Sonntag, 3. November 2024

Am leuchten


Zu den thematischen Schwerpunkten Robin Patzwaldts von den Ruhrbaronen gehört es, sich über den fortlaufenden Verfall der Kreisstadt auszubreiten, die zufällig meine bescheidene Heimatstadt ist. Dazu kommt er von Zeit zu Zeit angereist, nimmt mit seiner Kamera zielsicher die versifftesten und tristesten Ecken in den Fokus und erzählt dann jedes Mal aufs Neue, wie viel schöner alles früher gewesen sei, wie gern er damals hergekommen sei und wie geschockt er nunmehr sei über den Niedergang dieser einstigen Revierperle. Da mein Lokalpatriotismus mehr so mittel ausgeprägt ist und es immer einen gewissen Unterhaltungswert hat, wenn der Pressesprecher der Stadt meint, so wortreich wie empört auf die bösen Nestbeschmutzer von den Ruhrbaronen reagieren zu müssen, nehme ich das meist eher amüsiert zur Kenntnis.

Irgendwann wird es aber auch mir mal zu doof. Jetzt war Commandante Redundante wieder da und ward einmal mehr entsetzt, wie dürftig das diesjährige 'Recklinghausen leuchtet'*-Event besucht war. Vermeinte gar allen Ernstes, einem "Totentanz" beigewohnt zu haben. (Er hätte auch sagen können: wenig los. Aber das wäre halt weniger Drama gewesen.) Es ist sicher richtig, dass die Stadt während des alljährlichen Gefunzels nicht mehr so proppevoll ist wie einst, als das noch neu war. Neue Ideen sucht man auch eher mit der Lupe. Freundlicherweise erwähnt der Unkenrufer, dass er an einem Montag um 18:30 Uhr dort war. Ich behaupte mal, wenn es einen Zeitpunkt in der Woche gibt, an dem man sicher sein kann, eine schlecht besuchte Veranstaltung mit freiem Eintritt vorzufinden, dann ist das montags um 18:30. Wenn vielen der erste Arbeitstag der Woche in den Knochen steckt und sie lieber auf der Couch bleiben. Wäre er noch eine Woche später, zum Monatsende erschienen, wäre es vermutlich noch leerer gewesen.



Aber, wie gesagt, wäre halt weniger Drama gewesen.


 
* Ruhrpöttisch korrekt müsste es übrigens heißen: 'Recklinghausen iss am leuchten'.










3 Kommentare:

  1. ... mit Grönemeyerknödelstimme:
    "Recklinghausen, ich komm' aus dir
    Recklinghausen ich liebe diehier
    etc. etc.
    Als regelmäßiger Besucher des Vestlandhallengeländes zwecks Besuch des dort stattfinden Oldtimermarktes kann ich sagen, dass der Kollege übertreibt.
    Wir fahren dorthin immer mal wieder andere Wege aus reiner Neugier. So schlimm ist es nicht.
    Der Verlust der Arbeitsplätze auf der Herner Str. und der Werkstättenstr. ist natürlich schon heftig.

    Glückauf
    Jens

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    1. Ich würde mal sagen, es ist nicht unbedingt schlimmer als das, was man in nicht wenigen anderen Ruhrpott-Citys so vorfindet. Die Dinge ändern sich eben. Früher gab es auch verranzte Ecken und heute sind einstmals nette Ecken verranzt. C'est la Leben, wie mein alter Deutschlehrer immer sagte.

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  2. Es ist doch vollkommen normal, dass das Interesse an diesen Beleuchtungsaktionen nachlässt. Beim ersten Mal guckt man sich's an, weil's neu ist. Ein Jahr später guckt man vielleicht noch mal nach, ob's ein paar neue Lichteffekte gibt, und meistens war's das dann.

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