Nicht immer Kritisches über Politik, Gesellschaft, Medien, Kultur, Essen und manchmal auch Sport
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Samstag, 31. Oktober 2015
Alibikirgisen
Der Geschichtslehrer, den man mir in der Oberstufe zugeteilt hatte, war schon älter und riss sich keine zwei Beine mehr aus für seinen Job. Das wurde ihm aber von den meisten nachgesehen, weil er ein prima Kerl war. Dem konservativen Bürgertum jedoch, aus dem die Mehrheit der Schülerschaft sich rekrutierte, war er ein Dorn im Auge. Er war Ende der Sechziger als Junglehrer einer der ersten gewesen, der es gewagt hatte, ohne Krawatte zum Dienst zu erscheinen und er war wohl einmal von einem Lokalreporter auf einer Veranstaltung der DKP, deren Mitglied er nie war, fotografiert worden. Daher hatte er seinen Ruf als eisenharter Kommunist weg, als fünfte Kolonne Moskaus, der unschuldige Kinderseelen mit seinen gottlosen Lehren zu indoktrinieren trachtete. Als der Mann auch noch Schulleiter wurde, sahen sie endgültig den Untergang des christlichen Abendlandes gekommen. Gab es also damals auch schon, so ein hysterisches Gehuste und es war damals schon Blödsinn.
Dienstag, 27. Oktober 2015
Leben ist lebensgefährlich
... ob mit Wurst oder ohne
Schlechte Nachrichten für Atheisten. Dass Religiösität, Kirchen und traditionelle Frömmigkeit in unseren Breiten tendenziell an Bedeutung verlieren, heißt keineswegs, dass entsprechende Mechanismen und Denkweisen mit ausstürben. Wenn einem dort, wo das Christentum herrschte, früher etwas abgeklemmt werden sollte, das man gern tat oder mochte, dann hieß es, das sei Sünde und man käme in die Hölle, wenn man das nicht schleunigst bleiben ließe. Heute heißt es mit einiger Wahrscheinlichkeit, davon könne man Krebs kriegen.
Samstag, 24. Oktober 2015
Schade, dass er gegangen ist
Wolfgang Lieb, sicher den allermeisten der hier Lesenden und Kommentierenden als Mitherausgeber der NachDenkSeiten bekannt, verlässt diese mit sofortiger Wirkung, wie gestern bekannt gegeben wurde. Seine Erklärung dazu, die freundlicherweise noch veröffentlicht wurde, drückt sehr gut aus, wie auch meine Bauchschmerzen sich anfühlen, die mich angesichts der - freilich großen, diffusen, vielgestaltigen - linken Szene seit einiger Zeit immer öfter und immer stärker befallen. Ich wollte mich schon länger zu einigem äußern, was mir an Teilen des linken Spektrums zunehmend missfällt und auch beunruhigt. Da gärte was, allein, mir fehlte ein wenig der Anlass. Der ist jetzt da. Lieb meint unter anderem:
Dienstag, 20. Oktober 2015
Cocooning ist keine Lösung...
... und Ängste machen dumm. Einige ungeordnete Gedanken zum ersten Geburtstag von 'Pegida'
In den Achtzigern prägten Soziologen den Begriff des 'Cocooning'. Frei übersetzen könnte man das mit 'sich verpuppen/in einen Kokon zurückziehen'. Beschrieben werden soll damit das Phänomen, dass Menschen in unsicheren Zeiten dazu neigen, sich in aus Sehnsucht nach Sicherheit und Geborgenheit in eine private Komfortzone zurückzuziehen. Es mag ein wenig hinken, dem Terminus vielleicht nicht ganz gerecht werden, aber vieles um das Phänomen Pegida kommt vor wie Cocooning im großen Stil. Deutsche zuerst. Grenzen dicht. Alle ausweisen aus meinem Vorgarten. Die da oben sind böse und jeder, der was anderes behauptet, will mir was.
Montag, 5. Oktober 2015
Glückwunsch nach München
Als fairer Sportsmann muss man dem FC Bayern München gratulieren. Nach gerade acht Spieltagen ist, wenn nicht noch völlig Unvorhergesehenes passiert, die Meisterschaft quasi entschieden, das Rennen um den Titel, so es eines war, vorbei. Den Tabellenzweiten mit einer Klatsche nach Hause geschickt und wenn überraschenderweise doch einmal ein Unentschieden droht, eilt der Schiri zu Hilfe - was soll da noch passieren? Für die Bayern dürfte es im folgenden nur noch um zwei Fragen gehen: a) Mit wie viel Punkten Vorsprung werden wir dieses Mal Meister? b) Holen wir einen, zwei oder drei Titel? Die siebzehn übrigen Vereine der Liga dürfen sich mit Fragen quälen wie: a) Wer wird Zweiter? b) Wer kommt in die europäischen Wettbewerbe? Willkommen in der spannendsten und attraktivsten Liga der Welt.