle Parteien, mit Ausnahme der so gut wie irrelevanten Linken, sind mangels Rückgrat, aus taktischem Kalkül oder aus Angst vor dem Pöbel größtenteils bereit, "unkontrollierte Migration" als Problem Nummer eins und deren weitestgehende Begrenzung als wichtigste Aufgabe auszugeben.

"Keine Grausamkeit scheint undenkbar, keine Gemeinheit wird ausgelassen. Für Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan will man auch mit sonst geächteten Regierungen zusammenarbeiten, auch für die Grünen ist die Anerkennung der in Afghanistan herrschenden Mädchenschänderbande nicht undenkbar. Die SPD-Innenministerin beschließt eine Art erweiterter Vaterschaftskontrolle für »gemischte« Paare, denn es gibt inzwischen auch für Sozialdemokrat*innen einen Unterschied zwischen deutschen und undeutschen Vätern. [...] Quer durch alle Parteien hindurch geht der Traum des rechtsextremen Ideologen Martin Sellner in Erfüllung: Jedes politische Problem wird als Migrationsproblem behandelt, für jedes Problem werden Geflüchtete verantwortlich gemacht." (Leo Fischer)


Erstaunlich nebenbei, was alles möglich ist in einem besetzten US-'Vasallenstaat', der doch, so die rechte Gebetsmühle, von außen durch 'globalistische Eliten' fremdgesteuert wird und in dem die kleinste Meinungsabweichung vom linksgrünen Mainstream sofort mit Verfolgung und Zensur geahndet wird.

Aber was sind schon Fakten? Dass es verfassungsrechtlich nicht möglich ist, Menschen qua Herkunft Menschenrechte zu verweigern? Nicht so wichtig. Dass es zu den obersten Prinzipien unseres vielbeschworenen Rechtsstaates gehört, jeden Einzelfall individuell zu behandeln und Sippenhaft nicht existiert? Dem Schnauzevollmichel doch egal, solange es ihn nicht betrifft. Dass politischer Wille und politische Entscheidungen das eine sind, die Möglichkeiten, diese auch umzusetzen, etwas völlig anderes? Egal. Denn ohne eine funktionierende, personell und materiell entsprechend ausgestattete Verwaltung und Administration kann die Politik entscheiden, was sie will, es wird nicht umgesetzt werden. Dass wir einen seit vielen Jahren kaputtgesparten, somit unterbesetzten öffentlichen Dienst haben, der nur mehr rudimentär in der Lage ist, politische Vorgaben auch umzusetzen? Gähn.

Wie an vielen anderen Stellen auch, würde es mehr als ausreichen, wenn die geltenden, ohnehin schon heftigen Gesetze einigermaßen konsequent und zeitnah angewandt würden. Wenn Asylverfahren zügig bearbeitet und, ja, auch Abschiebungen, wo nötig, schnell durchgeführt würden. Dazu fehlt es aber mangels Personal und Strukturen an Möglichkeiten. Die so genannte 'Flüchtlingskrise' von 2015 wäre in der Form nicht zu bewältigen gewesen ohne viele Tausend Freiwillige und Ehrenamtliche, die Aufgaben übernommen haben, die eigentlich die des Gemeinwesens gewesen wären.

Hier greift dann in fataler Weise die seit Jahrzehnten von neoliberalen Ökonomen und Lobbyisten gebetete Litanei vom angeblich so 'aufgeblähten' deutschen öffentlichen Dienst. Dass in Deutschland prozentual weniger Beschäftigte im öffentlichen Sektor arbeiten als in den USA? Was sind schon Fakten?

Hier könnte dieser Beitrag eigentlich zu Ende sein. Ist er aber leider nicht. Denn es ist Teil der Wahrheit, dass auch die sonstigen Reaktionen auf eine Bluttat wie in Solingen leider wenig hilfreich sind. Sicher kommt es von Herzen und entspringt besten Absichten sowie ehrlicher Überzeugung, wenn es wieder einmal heißt, Deutschland bzw. Stadt xy sei "bunt" und für solche Gewalt sei bei uns kein Platz. Wenn es aber dabei bleibt, dann ist das, wie gesagt, gewiss nett gemeint, aber halt eher geht so. Hat was von dem routinierten Verweis von Waffenlobbyisten auf Thoughs And Prayers, wenn in den USA mal wieder ein Verwirrter an einer Schule herumgeballert hat.

Wenn es sich, wie es in diesem Fall aussieht, nicht um einen verwirrten Einzeltäter handelt, sondern eine Organisation wie der IS dahintersteckt, dann wäre es das Mindeste, ein paar unmissverständliche Worte an selbige zu richten. So nach dem Motto: Ihr mögt gerade triumphieren und euch vielleicht auf der Siegerstraße sehen, aber täuscht euch nicht. Weder sind wir so schwach wie ihr euch zusammenphantasiert noch lassen uns von euch kleinkriegen. Wehrhafte Demokratie, anyone? In Zeiten des RAF-Terrors hat so was noch sehr gut funktioniert.

Auch Humor kann helfen. Aus den Frankfurter Auschwitz-Prozessen ist die Aussage eines jüdischen Zeugen überliefert, der sagte: "Der kleine Absalon wusste mit seinen zwölf Jahren sehr gut, was in Auschwitz passierte, als er dorthin gebracht wurde, aber diese Herren von der SS dort wussten es angeblich nicht." Bingo! Auch Shahak Shapira sagte unmittelbar nach dem 7. Oktober, man müsse über die Hamas-Schlächter lachen, das sei der einzige Weg. Sonst haben die gewonnen. Denn uns das zu nehmen, ist eines ihrer Ziele.



Islamisten in ihrem heiligen Ernst hassen alles, was das Leben schön, leicht, vielfältig, überraschend und unbeschwert macht, und müssen alles unterdrücken, bedrohen und wegbomben, was sie nicht aushalten. Gar nicht können sie mit Humor umgehen. Welche war eine der einprägsamsten Reaktionen auf den 11. September 2001? Richtig, Achmet The Dead Terrorist. Und so kann man auch, nein man muss, wie ich finde, Gestalten wie diese IS-Kämpfer lächerlich machen. Wieso sollte man da auf irgendwelche überspannten religiösen Gefühle Rücksicht nehmen? Sie werden weitermorden, ob wir sie auslachen oder nicht. Aber allen anderen geht es besser. Also fuck you!

Rechte hassen Humor übrigens auch. Nicht ihren eigenen natürlich, der im Wesentlichen daraus besteht, mit hämischen Tränenlach-Smileys garniert, Menschen herabzuwürdigen und auf Schwache einzudreschen. Lachen aber über das Grauen, das sie ausschlachten, über ihre diversen Popanze, vertreibt jene Angst in der Bevölkerung, löst die Klammern um die Herzen, die ihre Geschäftsgrundlage sind.









2 Kommentare:

  1. Den Vorschlag, islamistischem Terror mit Spott zu begegnen, machte ich ebenfalls anlässlich der Pariser Terroranschläge 2015: sich die dummen Gesichter der Selbstmordattentäter vorzustellen, wenn sie im Jenseits feststellen müssen dass die Story von den versprochenen 72 Jungfrauen ein Irrglaube war.
    https://noemix.wordpress.com/2015/11/15/bananen-statt-jungfrauen-1022500850/

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  2. "unkontrollierte Migration" als Problem Nummer eins — alles richtig gemacht AfD: Griffige Formulierung und demnächst weiterhin keinerlei Verantwortung für die Details.
    (Buhu, wir können ja nix ändern, weil die Bundesregierung das anders haben will).

    An Neid und Angst und Verlustängste zu appellieren dazu noch Blödheit beim Wähler, garantiert nachhaltig die weiteren Wahlerfolge.
    (Stichwort Thyssen-Krupp)

    Gruß
    Jens

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