Samstag, 14. Oktober 2017

Zur Causa Weinstein


Der Önophile weiß: Steinwein ist gut, Weinstein verdirbt den Tag. Spitzengag als Aufhänger! Ab jetzt wird es weniger lustig. Mein Problem mit Männern wie Harvey Weinstein ist, dass Typen wie er wieder mal die ganze Innung in Verruf bringen, weil er Männer per se als schwanzgesteuerte Wüstlinge erscheinen lässt. (Wenn die Vorwürfe gegen ihn sich denn als begründet erweisen.) Dergleichen sozialdarwinistische Alpha-Männlichkeit ist nicht meine und mir daher fremd. Diese Wahrnehmung der Welt als sexueller Selbstbedienungsladen, in der ich glaube, wegen ein paar beschissener Dollars auf meinem Konto das Recht zu haben, mit Frauen frei nach Mutwillen umzuspringen und meine Frau, die mehr eine Art Statussymbol ist, nach Lust und Laune zu hintergehen. Nicht mein Menschenbild, nicht meine Werte, so was.

Ja, ich weiß, jeder Macho behauptet im Zweifel, ganz anders zu sein. Kennen wir. Trotzdem, bin ich der einzige, dem es ein wenig schwummrig wird, ob der Sicherheit, mit der Weinstein überall bereits behandelt wird wie ein rechtskräftig verurteilter Verbrecher?

Sicher, es spricht einiges dafür, dass an den Anschuldigungen was dran ist, keine Frage. Weil die Verhältnisse in der Branche so sind wie sie sind, und das nicht erst seit gestern. Phänomene wie das Gerede von der Besetzungscouch im Büro von Produzenten und die Geschichten von lüsternen alternden Säcken, die Nachwuchsschauspielerinnen gegen sexuelle Gefälligkeiten Karriere in Aussicht stellen ("Nun zier' dich doch nicht so, Mädchen, ich kann dich ganz groß rausbringen."), oder nappagesichtige Mitt- bis Endfünfziger mit stetig wechselnden Begleiterinnen, die ihre Töchter sein könnten, dürften ungefähr so alt sein wie das Filmgeschäft selbst. Und wer so tut, als habe er eben erst von solchen Umtrieben erfahren und fiele nunmehr aus allen Wolken, muss sich schon nach seinem bisherigen Aufenthaltsort im Universum fragen lassen.

Die kollektive Empörung aber, die nunmehr Besitz von der Filmbranche ergreift angesichts der Vorwürfe gegen Weinstein, dünkt mir hochgradig verlogen. Es liegt mir fern, Opfer sexueller Gewalt herabwürdigen zu wollen, aber: Der Mann war über Jahrzehnte an sehr exponierter Position im Filmbusiness aktiv. Hatte den Finger auf der Kohle. Entschied über Zukunft und Karrieren. Und nie soll es in all den Jahren Gerede gegeben haben, dass da was faul ist? Nie will jemand was bemerkt haben? Die ganze Zeit nicht? Ich finde das seltsam, mag da aber nicht urteilen. Vieles, bei dem man sich nur an den Kopf fasst, wenn es endlich herauskommt, bleibt erstaunlich lange unbemerkt. Gräuel wie der organisierte Kindesmissbrauch von Rotherham, eine Spitze des Eisbergs vermutlich, oder das jahrzehntelange Treiben Jimmy Saviles sind erst nach Jahrzehnten aufgefallen.

Zumal Sex sehr diskret machen kann. Wenn die aus Alphatieren bestehende Geschäftsführung eines mittelständischen Unternehmens am Freitagabend auf Firmenkosten kollektiv ein diskretes Etablissement auf dem Lande aufsucht, dann geht es dabei nie nur um Triebabfuhr und Hormone. Wer den anderen als notorischen Puffgänger kennt, weiß eine Menge über ihn und wer mich als Puffgänger kennt, weiß viel über mich, wenn’s ernst wird. Das schafft Loyalität. So festigt man männerbündische Schweigekartelle.

Was an der Causa Weinstein befremdet, ist daher weniger die Tatsache, dass viele sich erst jetzt trauen, etwas zu sagen, sondern wie unglaublich sicher sich alle auf einmal sind. Dieser Tick zu viel an Eile, mit der alle sich jetzt auf die moralisch ganz richtige Seite drängeln. Wie kann eine respektable, nicht auf den Kopf gefallene Frau wie Meryl Streep, die das Business seit Jahrzehnten kennt und Weinstein noch vor kurzem als "Gott" pries, ihn angesichts nach wie vor unbewiesener Vorwürfe über Nacht in die Tonne treten, ohne sich selbst einmal zu fragen, ob sie nicht eventuell etwas übersehen hat die ganze Zeit? Oder nicht hat sehen wollen? Gewiss, ich bin nicht der Nabel der Welt und meine Maßstäbe sind daher nicht allgemeingültig, aber wenn etwa herauskäme, dass in meiner Nachbarwohnung jahrelang Kinder missbraucht worden wären, ich würde mir wahrscheinlich solche Vorwürfe machen.

Die Heftigkeit der Reaktionen auf bloße unbewiesene Anschuldigungen legt die Vermutung nahe, dass da auch eine Menge Scham im Spiel sein könnte. Scham über das eigene Schweigen, obwohl man wusste. Scham, so etwas vielleicht selbst erlebt zu haben und nichts gesagt, sich nicht gewehrt zu haben. Weil man das Geld brauchte, weil man der Situation nicht gewachsen war oder vor einem Dinge vor vielen Jahren normal erschienen, die einem inzwischen widerwärtig erscheinen. Oder - die klebrige puritanische WASP-Moral ist noch immer mächtig in den USA - vielleicht gar Angst, das aktuell gepflegte Image der treusorgenden Ehefrau könnte Risse bekommen angesichts von Enthüllungen, die eine weniger gesittete Vergangenheit nahelegen.

Gegenwärtige machen oft den Fehler, sich für ab- und aufgeklärter zu halten als ihre Vorgänger in vergangenen Epochen. Ist es wirklich völlig auszuschließen, dass hier eine Hexenjagd-Dynamik in Gang kommt, in der die Öffentlichkeit bereit ist, auch die absurdesten Anschuldigungen für bare Münze zu nehmen und auf einmal ganz viele auftauchen, die ganz sicher irgendwas wissen, wie einst in Salem/Massachusetts? Wenn sich die Vorwürfe gegen ihn als berechtigt erweisen sollten, dann liegt es mir selbstverständlich auch fern, einen Grapscher und Geldrammler wie Weinstein unnötig in Schutz zu nehmen. Aber wenn sie ihn kreuzigen, und das werden sie vermutlich, dann bestimmt nicht allein für das, was er getan haben soll. Nicht zuletzt vielleicht auch dafür, zu gut in gewisse Bösewicht-Raster zu passen.

Ein schwabbliger Geldsack wie Weinstein, der offenbar meint, Geld und Status berechtigten ihn zu irgendwas, ist auch mir unsympathisch. Aber es ist nun einmal noch nichts wirklich bewiesen, bislang sind nur Vorwürfe und Aussagen in der Welt, und auch so jemand hat das Recht auf einen fairen Prozess. Wenn man's ihm nachweisen kann, dann möge er gebührend bestraft und meinetwegen auch geächtet werden, aber eben nicht vorher. Selbstverständlichkeiten eigentlich, doch kommt sich auch damit inzwischen rührend altmodisch vor. Hier soll offenbar ein weiteres Mal jenes Neue Feministische Strafrecht exekutiert werden, in dem Frauen immer und überall grundsätzlich und unhinterfragt Opfer sind und der bloße Verdacht ausreichen soll, um einem mutmaßlichen Sexualtäter die bürgerliche Existenz für den Rest seines Lebens zu zerstören. Gibt's nicht? Ausgeschlossen? Weil Frauen immer und überall nur Gutes tun? Jörg Kachelmann, #teamginalisa und die wirre Matratzenfrau grüßen von Ferne.

Apropos bürgerlich: Ein Aspekt scheint auffallend selten zur Sprache zu kommen. Nämlich der, dass Sex unter kapitalistischen Rahmenbedingungen schlicht eine Währung sein kann. Ich vermag dir Geld und Ruhm zu verschaffen und du musst es dir verdienen. So geht das in gewissen Kreisen. Warencharakter und so. Man hat den Eindruck, je ausschließlicher es in jener Gesellschaft, in der zu leben wir den Job haben, nur mehr um Wert und Gegenwert geht, desto krampfhafter wird am zuckersüßen Ideal romantischer Liebe festgehalten. Sexuelle Ausbeutung, die, nebenbei bemerkt, auch Männern widerfährt, basiert auf Macht- und Reichtumsgefällen. Die billigen Fickflatrates in hiesigen Großpuffs gibt es nicht, weil es mit der Moral stetig bergab ginge, sondern weil es in anderen Gegenden der Welt massenhaft Armut gibt, die Frauen vieles (mit)machen lässt, wenn nicht dazu zwingt.

Warum wird darüber eigentlich kaum geredet? Ich jedenfalls würde über solche Forderungen noch einmal nachdenken. Aber ich bin ja auch nicht maßgeblich.



15 Kommentare:

  1. Deinem Artikel stimme ich von Herzen zu. An der Story stinkt alles.

    Meine Sichtweise ist klar: die Damen fühlten sich hingezogen zu der Kohle von dem Typ, haben ihn gevögelt und ließen sich nur mit einem Engagement ruhig stellen.

    Warum sie jetzt eine Story draus machen: was ist doppelt so gut wie Moral? Richtig: Doppelmoral.

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  2. Schließe mich an, sehr guter Artikel. Der Vergleich mit Hexenjagd trifft ins Schwarze, mit Befreiung hat das nichts zu tun, es sei denn, man setzt den Maßstab an, den auch Rechtsradikale ansetzen, wenn sie von der Beschneidung der Meinungsfreiheit faseln und in Wahrheit ein Recht auf niedere Instinkte meinen.
    Daß immer neue vermeintliche Täter aus dem Hut gezaubert werden, dürfte auch mit einem fetten finsteren Fleck auf der weißen Weste der "liberalen Demokratie" zu tun haben. Wer ständig männliche Täter erfindet (oder vorhandene in ihren Taten weit überzeichnet) , möchte vielleicht auch davon ablenken, daß nie über die zahlreichen Frauen gesprochen wird, die im trauten Heim ihre Kinder mißbrauchen und ihre (Ehe-)Partner mißhandeln.

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  3. Bei der Causa Weinstein geht es (meiner sehr maßgeblichen Meinung nach) vor allem um den Glaubwürdigkeits- bzw. Image-Verlust einer Branche. Strafrechtlich wird Harvey Weinstein am Ende wahrscheinlich kaum etwas anhaften, allein schon wegen der Verjährung der meisten Vorkommnisse. Das spielt aber auch keine Rolle, der Mann ist sowieso erledigt. Übrig bleibt die gute alte Doppelmoral von Hollywood, auch nicht neu, aber selten so drastisch an die Öffentlichkeit gezerrt. Auf Oscar-Verleihungen wurde den ach so starken Frauen applaudiert, während alle jahrelang von einem Produzenten profitierten, der junge Schauspielerinnen wie Nutten behandelte – was er im Grunde ja auch zugegeben hat, er hielt das alles nur eben für „einvernehmlich“. Gäbe es einen Preis für die „heißeste Kartoffel des Jahres“, so wäre Weinstein auf jeden Fall der Gewinner.

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  4. Hmmh, mal nachdenken! Hätte eine Frau -nennen wir sie spaßeshalber Gwyneth Paltrow- sich am Anfang ihrer Karriere geweigert, sich von Weinstein befummeln zu lassen, dann hätte es die prominente Schauspielerin Paltrow nie gegeben, und etwaige Vorwürfe wegen sexueller Belästigung wären mangels Interesse an einer Unbekannten namens Paltrow ignoriert worden. Nachdem sie mit Weinsteins Hilfe ein Superstar geworden ist, fällt ihr plötzlich ein, dass der sie mal sexuell belästigt hatte. Tja, zu spät, zu unglaubwürdig.
    Also hier die ehrliche Alternative: Prominenz, Geld, ein schönes Leben dafür aber einen Schmierlappen sexuell bedienen müssen oder aber eine mittelmäßige Existenz bei voller sexueller Integrität.

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    1. Wunderbar stringent und logisch argumentiert. Mit einem kleinen Fehler: Auch Sie reden von Weinstein, als sei er bereits ein überführter Verbrecher.

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    2. Wenn es denn so einfach wäre. Angenommen, junge Schauspielerinnen müssen sich bei Produzenten "hochschlafen", weil sie sonst in Hollywood keine Chance kriegen (kann ja sein). Weiter angenommen, eine Schauspielerin fängt ihren Weg zum Weltruhm so an (soll vorgekommen sein). Dann hat diese Schauspielerin eine der Ihnen geschilderten Alternativen gewählt und profitiert tatsächlich von diesem System (wenn es ein solches gibt, was ich unabhängig von diesem konkreten Fall für sehr wahrscheinlich halte). Aber sie hat eben auch dafür bezahlt, u.U. sehr teuer.

      Sie profitiert also. Aber dadurch wird dieses System kein bisschen weniger eklig und ausbeuterisch. Und deshalb hat diese Schauspielerin auf jeden Fall das Recht, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Vielleicht lässt sich ja auf diese Art das System ändern. Vielleicht bekommen junge Schauspielerinnen auf diese Art die Chance, den Hauch einer Chance, ohne sexuelle Gefälligkeiten gute Rollen zu kriegen und berühmt zu werden. Könnte ja sein.

      Ob es naiv ist, das zu glauben, weil es immer schmierige Kerle geben wird, die ihre Machtposition ausnutzen, ist eine andere Frage.

      Ob Weinstein das tatsächlich alles gemacht hat und ob tatsächlich all die Jahre niemand außer den betroffenen Frauen was geahnt hat, ist auch eine andere Frage. Keine Ahnung, ob man das je wird klären können.

      @ Stefan: Dass, wenn die Aktivitäten eines Kerls erstmal im Gespräch sind, andere Betroffene sich melden, ist nicht weiter verwunderlich. Man sollte die Schwelle nicht unterschätzen, die Opfer sexueller Übergriffe überwinden müssen, um an die Öffentlichkeit zu gehen, nicht zuletzt weil solche Anschuldigungen fast nie beweisbar sind (was entsprechend interessierte Kerle eiskalt ausnutzen dürften). Wenn schon jemand "vorgegangen" ist, fällt es leichter. Das konnte man in den letzten Jahren mehrmals beobachten. Leider sieht das dann leicht aus wie Hexenjagd. Andererseits, sollen die echten Opfer weiter schweigen?

      Natürlich gibt es auch falsche Anschuldigungen und Trittbrettfahrer. Die echten von den ausgedachten Fällen zu unterscheiden ist sehr schwierig, v.a. wenn die Täter schlau genug sind, keine Spuren zu hinterlassen. Das macht es für echte Opfer noch schwieriger. Ein fieses Dilemma.

      Bedenklich finde ich den vorauseilenden Gehorsam, mit dem Leute wie Weinstein dann sofort geächtet werden, das hat dann teils wirklich Lynchmobcharakter.

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  5. Ich teile so gu wie nichts von Deinem Text. Die Analyse des Themas Sexismus müßte meines Erachtens so aussehen, wie bei der "dame von welt":

    https://dvwelt.wordpress.com/2017/10/21/in-a-nutshell/

    "Es sind die Nicht-Alpha-Tiere, die mit den kleinen Geweihen, die deswegen besonders gefährlich sind, weil sie, wenn’s blöd läuft, weiter nach unten treten. Für den überfälligen gesellschaftlichen Sexismus-Diskurs ist es völlig unerheblich, ob Alpha-Tiere wie Trump, Weinstein, Strauss-Kahn Frauen und Woody Allen, Klaus Kinski, David Hamilton Kinder fickten und dafür rechtskräftig verurteilt werden. Nur sehr wenige Männer sind Alpha-Tiere, noch weniger werden nur noch tatsächliche Vergewaltiger verurteilt. Strafrecht hilft nicht. Es kommt immer zu spät. Eine Gesellschaft, die einen überfälligen Diskurs ins Strafrecht verschieben will, unterzeichnet ihren Offenbarungseid."

    In dubio pro reo ist eine sehr beliebte Strategie linker Blogger wie ich sie im Fall Edathy erlebt habe. (Da Goebbels, Mengele und Hitler nie rechtskräftig verurteilt wurden, würde für sie auch die Unschuldsvermutung gelten?)

    Die Beantwortung der Frage, warum viele Opfer (Dunkelziffer) von sexueller Gewalt das Erlebte nicht anzeigen, zeigt doch wohl, was von "rechtskräftigen Verurteilungen" zu halten ist.

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    1. Und was wäre deine bzw. die Alternative der Dame Von Welt zum Strafrecht? Außer dass sie es für untauglich hält, ist da wenig zu lesen. Sicher hat das Prinzip der Unschuldsvermutung Missbrauchspotenzial. Es ist auch kein schöner Gedanke, dass deswegen Schuldige frei herumlaufen. Nur, what else bitteschön? Schuldig bei Verdacht? Oder schuldig, wenn genügend Opfer öffentlich sagen: "Er war's!"? Gerechter Volkszorn? Die Unschuldsvermutung bei Sexualstraftaten auszusetzen, wäre fatal. (Frage nebenbei: Wo genau beginnt eigentlich eine Sexualstraftat? In der momentanen Debatte soll das individuelle Empfinden des Opfers maßgeblich sein. Ob das eine gute Idee ist, sei dahingestellt.) Denn dabei würde es gewiss nicht bleiben.
      Ich würde eher einen Kommentar zum von dir zitierten Blogpost anführen, der es m.E. eher auf den Punkt bringt:
      "Ein Problem der großen Sexismus-Debatten der letzten Zeit sehe ich allerdings daran, dass sie ausgerechnet von Fällen wie Gina Lisa und Weinstein angeschoben wurden, bei denen nun wirklich alles dabei ist (von Falschaussagen bis zu Komplizenschaft aufgrund wirtschaftlicher Interessen), um eine ehrliche und ernsthafte Diskussion zu dem Thema so gut wie unmöglich zu machen. Zuhören und glauben fällt unter solchen Umständen halt nicht immer leicht."
      Apropos totalitär: Die Herren Goebbels, Hitler und Mengele wurden deswegen nicht rechtskräftig verurteilt, weil sie sich per Suizid oder Flucht entzogen hatten. Andere NS-Täter (viel zu wenige für meinen Geschmack) wurden dagegen sehr wohl rechtskräftig verurteilt und bestraft.

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    2. Die Verantwortung der NS-Täter für tausendfachen Mord wird aber heute historisch mit dem Verweis auf eine Vorvereurteilung nicht in Zeifel gezogen.

      Wer seine/ihre Hoffnung in den Rechtsstaat/Strafjustiz in Fällen des Sexualstrafrechts setzt, tut mir eigentlich leid. Die Erfahrungen von Opfern sind niederschmetternd.

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    3. @ altautonomer:
      Wer seine/ihre Hoffnung in den Rechtsstaat/Strafjustiz in Fällen des Sexualstrafrechts setzt, tut mir eigentlich leid. Die Erfahrungen von Opfern sind niederschmetternd.

      Stimmt, die Erfahrungen vieler Opfer sind niederschmetternd, die Leistungsfähigkeit (und u.U. auch -bereitschaft) von Rechtsstaat und Strafjustiz sind extrem unbefriedigend, die Bilanz trüb. Aber was für andere Optionen gäbe es denn, im Zweifel gegen den Angeklagten? Oder Selbstjustiz der Opfer?

      Keine gute Idee. Rechtsstaatlichkeit und Gewaltmonopol des Staates sollte man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, das gäbe nämlich Dammbruchpotenzial in Richtungen, wo das wirklich niemand wollen sollte.

      Und was für eine Bestrafung wäre dann angemessen - Schwanz ab? Verprügeln oder gleich ganz umbringen? Zurückvergewaltigen? Viele könnten das nicht, viele dürften das auch nicht wollen. Und selbst wenn, gäbe das Gerechtigkeit? Ich glaube kaum.

      Ich weiß, jetzt bleiben wir auf der unsäglichen Bilanz des Rechtsstaats im Umgang mit Sexualstraftaten sitzen. Ich habe auch keine Lösung dafür, leider.

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  6. altautonomer/Wäre die Wannsee- Konferenz -Idee der Sterilisationen der jüdischen Bevölkerung angewahnt worden,anstatt des Millionenfachen Mordes,kein Gericht hätte Anklage erhoben.Zwangssteri wurden auch in den USA,Schweden,Schweiz zu dieser Zeit durchgeführt.Sprich es hätte auch keine NS Täter gegeben.

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    1. Hätte, hätte, Fahrradkette...
      Wenn Adolf dann noch das mit dem doofen, ihm grausam aufgezwungenen Vernichtungskrieg bleiben gelassen hätte, dann würde er heute als größter Wohltäter der Menschheit und Friedensfürst der Weltgeschichte gefeiert, schon klar.

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  7. Fluchtwagenfahrer24. Oktober 2017 um 06:19

    Moin Männers,
    lasst uns doch mal wieder zurück zu Stefan`s Post kommen.
    Der hier geschilderte, vermutete Sachverhalt ist Sex gegen Rolle, Job, Geld, späterer Ruhm. Wo ist das Problem? Ich war nicht dabei wie Hr. Weinstein die Offerte abgab, aber scheinbar gab es einige Damen die sie annahm. Ich weiß zähneknirschend aber Deal ist Deal. Ich denke nahezu jeder prostituiert sich, auf seine spezielle Art in immer wieder neuen Situationen.
    Es gibt sogar ein Berufsfeld namens Prostitution und ich denke wir können froh sein das es das gibt.
    Es ging hier um Sex zw. zwei Erwachsenen, wenn der/die eine nicht will, dann funktioniert das ohne körperliche Gewalt nicht. Das eine mentale, psychologische Gewalt möglicherweise ausgeübt wurde steht nicht in Abrede, aber das kann mein Vorgesetzter auch.

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    1. So ist es. Was ist eigentlich mit Schauspielerinnen, die es auch gegeben haben muß, nämlich die die sich dem Treiben verweigerten und dadurch Umwege oder gar die Chancenlosigkeit der eigenen Karriere hinnehmen mußten?
      Das sind ja wohl die eigentlichen Opfer. Ist aber typisch, niemand jammert bei diesen Themen lauter als korrumpierte Privilegierte.

      Und wies nur immer zusammenpaßt- Meryl Streep war mir schon von jeher zutiefst unsympathisch, das ist so eine, die Tiefgang damit verwechselt, einem mit bleischwerem Kitsch auf den Senkel zu gehen.

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  8. Fluchtwagenfahrer: Das hätte ich von Dir jetzt nicht erwartet. Junge Frauen von 20/21 Jahren mit großen Karrierehoffnungen wegen ihres bereits entdeckten Talents werden spontan mit einer Situation konfrontiert, in der kein langes Abwägen und analysieren möglich ist, weil er ihr seinen Ständer präsentiert. Abhauen und melden hieße in Falle Weinstein das Ende der Karriere. Die Alternative: Mitmachen - als einvernehmlich aber in einem extremen Abhängigkeitsverhältnis.

    Besonders übel finde ich Frauen, die die Geschichten von zigtausend betroffenen weiblichen Opfern auf #metoo ignorierend den Focus auf die Binse lenken, dass es ja auch Gewalt von Frauen gegen Männer gibt. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Geschlechtsgenossinnen und die Verweigerung von Solidarität.

    Zur Unschuldsvermutung noch ein Fundstück:
    "Vollends zum Überschlag brachten weitere Enthüllungen des New Yorker die Affäre Weinstein. Das Blatt berichtete von den Vergewaltigungs-Beschuldigungen und enthüllte ein Tonband. Das hatte die Polizei verdeckt einem Model mitgegeben, das von Weinstein „benutzt“ worden war. Darauf ist zu hören, wie Weinstein den Missbrauch offen zugibt und sagt, er sei es gewohnt, sich die Frauen zu nehmen. Die Justiz habe aber keine ausreichenden Beweise, um ihn anzuklagen. Das war schon 2015."

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