Ja, richtig, Bubble Tea
ist pappsüß, sieht in der Regel aus, als käme er von einem anderen
Planeten, enthält angeblich doppelt so viele Kalorien wie Cola und
kleine Kinder könnten an den Kügelchen ersticken. Also ganz böse.
Nun bin ich kein manischer Kalorienzähler, aber der Gedanke, dass
man sich mit einem Becher mal eben 500 davon reinpfeift, ist auch mir
nicht wirklich sympathisch. Ich selbst bin eh wenig gefährdet, weil
ich mir nicht viel aus Süßigkeiten mache und auch ein Problem mit
als Getränken feilgebotenen Chemiecocktails aller Art habe. Das war
übrigens nicht immer so: Als Kind gab es für mich nichts Schöneres
als diese aus Pulver angerührten Erfrischungsgetränke. Wenn da
'Orange' draufstand, dann konnte man davon ausgehen, dass er engste
Kontakt, den das Zeug mit Orangen hatte, darin bestand, bei der
Anlieferung im Supermarkt an einer Steige Orangen vorbei getragen
worden zu sein. Diese Vorliebe hat sich, wie gesagt, gründlich
ausgewachsen.
In den letzten Monaten
wurde nun fieberhaft nach einem Vorwand gesucht, unter dem man den Kleinen
das Bubble-Zeug verbieten kann, oder, wenn das schon nicht gehen
sollte, wenigstens von oben bis unten mit gar erschröcklichen
Warnhinweisen bekleben kann. Glücklicherweise haben Aachener
Wissenschaftler jetzt endlich Spuren von Giftstoffen in den Blasentees
gefunden. Vermutlich handelt es sich um welche, die beim Konsum
eines Hektoliters am Tag das Risiko eines leichten Unwohlseins
signifikant ansteigen lassen.
Nun ist es so, dass
Teilen der jeweiligen Erwachsenengeneration grundsätzlich alles, was
die Kids cool finden, erst einmal suspekt ist und sie mindestens den
Untergang des Abendlandes heraufdämmern sehen. Wann immer irgendetwas Neues
aufkommt, das sich unter Kindern und Jugendlichen einer gewissen
Beliebtheit erfreut, sich gar zu einem vorübergehenden Massenphänomen entwickelt, dann kommen sie sofort erhobenen Zeigefingers angeschissen, die Mahner, und malen Horrorszenarien an die Wand.
Vorzugweise salbadern sie was mit: Wehe, wehe, wir züchten eine
Generation von [beliebige Schreckensvision einsetzen] heran!
Verbieten, verbieten, oder es wird unser aller Ende sein!
(via cracked.com) |
Sicher gibt es ein paar
Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene, die das Bubblezeugs nicht
nur gern mögen, sondern glauben, es sei ein ebenso geeignetes
Alltagsgetränk wie Kaffee, Tee, Mineralwasser oder Apfelschorle. Die
bekommen natürlich Probleme. Dasselbe gilt aber genauso für Schokolade,
Kuchen und alle anderen Süßigkeiten, wenn man sie maßlos in sich hineinstopft. Warum sollen wieder einmal alle auf etwas
verzichten, weil eine Minderheit damit nicht vernünftig umgehen
kann?
Weil es für den
deutschen Verbotsbürger nichts Schöneres gibt, als anderen Menschen
Dinge abzuklemmen, die ihm selbst nichts bedeuten oder die er nicht
versteht. Hilft alles Warnen und alles paternalistische Gehabe nichts, dann kann
er immer noch die Kinder vorschicken, um deren Unversehrtheit es ihm
schließlich nur geht. Die Kinder! Denkt denn niemand an die Kinder? Dann streicht er sich selbstzufrieden über
den Lachs und kloppt sich ein Ei darauf, die Welt und vor allem jede Menge Kinder vor dem sicheren Tod gerettet
zu haben. Dass er massenhaft anderen das Leben versauert,
interessiert ihn weniger. Aber wehe, in der Nähe seiner Behausung
soll ein Autobahnzubringer gebaut werden.
Überhaupt ist die
Forderung, dieses oder jenes dringend zu verbieten, weil kleine
Kinder sich daran verschlucken und infolgedessen ersticken könnten,
so gut wie immer, vorgeschoben. Sicher, kleine Kinder stecken liebend
gern alles in den Mund, das sie interessant finden und das kleiner
ist als ein Fahrrad oder eine Carrerabahn. Es mag auch wirklich
vorkommen, dass sie sich daran verschlucken. Das Problem ist nur,
dass in vielen Haushalten wenig Hab und Gut übrig bliebe, würde man
konsequent alles verbieten, bei dem diese Gefahr besteht. Tabletten
zum Beispiel. Aber die kann und will man natürlich nicht verbieten,
sondern die Eltern und Erziehungsberechtigten sind aufgefordert, das
Zeug gefälligst so zu lagern, dass die Kurzen da nicht herankommen.
Übrigens: Auch an
offen herumliegenden Hosenknöpfen kann man sich ganz prima
verschlucken.
Vor vielen Jahren hatte es mich mal nach Taiwan verschlagen, und mein dortiger Gastgeber kaufte mir einen bunten Becher mit einem Getränk, von dem ich jetzt weiß, daß es sich um Bubble Tea handelte. Ganz stolz wies er mich darauf hin, daß dieses Getränk so nur in Taiwan zubereitet würde. Nach wenigen Schlucken war mir auch klar, warum. Niemals hätte ich gedacht, daß sonst jemand in der Welt diese Plörre freiwillig trinken würde. Schade - hätte ich weniger Geschmacks- und mehr Geschäftssinn aufgebracht, wäre ich durch den Import dieses Gesöffs vielleicht reich geworden! ;)
AntwortenLöschenAlso mal ehrlich, erhobener Zeigefinger hin oder her. Allein die Zubereitung dieses Gesöffs, aus jedem Giftfässchen etwas, erweckt starke Gedanken an illustre Zukunftswelten á la Philip K. Dick. Manche Eltern machen sich halt Sorgen, da kann´s dann aber trotzdem ne Cola geben. Und der ganze Alternativhype um Bionade, der ja schon oft in´s Lächerliche gezogen wurde (zu Recht) - die Blagen trinken auch DAS gerne.Bubble Tea ist halt der neueste Scheiß und dafür wird ordentlich kassiert.Ist Taschengeld eigentlich zu Schade für.
AntwortenLöschenIch habe weiß Gott nicht behauptet, das Zeugs sei in irgendeiner Weise eine Bereicherung und sollte dieser Eindruck entstanden sein, dann sei das hiermit entschieden dementiert. Es ist ja nicht Bubbeltee allein - man muss sich nur diese so genannten Sportgetränke ansehen, von denen einige die Farbe von Spülmittel oder Haushaltsreiniger haben - brrr.
LöschenTrotzdem bleibe ich dabei, dass dieses verspannte Verbietenwollen mir mehr und mehr auf den Docht geht.
Außerdem, wirft meine Frau gerade ein, werde das Zeugs durchs Verbieten ja erst recht interessant. Zumindest für eine Weile. Insofern seien Verbote oft eher kontraproduktiv.
LöschenUnd was den Kalorienbombencharakter von dem Zeug angeht: Es kann nur eine Frage der Zeit sein, bis jemand eine niederkalorige Diätversion auf den Markt bringt, und dann wird wieder eifrig vor künstlichen Süßungsmitteln gewarnt. (Fragt übrigens ein Arzt einen Kollegen: "Zucker oder Süßstoff?" Antwortet der: "Diabetes oder Darmkrebs?")
Dass die Farben an Reinigungsmittel erinnern, kommt nicht von ungefähr, weil es die gleichen synthetischen Substanzen (sog. Azofarbstoffe) sind, die im Bubble Tea ebenso stecken wie in Glasreinigern, WC-Spülsteinen et al.
LöschenUnd inwieweit div. Verbote dem Kinderschutz zuträglich wären, ist tatsächlich recht fragwürdig. Immerhin ist es ja auch verboten, Kinder auf dem Schulweg mit dem Auto totzufahren. Nützt ja bekanntlich auch nix.