"Nationalismus bedeutet Krieg." (François Mitterand)
Man kann ja streiten, wie immer. Man kann selbstverständlich streiten, ob ein Fünfjähriger eine so große Bedrohung für die innere Sicherheit der US of A darstellt, dass man ihn am Flughafen in Gewahrsam nehmen muss. Man kann weiterhin streiten, wie effektiv ein vorübergehendes Einreiseverbot für Menschen aus sieben muslimischen Ländern ist im Kampf gegen den TerrorTM. Vor allem, wenn man sich anschaut, wer alles weiter einreisen darf und wer nicht. Am verheerendsten in Puncto islamistischer Terror wirkten bislang Staatsbürger der Wahabitenhochburg Saudi-Arabien. Zur Erinnerung: Das ist jenes fortschrittliche, aufgeklärte Land, in dem öffentlich per Schwert geköpft wird und Frauen sich schon strafbar machen, wenn sie beim Autofahren erwischt werden. Gut 2.000 US-Amerikaner, wir erinnern uns, haben Saudi-Arabische Staatsbürger bislang auf dem Kerbholz. Und, steht Saudi-Arabien auf der Liste? Sehen Sie selbst:
Die Mathematik dahinter ist vermutlich die: Durch die Hand iranischer Staatsbürger sind bislang 0 US-Amerikaner ums Leben gekommen, durch diejenigen, sagen wir, ägyptischer hingegen 162. Der durchschnittliche Ägypter ist also in statistischer 162mal lebensgefährlicher als der durchschnittliche Iraner. Weil aber 162 mit 0 multipliziert null ergibt, sind Ägypter rein rechnerisch betrachtet auch nicht gefährlicher als Iraner. So etwa stelle ich mir das vor. Eine andere Erklärung habe ich leider nicht. Wenn es nämlich Sinn der Sache sein sollte, potenzielle IS-Attentäter auf Distanz zu halten, dann muss man schon fragen, wieso dann nicht nur Saudi-Arabier weiter einreisen dürfen, sondern auch Tunesier. Fragen über Fragen...
Aufmerksamen Lesern dieser kuscheligen Ecke im Netz dürfte es nicht entgangen sein, dass ich alles andere als ein Anhänger des Trumpeltiers von Washington und seiner Spießgesellen bin. Auch kann ich als 'Islamkritik' verbrämten Rassismus genauso wenig leiden. Das bedeutet allerdings nicht, dass ich deswegen alles gutheiße, was so aus entsprechenden Ecken der Welt kommt.
So finde ich es schon ein wenig befremdlich, dass man in den vom Einreiseverbot betroffenen Ländern reagiert, als sei der Menschheit Heiligstes in den Staub getreten. Handelt es sich bei den so verschnupft reagierenden Ländern größtenteils um welche, die ihrerseits weit weniger Hemmungen haben, die Grenzen selektiv dicht zu machen, als es die USA bislang hatten. So verwehren zum Beispiel 16 muslimische Länder, darunter fünf, die unter das aktuelle US-Einreiseverbot fallen, Israelis von jeher die Einreise (woran übrigens kaum jemand Anstoß nimmt). Und dort pocht man jetzt empört darauf, gefälligst jedes Recht zu haben, jederzeit nach Belieben in die USA einzureisen. Wieso? Ich bin kein Fan von quid pro quo und Grenzen dicht, aber warum Trump sich ausgerechnet aus diesen Ländern derlei Vorlesungen anhören sollte, Erschließt sich sogar mir nicht. Wie bitte buchstabiert man noch gleich Doppelmoral?
Das bedeutet natürlich nicht, dass der Einreisestopp deswegen unproblematisch wäre, im Gegenteil. Man kann daran erinnern, dass auch Barack Obama 2011 ein sechsmonatiges Einreiseverbot für Iraker verhängt hat und Jimmy Carter 1979 ein vorübergehendes für Iraner. Nur geht Trumps Maßnahme weit darüber hinaus. Sie gilt für viel mehr Länder und sogar Doppelstaatsbürger sind betroffen. Es ist ein symbolischer Akt und er zeigt Wrkung. Die Welt kehrt zurück zu Nationalismus und Abschottung und Amerika macht jetzt Ernst. Das ist die wirklich schlechte Nachricht an all dem.
... Warten wir mal ab, gegen wen er dieses Jahr die Amerikaner in den Krieg ziehen lässt, um ALLE hintersich zu versammeln. Nicht so nen kleinen Quasi-Krieg - nee nen richtig Großen. Ist ein probates Mitel um die Popularität zu steigern (siehe auch: Umfragewerte M. Thatcher vor und nach Falklandinseln ...)
AntwortenLöschenGruß
Jens
@Anonym:
AntwortenLöschenSyrien ist ein heisser Kandidat für einen Krieg. Trumpolini ist ja geneigt, dafür dass er keine Flüchtlinge mehr in die USofA lässt vor Ort Sicherheitszonen für Flüchtlinge zu errichten. Mit Flugverbot und militärischem Schutz. Zwar droht dann der Konflikt mit Putin was Trumpolinis Geschäfte in Russland gefährden könnte aber ob er in der Lage ist solche Szenarien wirklich durch zu denken?
Krieg ist ein probates Mittel die Wirtschaft anzukurbeln und hohe Staatsschulden zu entschuldigen. Aber in Sachen Popularität kann die Sache auch nach hinten los gehen (siehe Vietnam und die vielen Demos erinnern heute schon an die Siebziger). Da sind dann die News Faker von Breitbart und Co gefragt ...
Ob er er in der Lage ist solche Szenarien wirklich durch zu denken? Braucht er doch gar nicht. Der CEO der USA Inc. spielt das nach Gehör und wird einfach einen Deal machen, wenn es soweit ist.
LöschenKrieg als Entschuldigung für Schuldensprünge stimmt. Man kann natürlich gleichzeitig Obama vorwerfen, wahnsinnig viel Schulden gemacht zu haben. Als CEO kann man das.
... stimme Ihnen zu Herr Rose,
LöschenSyrien passt. Nicht zu groß, als dass man auf die Fresse fliegt (Vietnam) und nicht zu klein, auf dass es Zuwenige mitbekommen (Grenada)
Gruß
Jens
Und noch ein Brett. Syrien ist zu klein...
AntwortenLöschenDie Sanktionen gegen Ru sollen bleiben. Wirtschaftskrieg gegen die EU und China, Merkel macht den Buettel beim Sultan...
Die Zahlen aus Saudi Arabien, als ob die Amis alle die sie los werden wollen bevorzugt dort entsorgen.
ER wird es wohl auf den Iran abgesehen haben...
Ach und alle anderen natuerlich sowieso.
Zehn Jahre Obama waren schon zehn Jahre Krieg, wie soll man das Toppen?